Wusstet ihr…

Zwischen Hannover und Braunschweig, direkt an der B214, liegt das kleine Dorf Didderse. Auch wenn es mit seinen Feldern und den alten Bauernhäusern zunächst etwas unscheinbar aussieht, ein genauerer Blick zeigt: In diesem Dorf steckt richtig viel!

Didderse_Ortsschild.jpgSSV Didderse vs. Inter Mailand

Der SSV Didderes gegen Inter Mailand?! Was verrückt klingt, ist tatsächlich so passiert – jedenfalls für die „Grashoppers United“, der U11-Gruppe des Vereins. Für die Kinder dürfte sich damit ein Traum erfüllt haben! 2012 traten sie bei einem internationalen Turnier gegen den Nachwuchs von europäischen Top-Vereinen wie Benfica Lissabon, FC Valencia, Inter Mailand und FC Sevilla an. Am Ende erreichten sie einen großartigen 15. Platz! Die Mannschaft vom VfL Wolfsburg schaffte es übrigens nur auf Platz 20…

Ein Hund bringt Vergissmeinnicht

In Didderse leben Mensch und Tier eng zusammen, wie dieser Dorf-Mythos hier zeigt: Ein Bauer hatte einen Jagdhund, dem er jeden Morgen eine Scheibe Brot schmierte und dann zu fressen gab. Einmal wurde er von seinem Nachbarn davon abgehalten, weshalb der Hund kurzerhand über die Gartenmauer sprang. Als er zurückkam, hatte er Blumen dabei, genauer gesagt Vergissmeinnicht. Er machte damit vor seinem Herrchen Männchen und erinnerte ihn so an das vergessene Brot.

Didderse – über 1000 Jahre alt

Didderse wurde das erste Mal 780 urkundlich erwähnt und ist somit schon ganze 1245 Jahre alt! Zum Vergleich: 747 wurde Ohrum, das älteste Dorf in Niedersachsen, das erste Mal urkundlich erwähnt. Ohrum ist somit nur 37 Jahre älter als Didderse!

Aus gegebenem Anlass hat Didderse daher 1980 sein 1200-jähriges Bestehen gefeiert. Ganze 10 Tage war das Dorf mit Schützenfest, Disco, Festwagen und Umzügen auf den Beinen.

Freunde im hohen Norden

In den 1970er Jahren begann zwischen Didderse und Finnland eine ganz besondere Freundschaft. Angefangen hat alles mit einem Besuch des finnischen Musikzuges VALKEAKOSKEN SOITTOKUNTA 1977 in Didderse. Das war das erste Treffen zwischen einem deutschen und einem finnischen Musikzug überhaupt.

Der Besuch der Finnen in Didderse war trotz Sprachbarrieren von ganz viel Herzlichkeit geprägt und bereits nach wenigen Tagen entwickelten sich Freundschaften. Schon ein Jahr später fand dann der Gegenbesuch in Valkeakoski statt. In den folgenden zehn Jahren kamen noch weitere Besuche in beiden Ländern hinzu, z. B. bei der 1200-Jahr-Feier.

Das „Rebellendorf Didderse“

Wie willensstark die Didderser sind, hat sich in den 1970ern und 80ern gezeigt. 1974 wurde das Dorf nämlich dem Landkreis Peine zugeordnet. Damit verlor es seine jahrzehntelange Verbindung zu seinen Nachbardörfern, die weiterhin zum Landkreis Gifhorn gehörten. Die Gebietsreform wollten die Bürger daher nicht einfach so hinnehmen! Sie riefen eine Bürgerinitiative ins Leben und sorgten dafür, dass die Politik öffentlich das Versprechen gab, Didderse wieder in den Landkreis Gifhorn zurückzugliedern. 1981 war es dann so weit und Didderse ist seitdem wieder als selbstständige Gemeinde Teil des Landkreises Gifhorn.

