Dresden verliert hochpolitischen Künstler
Auch der Bürgerrechtler, Theologe und ehemalige Leiter der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, zeigte sich tief betroffen. Er sagte MDR KULTUR, Junge sei ein hochpolitischer Mensch gewesen, der zu seinen Überzeugungen gestanden habe. So habe er eine Europafahne vor seinem Haus gehabt.
„Dass Nationalismus und Faschismus in Deutschland wieder einmal groß werden könnten, das widersprach so seinem Denken, das hat ihn umgetrieben“, erinnert sich Richter. Es habe ihn in den letzten Monaten und Jahren seines Lebens sehr bedrückt, „dass Menschen für Rationalität und für Argumente und für Klugheit gar nicht mehr erreichbar sind, sondern sich verführen lassen.“
Junge habe innerlich oft gelitten, so Richter, weil Dresden in den Ruf geraten sei ein „Zentrum für Neonazis und Rechtsextreme zu sein“.
Von Staatsschauspiel Dresden bis DEFA
Junge wurde 1938 in Schwerin geboren und absolvierte sein Studium an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Nach Stationen an den Theatern in Rudolstadt und Plauen wurde er Mitte der 1960er-Jahre Teil des Ensembles am Staatsschauspiel Dresden. Dort wirkte er knapp zwei Jahrzehnte lang. Daneben spielte Junge in DEFA-Filmen wie „Addio, piccola mia“ und „Die vertauschte Königin“ mit.
Der Schauspieler hat sich immer wieder auch politisch engagiert. Unter anderem setzte sich Junge für den Wiederaufbau der Dresdner Synagoge ein und sammelte dafür Spenden. Er initiierte gemeinsam mit Sänger Gunter Emmerlich, Komponist Udo Zimmermann und weiteren die Gründung des Neuen Sächsischen Kunstvereins.
Mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
Friedrich-Wilhelm Junge wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden. 1995 erhielt er das Bundesverdienskreuz am Bande. Zur Begründung hieß es damals, dank Junge habe sich das Dresdner Brettl zu einer ersten Adresse für literarisches wie auch politisches Kabarett entwickelt. Durch sein Engagement habe die Theaterstadt Dresden ihr hohes internationales Niveau halten können.
Quellen: Theaterkahn Dresden, Katholische Akademie Dresden-Meißen, Sächsische Staatsregierung
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