Seerosen, Goldfische, Seegras, daneben blühende Echinacea, wachsende Kiwi-Früchte, Rosensträucher, Obstbäume und Beerensträucher – das alles und noch viel mehr befindet sich im kleinen Paradies von Ehepaar Sigrid Wollenweber-Crome (73) und Horst Crome (80) im Amalienweg des Kleingartenvereins „Beim Kuhirten“ nah der Weser.

Seit 2009 ist das pensionierte Ehepaar Pächter der 300-Quadratmeter-Parzelle beim Café Sand. „Wir haben damals unser großes Haus mit einem 1000-Quadratmeter-Garten verkauft, um uns im Alter etwas zu verkleinern“, erzählt Horst Crome, Physik-Professor im Ruhestand. „Nach dem Verkauf sind wir in eine kleinere Wohnung in der Neustadt gezogen. Aber wir haben unseren Garten so vermisst, dass wir nur noch mit den Füßen gescharrt haben“, berichtet der 80-Jährige.

Und so habe sich das Ehepaar auf die Suche nach einer Pachtparzelle begeben. „Und wir wurden schnell fündig“, sagt Sigrid Wollenweber-Crome, die als Grundschullehrerin in Bremen gearbeitet hat. „2009 konnten wir uns beim Kleingartenverein eine von neun frei stehenden Parzellen aussuchen. Und unsere Wahl ist auf diese Parzelle am Amalienweg gefallen.“ Heute, so berichtet das Paar, stünden über 1400 Menschen auf der Warteliste, die auf einen Kleingarten im Verein „Beim Kuhhirten“ warten würden. „Da haben wir vor Corona noch richtig Glück gehabt“, sagt die 73-Jährige.

Neben Äpfeln, Pflaumen und Bohnen erntet das Ehepaar jedes Jahr auch Stachel-, Johannis- und Jostabeeren in ihrem Garten.

Neben Äpfeln, Pflaumen und Bohnen erntet das Ehepaar jedes Jahr auch Stachel-, Johannis- und Jostabeeren in ihrem Garten.

Foto:
Christina Kuhaupt

„Nachdem wir die Parzelle übernommen haben, haben wir erst mal ein Jahr abgewartet, was hier so passiert“, sagt ihr Mann. Schließlich hätten sie nicht gewusst, wo welche Blumen wachsen würden. „Deswegen wollten wir nicht in diesen Permakulturgarten, der nachhaltig von unserem Vorgänger angelegt wurde, eingreifen. Der war mit wenig Aufwand fast ganzjährig ertragreich“, sagt Sigrid Wollenweber-Crome. Nach einem Jahr hätten sie dann gewusst, was wo wann wächst und begonnen, das ein oder andere nach eigenen Vorstellungen zu ergänzen.

Üppige Ernten

Die Bohnen- und Obsternte sei jedes Jahr sehr üppig, erzählt das Parzellisten-Paar. „Im Herbst frieren wir 40 Portionen Stangenbohnen ein“, berichtet Horst Crome. „Wir haben gerade die letzte Portion von letztem Jahr gegessen, da können wir fast schon wieder welche ernten. Das ist doch toll.“

Das kleine Paradies von Familie Wollenweber-Crome erfreut mit seiner Fülle an insektenfreundlichen Stauden auch die Hummeln.

Das kleine Paradies von Familie Wollenweber-Crome erfreut mit seiner Fülle an insektenfreundlichen Stauden auch die Hummeln.

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Christina Kuhaupt

Die Obstbäume und Sträucher wären jedes Jahr so ertragreich, dass sie jetzt einen Dörrobst-Automaten angeschafft haben, der im blauen Holzhaus stehe. „Letzte Woche haben wir circa 20 Kilogramm Johannis- und Stachelbeeren geerntet. So viel kann man gar nicht essen und einfrieren“, sagt Crome, der genau wie seine Frau jeden Morgen ein Müsli mit Beeren aus dem Garten isst. „Der Automat trocknet die Früchte in 16 Stunden so stark, dass sie konserviert sind und gut gelagert werden können“, ergänzt seine Frau.

