Elektromobilität wird immer beliebter. Aber was tun mit den alten Akkus? (Foto: Bührke)
Batterien aus Elektroautos lassen sich nach ihrem ersten Lebenszyklus entweder recyceln oder als stationäre Speicher weiterverwenden – etwa zur Zwischenspeicherung von Strom aus erneuerbaren Energien. Beide Wege sind Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Doch welche Strategie bringt den größten Nutzen für Umwelt und Klima? Dieser Frage hat sich eine Studie der Uni Münster gewidmet.
Ein internationales Forschungsteam der Universität Münster, des Fraunhofer FFB und des Lawrence Berkeley National Laboratory hat diese Frage am Beispiel Kaliforniens untersucht. Das zentrale Ergebnis: Die Wiederverwendung ausgedienter Fahrzeugbatterien als stationäre Speicher bietet langfristig größere CO₂-Einsparungen als ihr sofortiges Recycling. Die Forschenden empfehlen deshalb, Altbatterien möglichst zunächst in einer Zweitnutzung einzusetzen – insbesondere in Regionen mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien. In ihren Modellrechnungen verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drei Szenarien: die heutige Praxis, ein Szenario mit vollständigem Recycling und eines mit priorisierter Zweitnutzung. Das Fazit: Während bei direktem Recycling bis 2050 rund 48 Millionen Tonnen CO₂ eingespart würden, steigt die Einsparung bei bevorzugter Zweitnutzung auf etwa 56 Millionen Tonnen – ein signifikanter Unterschied.
Strom aus Photovoltaikanlagen kann zum Beispiel für die Nachtstunden zwischengespeichert werden. (Foto: Bührke)
Zudem zeigt die Studie, dass die Menge ausgedienter Batterien bereits mittelfristig den Bedarf an stationären Speichern übersteigen dürfte – besonders bei langlebigen Lithium-Eisenphosphat-Batterien, die sich gut für eine Zweitverwendung eignen. Trotz des Potenzials der Zweitnutzung betonen die Forschenden die Notwendigkeit eines gleichzeitigen Aufbaus leistungsfähiger Recyclingstrukturen. Nur mit einer frühzeitigen, systemischen Planung entlang der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette – von der Produktion über die Nutzung bis zum Lebensende – lassen sich ökologische und wirtschaftliche Potenziale voll ausschöpfen.
Die Studie liefert damit erstmals eine datenbasierte Grundlage für politische und wirtschaftliche Entscheidungen zum Umgang mit Altbatterien – mit einer klaren Empfehlung: Wiederverwendung vor Recycling.
Originalveröffentlichung: Jannis Wesselkämper, Thomas P. Hendrickson, Simon Lux and Stephan von Delft (2025): Recycling or second use? Supply potentials and climate effects of end-of-life electric vehicle batteries. Environmental Science & Technology, DOI: 10.1021/acs.est.5c01823
Michael wurde im niedersächsischen Celle geboren und kam 1990 zum Studieren nach Münster. Er ist Geograf und arbeitet heute in der Unternehmskommunikation. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Umwelt, Gesundheit und Soziales aber auch in den Naturwissenschaften. Michael ist leidenschaftlicher Radfahrer, Wanderer und Amateurfotograf.