Das Thema Plattenspieler ist emotional sehr aufgeladen. Es ist ein anderes, intensiveres Musikhören“, sagt Geschäftsführer Joachim Horn bei Fernsehmeister Peter Horn an der Bismarckstraße. „Sie öffnen die Haube des Plattenspielers, ziehen die LP erst aus dem Karton, dann aus der Schutzhülle, legen Sie auf den Plattenteller, nehmen die Nadel, führen sie an den Anfang, lassen sie mit einem Hebel herunter – das zelebriert man ja.“ Er habe einen Kunden mit einem eigenen Musikzimmer gehabt: „Der raucht immer eine Zigarre beim Musikhören, das ist der pure Genuss für ihn.“
Dass das Interesse am Plattenspieler gewachsen ist, bestätigt Jan Sieveking, der in Bremen Sieveking Sound leitet, den größten deutschen Vertrieb für audiophile Tonträger und passendes Zubehör. „Schallplatten machen 80 Prozent unseres Geschäfts aus. Wem die Klangqualität wichtig ist, kommt um Vinyl nicht herum.“ 400 Geschäfte in ganz Deutschland beliefere er, drei davon in Bremen. „Eine Platte aufzulegen, ist kein Akt der Beliebigkeit. Zu skippen wie bei Spotify geht nicht, man hört ein Album so, wie sich die Künstler das gedacht haben.“
Markus Langer, Geschäftsführer von Uni HiFi, Am Dobben, sieht einen eindeutigen Trend: „Wir verkaufen acht bis zehn Plattenspieler im Monat, mehr als CD-Spieler. Immer häufiger kommen auch Kunden im Alter von 18 bis 30 Jahren vorbei, um prüfen zu lassen, ob der alte Plattenspieler ihrer Eltern noch etwas taugt. Viele stellen dann fest, dass die LP auch auf einfacheren Anlagen angenehmer klingt als MP3-Dateien.“ Joachim Horn sieht vor allem bei der Generation 45+ den Trend, in den Plattenspieler als Hobby zu investieren wie in eine Modelleisenbahn. „Sie können auf einem hochwertigen CD-Spieler mit guten CDs gute Ergebnisse erreichen, aber ein hochwertiger Plattenspieler ist immer überlegen.“
Für einen grundsoliden Einstieg reiche schon ein Modell für 350 bis 400 Euro, bemerkt Langer, in seinem Geschäft steht aber auch ein Plattenspieler für 27.000 Euro: „Nach oben gibt es kaum Grenzen.“ Jüngst hat er eine Plattenglättmaschine verkauft, mit der sich verwellte Scheiben professionell plätten lassen, eine Maschine zur Plattenreinigung ist für Liebhaber fast schon Pflicht. Mindestens 600 bis 700 Euro muss man dafür jeweils anlegen.
Mit Lamborghini-Design
Auch Joachim Horn hat schon echte Freaks kennengelernt: Als Technics seinen besten Plattenspieler – Gewicht: 30 Kilo, Preis: etwa 4500 Euro – unverändert wieder herstellte, wurde zunächst nur eine Auflage von 1000 Stück mit Seriennummern produziert. „Es gab Kunden, die herumtelefoniert haben, um bestimmte Nummern zu finden, die ihrem Geburtsdatum entsprachen,“ erzählt Horn. „Ein Kunde kam extra aus den Niederlanden zu uns.“ Auch eine Sonderedition mit Lamborghini-Design stieß auf großes Interesse – dazu waren auf einer Vinylschallplatte die Motoren- und Fahrgeräusche von sechs verschiedenen Lamborghini-Sportwagen zu hören.
20 Prozent der Kunden würden sich überdies für einen Plattenspieler mit Bluetooth-Anschluss entscheiden; der werde dann beliebig im Raum platziert und der Klang drahtlos an die Aktivlautsprecher übertragen. „Der Plattenspieler ist auch ein Statussymbol. Es geht nicht nur um den Klang.“ Fachhändler Langer hat bereits einen weiteren Trend ausfindig gemacht. „Auch die Musikkassette kehrt zurück.“