Mit 70 Badetoten verzeichnete Bayern im vergangenen Jahr laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die meisten Todesfälle aller Bundesländer. In diesem Sommer sind es bereits 34. „Es gibt nur wenige tragische Fälle, in denen eine Erkrankung auftritt, die für die Person vorher nicht erkennbar war“, sagt Max Markmiller, Vorsitzender der Kreiswasserwacht Augsburg. „Eigentlich lässt sich jeder Badeunfall auf eine Missachtung der Baderegeln zurückführen.“ Den Schlüssel, um derartige Unfälle präventiv zu verhindern, sieht Markmiller darin, Kinder frühzeitig, aber auch regelmäßig zu sensibilisieren. Zwei Projekte im Landkreis Augsburg tragen dazu ihren Teil bei.
2022 konnten rund 20 Prozent der Vier- bis Sechsjährigen nicht schwimmen
In Deutschland können und lernen immer weniger Kinder schwimmen. Laut einer Studie, die 2017 im Auftrag der DLRG durchgeführt wurde, konnten rund zehn Prozent der Kinder zwischen vier und sechs Jahren nicht schwimmen. Im Jahr 2022 stieg dieser Anteil bereits auf fast 20 Prozent. Dennoch müssen Eltern, die ihr Kind zum Schwimmkurs anmelden wollen, teilweise über ein Jahr warten. Die Schwimmschulen kommen der Masse an Anfrage nicht hinterher. Daher bieten das Augsburger Landratsamt und ein Swimmingpool-Anbieter aus Gersthofen eine Alternative.
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18 Kinder können kostenlos bei Eberle Garten- und Poolbau in Gersthofen schwimmen lernen. Geübt wird in einem Ausstellungspool, den die Firma Desjoyaux zur Verfügung stellt.
Foto: Isa Foltin
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18 Kinder können kostenlos bei Eberle Garten- und Poolbau in Gersthofen schwimmen lernen. Geübt wird in einem Ausstellungspool, den die Firma Desjoyaux zur Verfügung stellt.
Foto: Isa Foltin
Das Gersthofer Industriegebiet ist wohl nicht der erste Ort, an den man beim Schwimmenlernen denkt. Die Firma Eberle Garten- und Poolbau stellt das zweite Jahr in Folge eines ihrer Ausstellungsbecken zur Verfügung. Unter der Anleitung eines Schwimmlehrers der privaten Schwimmschule „Sharky“ lernen Kinder in kleinen Gruppen das Schwimmen. Zehn Tage lang erhalten sie jeweils 45 Minuten Schwimmunterricht, im Anschluss können sie die Prüfung für das Schwimmpferdchen-Abzeichen ablegen. In diesem Jahr wollen das 18 Kinder schaffen.
Die sogenannte „Pool School“ ist kostenlos. Das Projekt der Firma „Desjoyaux“, deren Pools das Familienunternehmen der Eberles verkauft, übernimmt die Kosten für den Schwimmkurs. Wer teilnehmen kann, wird durch ein Losverfahren entschieden. Während der Schwimmstunden müssen die Eltern neben dem Pool warten und ihre Kinder beaufsichtigen. Dass die Eltern so nah bei ihren Kindern bleiben können, mache den Schwimmunterricht familiärer und gebe den Eltern mehr Sicherheit, sagt Bettina Eberle. Sie ist während der Schwimmstunden für alle Fragen der Eltern da und und begleitet die Kinder beim Üben im Wasser.
Dass die Eltern beim Schwimmkurs dabei sein können, gibt ihnen Sicherheit
„Einen Schwimmkurs zu finden ist sehr, sehr schwer“, sagt Hatice Genc aus Gersthofen. Sie hat ihre beiden achtjährigen Zwillinge bei der „Pool School“ angemeldet. „Die kleinen Gruppen sind optimal für die Kinder, da sie so mehr lernen können. Außerdem fühle ich mich sicherer, wenn ich dabei sein kann“, erklärt sie. Bevor es in den Sommerferien in den Urlaub in die Türkei geht, sollen ihre Zwillinge das Seepferdchen in der Tasche haben.