Wenig Aufwand für viel Ertrag

Die Auswahl an Obst und Beeren auf der Parzelle ist groß: Stachelbeeren, weiße und rote Johannisbeeren und – außergewöhnlich – Justa-Beeren. „Das ist eine Kreuzung aus Johannis- und Stachelbeere“, sagt die ehemalige Grundschullehrerin. „Die dunkel-lila Früchte haben einen ganz besonderen Geschmack.“ Doch auch Äpfel, Pflaumen, Feigen und sogar Kiwis würden am Amalienweg jedes Jahr in großer Menge geerntet. „Zusätzlich haben wir im Frühjahr noch so viel Bärlauch, dass wir leider einen Teil davon kompostieren müssen“, sagt Horst Crome. „Es sind einfach unglaubliche Mengen.“

Das tolle an ihrem Permakulturgarten sei, dass die Pflege der Obstbäume und Beerensträucher nicht viel Arbeit machen würde, berichtet das Ehepaar. „Nur ein bisschen Beschnitt“, sagt Crome, „mehr muss man nicht tun.“

Das kleine, blaue Holzhaus liegt inmitten von 300 Quadratmetern blühender Stauden, Beerenbüschen und Obstbäumen.

Das kleine, blaue Holzhaus liegt inmitten von 300 Quadratmetern blühender Stauden, Beerenbüschen und Obstbäumen.

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Christina Kuhaupt

Links neben dem Holzhaus, zwischen blühenden Stauden und Seegras, gibt es einen kleinen Teich. Davor eine Mini-Terrasse mit einer Sitzmöglichkeit. „Hier sitzen wir oft und schauen einfach in die Natur“, sagt Sigrid Wollenweber-Crome. „Und dann merken wir wirklich, was das hier für eine stressfreie Zone ist.“ Das würde sie bereits merken, wenn sie die Gartenpforte nach dem Betreten des Gartens hinter sich schließen würde. „Dann sind wir gleich in einer ganz anderen Welt“, sagt sie.

Ein kleiner Teich mit blühenden Seerosen und Goldfischen. Letztere, so Horst Crome, seien wohl ”einfach über den Zaun geworfen worden”.

Ein kleiner Teich mit blühenden Seerosen und Goldfischen. Letztere, so Horst Crome, seien wohl ”einfach über den Zaun geworfen worden”.

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Christina Kuhaupt

Auf dem kleinen Teich blühen die Seerosen. Unter den Blättern sieht man rote und schwarze Goldfische umherschwimmen. „Die muss uns irgendjemand über den Gartenzaun geschmissen haben“, sagt Horst Crome. „Denn wir haben hier keine Goldfische reingesetzt.“ Die goldenen Fische würden gefährlich leben, berichtet Crome. „Die holt sich ab und zu ein Fischreiher aus dem Teich.“ Die Schwarzen würden verschont werden, so der Physik-Professor.

Geselliges Vereinsleben und nette Nachbarn

„Wir fühlen uns hier wirklich sehr wohl“, sagt seine Frau. „Auch der Kleingartenverein gefällt uns wirklich gut. Hier gibt es viele Veranstaltungen, auf denen man auch andere Parzellisten kennenlernen kann.“ Ob Pflanzenflohmarkt, Adventsbacken, Gemeinschaftsarbeit oder ein netter Plausch mit den Nachbarn über den Gartenzaun – das Ehepaar fühlt sich am Amalienweg angenommen und gut vernetzt.

„Das ist hier einfach unser Naherholungsgebiet, wo wir vom Alltag abschalten können“, sagt Horst Crome. „Wir laden auch oft Bekannte ein und verbringen einen geselligen Abend unter den Weinranken der Pergola.“ Geselligkeit, aber auch mal in Ruhe ein Buch zu lesen oder sich zu erden, weil man in der Gartenerde buddele – das sei es, was ihr kleines Paradies ausmache.

Info

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