Eine Bank auf der Brücke

Wie kommt die Bank einer Festzeltgarnitur oben auf die sieben Meter hohe Brückenkonstruktion der Okerbrücke?! Das dürfte sich die Didderser Feuerwehr im Juni 2022 auch gefragt haben, als sich ein aufmerksamer Passant deswegen bei ihr meldete. Böse Zungen würden ja behaupten, die ganze Geschichte hat etwas mit dem Schützenfest zu tun, das vier Tage vorher stattfand… Die Bank wurde schließlich von der Feuerwehr wieder runtergeholt, aber eines ist sicher, so einen Einsatz gibt es nicht alle Tage!

Didderse_Okerbrücke.jpgEine Arrestzelle im Feuerwehrgerätehaus

Manchmal gilt es erfinderisch zu werden, besonders auf einem kleinen Dorf wie Didderse. So jedenfalls könnte man erklären, wieso es lange Zeit in dem Gerätehaus der Feuerwehr eine kleine Arrestzelle gab! Gedacht war sie für Leute, die kleinere Vergehen oder Verbrechen begangen haben. Wer also zum Beispiel auf die Idee kam, von einem Nachbarn etwas Mais zu stehlen, der musste damit rechnen, für ein paar Tage in einem 4 Quadratmeter großen Raum zu nächtigen…

Interessant zu wissen: Selbst in den ersten Entwürfen für ein neues Gerätehaus im Jahr 1955 war noch ein solcher Arrestraum geplant!

Didderse gegen Napoleon

In seiner letzten Schlacht in Waterloo 1815 kämpfte Napoleon gegen Georg Ludolph Baring. Dieser war Major in der „Königlich Deutschen Legion“ und hielt mit einer nur 400 Mann großen Streitmacht so lange die Stellung gegen die Franzosen, dass die Preußen genug Zeit hatten, um den Engländern zu Hilfe zu kommen, sodass Napoleon besiegt werden konnte. Der Sohn vom Major Baring kaufte 1857 den „Ersehof“, ein etwas abseits vom restlichen Ort gelegenes Gebiet von Didderse. Seit den Reformen von 1974 ist es allerdings Teil vom Landkreis Peine.

Der Tote und der Abendmahlskelch

Wie jede mittelalterliche Kirchengemeinde brauchte natürlich auch Didderse einen schönen Abendmahlskelch. Lange Zeit gab es aber nur einen alten Kelch aus Zinn. Einen neuen aus Silber, wie es ihn bereits in Braunschweig gab, konnte sich die Gemeinde allerdings nicht leisten, obwohl sie schon jahrelang Geld gesammelt hatte. Erst 1671 konnte ein silberner Abendmahlskelch angeschafft werden, nachdem ein Müllerknecht im Sommer verstorben war – und man seine Hinterlassenschaften zur Finanzierung hinzuzog!

Didderse_Kirche.jpg Ein Fußballplatz aus Handarbeit

Als 1928 der Sportverein gegründet wurde, fehlte vor allem eines: ein Sportplatz. Nach dem zunächst ein Acker und die Schweineweide herhalten mussten, wurde ein brachliegendes Gelände in den Okerwiesen zur Verfügung gestellt. Das Problem: der Platz war uneben, bei Hochwasser überschwemmt und übersät mit tiefen Löchern und Tümpeln! Im Juli 1928 begannen die 30 Vereinsmitglieder daher mit den nötigen Arbeiten. Bei bis zu 32°C im Schatten wurden per Hand Loren mit Erde befüllt, zum Sportplatz geschoben, dort entladen und wieder zurück zum Beladen gefahren. Mit Unterstützung der Gemeinde konnte der Platz schließlich im September 1931 eingeweiht werden.

Übrigens: Noch heute steht der Sportplatz manchmal zur Hälfte unter Wasser, wenn die Oker mal wieder über ihre Ufer tritt, zum Beispiel wenn der Schnee im Harz schmilzt.