Auch für den 21-jährigen Schwimmlehrer Nils Münch sind die Kleingruppen ein Vorteil: „Ich habe einen besseren Überblick über die Gruppen und kann mehr auf die einzelnen Kinder eingehen. Selbst wenn nicht alle Kinder das Seepferdchen schaffen, konnten wir allen Kindern die Angst vor dem Wasser nehmen und das ist das Wichtigste.“
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Viele Personen sind an dem Projekt „Schulschwimmwoche“ beteiligt. So auch von link Stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald, Veronika Murr von der Aok,die ehrenamtlichen Helfer der Wasserwacht Ferdinand Kreitmeir, Sarah Achberger und Bianca Mauche-Schmider, Kreisvorsitzender der Wasserwach Max Markmiller und die Sportbeauftragte des Landkreises Birgit Riegel.
Foto: Sarah Schöniger
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Viele Personen sind an dem Projekt „Schulschwimmwoche“ beteiligt. So auch von link Stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald, Veronika Murr von der Aok,die ehrenamtlichen Helfer der Wasserwacht Ferdinand Kreitmeir, Sarah Achberger und Bianca Mauche-Schmider, Kreisvorsitzender der Wasserwach Max Markmiller und die Sportbeauftragte des Landkreises Birgit Riegel.
Foto: Sarah Schöniger
Die Schulschwimmwoche wird für Kinder der fünften und sechsten Klasse organisiert
Die Schulschwimmwoche, veranstaltet von der Wasserwacht des Landkreises, des Landratsamts und der Aok, ist Schülerinnen und Schüler der fünften, teilweise auch der sechsten Klasse ausgerichtet. Kinder, die nicht gut oder gar nicht schwimmen können, sollen die Grundlagen lernen. Für die, die bereits schwimmen können, ist das Bronzeabzeichen das Ziel, sagt Mitorganisator Max Markmiller. „Wir wollen vor den Sommerferien ein schwimmerisches Update geben, für hoffentlich sichere Sommerferien.“
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Für das Bronze-Schwimmabzeichen muss man 200 Meter in höchsten 15 Minuten schwimmen, einen Gegenstand aus zwei Metern Tiefe heraufholen und einen Sprung vom Beckenrand absolvieren.
Foto: Sina Schuldt/dpa (Symbolfoto)
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Für das Bronze-Schwimmabzeichen muss man 200 Meter in höchsten 15 Minuten schwimmen, einen Gegenstand aus zwei Metern Tiefe heraufholen und einen Sprung vom Beckenrand absolvieren.
Foto: Sina Schuldt/dpa (Symbolfoto)
In acht Jahren haben rund 8000 Kinder an dem Projekt teilgenommen. In diesem Jahr waren es mehr als tausend Kinder – verteilt auf acht Schulen an sechs verschiedenen Standorten im Landkreis, betreut von rund 90 Helfenden. Insgesamt schaffen nach der Trainingswoche je nach Schule zwischen 90 und 95 Prozent der Kinder das Bronzeabzeichen. Das heißt: 200 Meter in 15 Minuten schwimmen, zwei Meter tief tauchen und die Baderegeln kennen. Wer will, könne sich auch an höheren Abzeichen versuchen – dieses Jahr legten etwa 20 Kinder das Goldabzeichen ab, sagt Max Markmiller.
Im Theorieunterricht werden allgemeine Baderegeln besprochen
Wegen des wechselhaften Wetters gab es in diesem Jahr mehr Theorieunterricht als sonst. „Dieses Wissen, ich gehe nicht übermüdet, nicht angeschlagen ins Wasser, nicht hungrig, aber auch nicht komplett voll“, erklärt Markmiller, sei genauso wichtig wie das Schwimmen selbst. „Gerade in einem Alter, wo man so langsam überheblich wird.“
Im Pool soll Sicherheit für Spaß und umgekehrt sorgen. „Wenn ein Kind Freude im Wasser hat, geht es auch öfter zum Schwimmen und kann es dann besser.“ Fortschritte sehe man nach der Schulschwimmwoche bei allen Kindern. Wichtig sei es jedoch, den Fortschritt zu erhalten, etwa durch den Schulschwimmunterricht. Besonders nimmt der Wasserwachtsvorsitzende dabei auch die Eltern in die Pflicht: „Manche Familien haben nicht im Blick, die Schwimmfähigkeit zu stärken. Sicheres Schwimmen ist aber überlebenswichtig.“
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