marktbericht
Die Anleger an der Frankfurter Börse halten sich vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed bedeckt. Der DAX gibt einen Teil seiner Vortagesgewinne im frühen Handel wieder preis.
Vor dem am Abend anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed reduzieren die Anleger am deutschen Aktienmarkt ihr Risiko. Der DAX fällt im frühen Handel um 0,2 Prozent auf 24.169 Punkte, nachdem er tags zuvor noch einen Gewinn von 1,0 Prozent einfahren konnte.
Der DAX ist damit zurück in seiner alten Schiebezone. Diese wird auf der Unterseite durch die für den mittelfristigen Trend wichtige 50-Tage-Linie (aktuell bei 23.957 Punkten) und die jüngsten Verlaufstiefs bei 23.975/23.921 Zählern begrenzt. Auf der Oberseite stellt die 24.500-Punkte-Marke eine ernstzunehmende Barriere dar.
Der deutsche Leitindex steuere damit auf eine klassische „make or break“-Situation zu, betonen die HSBC-Analysten. Einen Ausbruch – in die eine oder andere Richtung – gelte es abzuwarten. „Für ihre Geduld dürften Anlegerinnen und Anleger mit einem Anschlusspotenzial von 600 Punkten belohnt werden“, so die Charttechnik-Experten.
Unterdessen läuft die Berichtssaison dies- wie jenseits des Atlantiks weiter auf Hochtouren. Am Morgen öffneten bereits zahlreiche deutsche Unternehmen ihre Bücher, darunter auch einige DAX-Konzerne wie Mercedes-Benz, Adidas und BASF. Am Abend stehen dann mit Microsoft und Meta gleich zwei Tech-Giganten aus den USA mit ihren Quartalszahlen auf der Agenda.
Zuvor wird aber der Zinsentscheid der US-Notenbank in den Fokus der Anleger rücken. Die Federal Reserve (Fed) dürfte den Erwartungen von Experten zufolge ihre Leitzinsen abermals nicht senken – und damit aller Voraussicht nach erneut den Zorn von Donald Trump auf sich ziehen. Der US-Präsident hatte Notenbankchef Jerome Powell immer wieder für dessen geldpolitischen Kurs heftig kritisiert.
Ökonomen beobachten mit Spannung, wie die Fed auf die scharfen Angriffe von Trump reagieren wird. Die Fed dürfte die Zinsen zunächst nicht senken, doch der Druck dürfte in den kommenden Wochen und Monaten zunehmen, ist Commerzbank-Experte Erik Liem überzeugt.
Von der Wall Street kommen leicht negative Vorgaben für den DAX. Eine Reihe mit Enttäuschung aufgenommener Konzernbilanzen hatte die US-Börsen gestern nach unten gedrückt. Der Dow Jones verlor 0,5 Prozent auf 44.633 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 0,4 Prozent auf 21.098 Zähler nach, und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,3 Prozent auf 6.371 Stellen ein.
Nach ergebnislosen Handelsgesprächen zwischen den USA und China und vor dem Fed-Zinsentscheid wollte an den asiatischen Börsen am Morgen keine rechte Kauflaune aufkommen. Der japanische Nikkei-Index büßte 0,1 Prozent auf 40.640 Punkte ein. Die Börse Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen notierten je 0,3 Prozent schwächer.
Im frühen Devisenhandel zieht der Euro um 0,1 Prozent auf 1,1558 Dollar an. Die europäische Gemeinschaftswährung war zu Wochenbeginn nach dem Zoll-Deal unter die Marken von 1,17 und 1,16 Dollar gerutscht. Experten zufolge profitieren die USA deutlich stärker von der Einigung als die EU.
Am Rohstoffmarkt geht es mit dem Ölpreis leicht abwärts. Die Sorte Brent aus der Nordsee kostet aktuell 72,57 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit 0,3 Prozent weniger.
Im frühen DAX-Handel steht die Aktie von Mercedes-Benz unter Druck. Der Autobauer hat im zweiten Quartal einen massiven Einbruch seines Nettogewinns verzeichnet. Das Konzernergebnis für die Monate April, Mai und Juni betrug 957 Millionen Euro – und damit 68,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der Chemiekonzern BASF stellt sich wegen der eintrübenden Weltkonjunktur auf schwierigere Geschäfte ein. In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Wachstum in allen großen Wirtschaftsregionen nachlassen. Die Nachfrage nach Chemieprodukten werde daher weniger stark ansteigen als bisher erwartet. BASF hatte bereits vor wenigen Wochen vorläufige Eckdaten für das zweite Quartal veröffentlicht und seine Jahresziele gesenkt.
Der Sportartikelhersteller Adidas hat im zweiten Quartal seinen Wachstumskurs fortgesetzt. Dabei belastete der starke Euro die Umsatzentwicklung. Die Erlöse legten um rund zwei Prozent auf 5,95 Milliarden Euro zu, negative Währungseffekte summierten sich dabei auf rund 300 Millionen Euro. Währungsbereinigt erzielte Adidas ein Plus von acht Prozent. Die Prognose für 2025 bestätigte Adidas.
Nach der Zoll-Einigung zwischen den USA und der EU hat der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers seine Prognosespanne für das laufende Geschäftsjahr nach oben angepasst. So soll etwa das bereinigte Ergebnis je Aktie zwischen 2,30 und 2,45 Euro erreichen. Zuvor hatte das Unternehmen 2,20 bis 2,50 Euro als Ziel ausgegeben. Healthineers hatte erst im Vorquartal wegen des Zollkonflikts die Ergebnisprognose gesenkt.
Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche kappt wegen der Zölle von US-Präsident Donald Trump und der anhaltend schwierigen Lage in China seine Prognose zum zweiten Mal binnen weniger Monate. Das Unternehmen rechnet nun nur noch mit einer Umsatzrendite von fünf bis sieben Prozent.
Eine nachlassende Kauflaune vieler Menschen stimmt den Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise vorsichtiger. