Kiel. Trotz Beginns der politischen Sommerpause läuft der Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters in Kiel bereits an. Fest steht: Acht Kandidaten – sieben Männer und eine Frau – wollen ins Rennen gehen. Das sind so viele wie nie zuvor. Bis acht Wochen vor der Direktwahl durch die Kielerinnen und Kieler Mitte November könnten sogar weitere hinzukommen.

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Die Wahlplakate hängen zwar noch lange nicht, aber die Kandidaten laufen sich schon warm. Sie zeigen sich in den Kieler Stadtteilen und werben digital auf ihren Kanälen der sozialen Medien um Aufmerksamkeit. Sie brauchen einen langen Atem, denn zur OB-Wahl am 16. November in Kiel sind es noch gut 15 Wochen. Für eine mögliche Stichwahl ist der 7. Dezember vorgesehen.

OB-Wahl in Kiel: Bewerbungen bis 22. September möglich

Bis zum 22. September nimmt das Büro des Wahlleiters, der Kieler Stadtrat Christian Zierau, Wahlvorschläge an. Anfragen von Einzelbewerbern über die bereits bekannten Kandidaturen hinaus verzeichne er durchaus, so Zierau. Solche Interessenten stellt das Wahlgesetz aber vor eine Hürde. Wer keine Partei im Rücken hat, die in der Kieler Ratsversammlung vertreten ist, muss 245 Unterschriften von wahlberechtigten Unterstützern vorlegen, um zugelassen zu werden.

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Während die Kandidaten unter anderem mindestens volljährig und Deutsche sein müssen, ist die Basis der Wahlberechtigten breiter: Wie bei der Kommunalwahl können die Kielerinnen und Kieler bereits ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben. Das ist zudem allen Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Kiel möglich, die Staatsangehörige eines EU-Landes sind. Damit wird es in etwa 200.000 Wahlberechtigte geben.

Wir wollen eine möglichst hohe Wahlbeteiligung sicherstellen.

Christian Zierau

Stadtrat und Wahlleiter

An der jüngsten Oberbürgermeister-Wahl in Kiel 2019 hat jedoch nicht einmal jeder Zweite teilgenommen, der Anteil lag bei 37,9 Prozent. „Wir wollen eine möglichst hohe Wahlbeteiligung sicherstellen“, sagt Wahlleiter Zierau. Ab sechs Wochen vor dem Termin wird Briefwahl möglich sein. Außerdem richtet die Verwaltung wieder Sofortwahlbüros in Gaarden und in Friedrichsort ein.

So viele Kandidaten zur OB-Wahl in Kiel wie nie

Laut Christian Zierau könnte die Auszählung am Wahlabend durch die hohe Zahl an Kandidaten länger als üblich ausfallen. Außerdem wird eine Stichwahl wahrscheinlicher. Zum Vergleich: 2019 waren vier Kandidaten angetreten. Bei den beiden vorherigen OB-Wahlen jeweils drei. Klar ist bereits, dass die Kandidaten nach alphabetischer Reihenfolge ihrer Nachnamen auf dem Stimmzettel aufgelistet werden.

Damit wird einer der Kandidaten, die voraussichtlich die größten Chancen haben, ganz unten erscheinen: Samet Yilmaz (44), der für Bündnis 90/Die Grünen antritt. Yilmaz wird allein deshalb ein Erfolg zugetraut, weil Kiel sich nach und nach von einer roten zu einer grünen Hochburg entwickelt hat. Samet Yilmaz gehört seit 2023 der stärksten Fraktion in der Kieler Ratsversammlung an und ist deren Co-Vorsitzender. Der dreifache Familienvater ist als promovierter Politologe in der Verfassungsschutzabteilung des Innenministeriums tätig. Es ist das erste Mal, dass ein Grüner zur Kieler OB-Wahl antritt.

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Das ist bei der SPD ganz anders. Ulf Daude (52) soll auf seinen Parteifreund folgen, den derzeitigen Amtsinhaber Ulf Kämpfer. Daude ist Pädagoge und Leiter der Gemeinschaftsschule am Brook in Gaarden. Der gebürtige Kieler hat in seiner Karriere aber auch schon als Referatsleiter in der Staatskanzlei gearbeitet. Ulf Daude hat eine Tochter und lebt mit seiner Familie in Molfsee – würde aber im Erfolgsfall seinen Wohnsitz langfristig nach Kiel verlegen.

Kieler OB-Kandidaten mit und ohne Polit-Erfahrung

Mit CDU und FDP unterstützen gleich zwei Kieler Parteien den Kandidaten Gerrit Derkowski (56). Im Gegensatz zu seinen größten Konkurrenten von Grünen und SPD hat Derkowski keine parteipolitische Erfahrung. Bekannt ist er trotzdem: Der Journalist war bis März Moderator des Schleswig-Holstein-Magazins im NDR-Fernsehen. Gerrit Derkowski lebt in Kiel-Holtenau, ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Kinder. Er möchte parteilos bleiben, um auf diese Weise im Kieler Rat und in der Stadtgesellschaft Brücken bauen zu können.

Ein Pfund an kommunalpolitischer Erfahrung bringt hingegen Marcel Schmidt (61) mit, der seit zwölf Jahren Ratsmitglied des SSW ist. Der Fraktionsvorsitzende ist pensionierter Polizeibeamter aus Elmschenhagen. Seine Partei hat Marcel Schmidt erst vor gut einer Woche fast einstimmig zum Kandidaten nominiert. Damit tritt erstmals ein SSW-Mann zur OB-Wahl in Kiel an.

Björn Thoroe (40, Die Linke) hingegen geht nach 2019 zum zweiten Mal ins Rennen. Damals erhielt er 9,1 Prozent der Stimmen. Thoroe ist seit 2023 Ratsherr und Vorsitzender der Fraktion von Die Linke/Die Partei. Für die AfD kandidiert Hubert Pinto de Kraus (59). Er leitet das Tauchsportzentrum der Kieler Uni und arbeitet seit einigen Monaten als bürgerliches Mitglied in verschiedenen Ausschüssen der Ratsversammlung mit.

OB-Wahl: Die Linke und Die Partei in Kiel treten erneut an

Als bislang einzige Frau will Viola Ketelsen (31) antreten. Sie gehört der Partei Volt an, die nicht im Rat vertreten ist. Volt wirbt noch um Unterstützer-Unterschriften für ihre Kandidatin.

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Florian Wrobel (32) hatte sich bereits im November entschlossen, ein zweites Mal für die Satirepartei „Die Partei“ anzutreten. 2019 erhielt er 4,8 Prozent der Stimmen.

KN