1. Startseite
  2. Politik

DruckenTeilen

Wladimir Putin ist als Kreml-Chef selten ohne Begleitung unterwegs. Einige der Männer seiner Entourage sind für alle Fälle ausgerüstet, wie ein Video zeigt.

Moskau – Wenn Wladimir Putin irgendwo auftaucht, richten sich fast alle Blicke auf ihn. Umso mehr, seit der Kreml-Chef seinen Ukraine-Krieg führt und damit die westliche Welt und besonders Europa in Atem hält. Manchmal lohnt es sich aber auch, das Augenmerk auf die Personen rund um den russischen Präsidenten zu richten. Wie es der ukrainische Militärtechnologie-Experte Sergej Beskrestnov getan hat.

Auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichte er ein Video, das rund um die Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau entstanden sein soll. In der 33 Sekunden langen Sequenz ist zu sehen, wie hochrangige Militärs Putin begrüßen, während hinter diesem ein Mann mit auffällig voluminöser Jacke und einer Aktentasche geht. Mutmaßlich hat der Agent den Atomkoffer in der Hand und trägt daher Schutzkleidung.

Putin und die Angst vor den Drohnen: Begleiter des Kreml-Chefs trägt Abfangjäger

Noch interessanter ist aber der zweite Teil des Clips. Denn ein paar Meter entfernt steht ein weiterer Mann, der ein nur teilweise verdecktes grünes Gerät vor sich herträgt. Zu erkennen sind kleine Propeller sowie ein X-förmiger Flügel. Dabei soll es sich um einen Drohnen-Abfangjäger handeln. Putin will also gewappnet sein, sollte es der Ukraine gelingen, eine Drohne in seine Nähe zu steuern, um ihn womöglich auszuschalten.

Mann mit Aktentasche steht hinter Putin, Mann mit Drohnen-Abfangjäger in TascheDie Begleiter von Wladimir Putin: Der Mann hinter ihm trägt wohl den Atomkoffer (l.) , unweit vom Kreml-Chef steht ein Mann mit einem Drohnen-Abfangjäger in der Tasche (M. und r.). © Screenshots Telegram

Moskaus Machthaber gilt als sehr vorsichtig und umsichtig, wenn es um seine eigene Person geht. Während der Corona-Pandemie machte der XXL-Tisch Schlagzeilen, an dem unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz meterweit von Putin entfernt Platz nehmen musste. Selbst zu Verbündeten hielt er Abstand.

In den Monaten nach seinem Invasionsbefehl vermied Putin öffentliche Termine, wo es ging. Außerdem gehen Experten davon aus, dass der Kreml diverse Putin-Doubles beschäftigt, die den 72-Jährigen bei zahlreichen Terminen ersetzen.

Drohnen als Waffe im Ukraine-Krieg: Putin seit Operation „Spinnennetz“ gewarnt

Was die ukrainischen Drohnen anrichten können, muss nicht nur Putins Armee an der Front regelmäßig erleben. Auch eine Waffenfabrik ging bereits in Flammen auf. Für Aufsehen sorgte auch der koordinierte Angriff auf Flugplätze tief in Russland Anfang Juni: Die Operation „Spinnennetz“ kostete Putin Dutzende Militärflieger. Es war vermutlich Putins heftigster Rückschlag in seinem Krieg, weil er auf seinem Territorium so schwer getroffen wurde.

Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die UkraineKampfflugzeug des Typs „Gripen“ aus Schweden Fotostrecke ansehen

Die Antwort aus Moskau folgte in den Wochen darauf mit Luftschlägen in einer Intensität, wie sie die Ukraine vorher nicht zu spüren bekam. Gut möglich, dass auch der Drohnen-Abfangjäger in Putins Nähe eine Reaktion auf die vielen ukrainischen Drohnen-Schläge darstellt. Zumindest waren vorher keine derartigen Aufnahmen bekannt.

Putin und die Yolka-Drohnen: Flugobjekte stürzen sich in Kamikaze-Manier auf Opfer

Laut dem unabhängigen und auf Verteidigung sowie Sicherheitsthemen spezialisierten News-Portal Defence Blog, das die Szenen mit Putin und seiner Entourage in St. Petersburg verortet, handelt es sich um einen infanteriegesteuerten FPV-Abfangjäger. Dieser verfügt über eine viermotorige Kreuzkonfiguration und ein Zielsystem mit zwei Sensoren.

Zur Ausrüstung zählen zudem ein Wärmebildgerät und ein ferngesteuerter Suchkopf, der einen Angriff auf Ziele auch bei schlechten Sichtverhältnissen wie etwa miesem Wetter oder in der Nacht ermöglicht. Weiter ist zu lesen, dass das System über einen dedizierten Befehls- und Telemetriekanal statt über Standardfunkfrequenzen operieren soll. Dadurch werde eine Ortung durch feindliche elektronische Kampfführung oder Signalaufklärungssysteme verhindert.

Soldat zielt mit Drohnen-AbfangjägerStart eines Drohnen-Abfangjägers: Ein russischer Soldat schickt das Flugobjekt auf die Reise, das wenige Sekunden später, eine ukrainische Drohne ausschaltet. © Screenshot Twitter

Der englischen Zeitung The Mirror ist zu entnehmen, dass es sich um eine Yolka handeln soll. Im Internet kursieren auch Videos der Modelle im Einsatz. Sie werden aus einer Vorrichtung abgeschossen, die wie eine Schusswaffe gehalten wird. Einmal auf die Reise geschickt, stürzen sich diese Abfangjäger in Kamikaze-Manier auf ihre ebenfalls mechanischen Opfer, um diese in einen Feuerball zu verwandeln.

Wenn Putin diesen flugfähigen Beschützer nun offenbar häufiger in seiner Nähe weiß, wird er hoffen, ihn nicht in Aktion sehen zu müssen. Auch wenn er den Krieg begonnen hat, soll der ihm sicher nicht zu nahe kommen. (mg)