Urlaubszeit beginnt

Tierschutzverein Berlin: „Seit letzter Woche sind 50 Tiere ausgesetzt worden“

Katzen in Transportbox auf Gehweg. (Quelle: dpa/Michael Bihlmayer)

dpa/Michael Bihlmayer

Bild: dpa/Michael Bihlmayer

Die Urlaubszeit beginnt und viele Tierhalter fragen sich: Wohin mit Hund oder Katze? Über die Unterbringung und die Kosten sollte man sich früh Gedanken machen, sagt Eva Rönspieß vom Tierschutzverein Berlin. Auch, wenn man das Tiere mitnehmen möchte.

rbb24: Frau Rönspieß, merken Sie schon, dass jetzt in der Ferienzeit besonders viele Tiere ausgesetzt werden?

Eva Rönspieß: Leider ja. Wir haben seit Ferienbeginn tatsächlich einen deutlichen Anstieg gespürt. Seit letzter Woche Donnerstag sind 50 Tiere allein in Berlin ausgesetzt worden. Und das ist im Vergleich zu einer Nicht-Ferienzeit ungefähr eine Verdreifachung.

  • Dogsharing in Berlin –
    Halber Hund, dreifaches Glück

    Frida ist quasi ein halber Hund. Denn ihre Besitzer – eine Familie aus Prenzlauer Berg – teilen sich die 14-jährige Hundedame mit einer jungen Frau aus dem Wedding. Das Konzept heißt Dogsharing, die Besitzer nennen es „Win-Win-Win“. Von Sabine Priess

Und welche Tiere sind das? Hunde, Katzen oder Kleintiere?

Hunde, Katzen, Kaninchen. In diesem Jahr hat es insbesondere wieder viele Katzen und viele Kleintiere, also Kaninchen, getroffen.

Warum setzen Menschen denn ihre Tiere aus? Also machen sich viele keine Gedanken über Urlaub mit Tieren und sind dann überfordert?

Die Entscheidung für ein Tier sollte ganz bewusst getroffen werden. Das heißt auch, dass ich mir über die Urlaubsbetreuung im Vorfeld Gedanken machen muss und hier auch die Kosten nicht unterschätzen darf. Da muss man schon den einen oder anderen Euro übrighaben.

Und man muss ganz klar sagen: Manche Leute sind schlecht vorbereitet. Nach dem Motto: ‚Oh hoppala, morgen fahre ich in den Urlaub, der Koffer ist ja schon gepackt, was mache ich jetzt mit Hund oder Katze?‘

Wer gut vorbereitet ist, kann auch mit dem Tier gemeinsam verreisen. Dem sind keine Grenzen gesetzt und es gibt sogar Menschen, die verreisen mit ihrem Pferd. Es hängt also noch nicht mal von der Größe des Tieres ab.

Worauf muss ich denn achten, wenn ich mein Haustier mit in den Urlaub nehme?

Das ist auch tierabhängig. Wenn ich ein sehr stressempfindliches Tier habe, zum Beispiel Tierarten wie Vögel und Hamster, dann sollte ich die Betreuung zu Hause organisieren oder eine Pension finden, die auf diese Tierart eingestellt ist und wo der Fahrtweg nicht so lang ist.

Habe ich aber eine Katze, die der absolute Draufgänger ist, kann ich die auch mitnehmen ins Hotel oder die Ferienwohnung. Wenn ich aber zum Beispiel einen kleinen Angsthasen habe, also eine Katze, die dann drei Wochen nur unterm Sofa sitzt, sollte ich das lieber lassen.

Und ich muss vorher immer schauen: Hat mein Tier einen guten Impfstatus, wie ist der Gesundheitszustand, welche gesetzlichen Regelungen gelten im Ausland? Viele Menschen fahren im Sommer gern nach Dänemark, und Dänemark hat ein unglaublich strenges Hundegesetz. Ich muss also schauen, ob meine Hunderasse dort überhaupt erlaubt ist. Ich muss das passende Futter einpacken, das Zubehör, ich brauche eine Versicherung. Die Liste ist lang.

Was sind denn geeignete Reiseziele mit Haustier?

Ganz unterschiedlich. Ich kann super mit meinem Hund an die Ostsee fahren oder in die Berge. Ich kann mit kleineren Hunden auch gut mal in den Flieger steigen. Ich muss schauen: Wie möchte ich selbst Urlaub machen und wo kann ich einen Kompromiss finden mit meinem Tier? Wenn ich die große Fernreise nach Südostasien machen will – da kann mein Hund wohl einfach nicht mit, das ist zu stressig.

Wie früh vor der Reise muss ich mich denn zum Beispiel um eine Tierpension kümmern?

Wenn es eine Reisezeit ist, wo viele Menschen Urlaub machen, sollte man tatsächlich schon ein Jahr vorher schauen, dass man seine Lieblingspension findet. Oder man hat ein gutes soziales Netz, das vergessen viele Menschen immer. In der Nachbarschaft, Berlin ist ja eine Mieterstadt, da kann man sich ja auch im Haus gegenseitig helfen. Der Nachbar hat vielleicht einen Hund, dann kann da mein Hund vielleicht auch bleiben. Ein bisschen mehr Zusammenhalt und schauen, wie man es für die Tiere besser machen kann.

Und wenn ich im Wald oder im Park ein ausgesetztes Tier finde – wie verhalte ich mich denn am besten?

Erstmal ruhig schauen, wie es dem Tier geht und ob das Tier zutraulich ist. Sollte das Tier zutraulich sein, dann am besten versuchen, es aus der misslichen Lage zu befreien. Wir erleben es oft, dass Hunde sehr eng an Bäume angebunden werden mit Maulkorb, also die haben auch gar nicht die Chance, sich selbst zu befreien und sind dort ihrem Schicksal überlassen. Dann herantreten, schauen wie der Hund reagiert, abmachen und dann am besten bei der Polizei anrufen, Veterinäramt oder in Berlin beim amtlichen Tierfang. Und wenn da alle Leitungen belegt sind: auf alle Fälle im Tierheim Berlin. Dann kommen wir auch vorbei und retten das Tier. Und dann geht es dem Tier hoffentlich schnell wieder besser.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Ann Kristin Schenten, rbb24-Inforadio. Der Text ist eine redigierte Fassung des Gesprächs.

Sendung: 29.07.2025, 10:05 Uhr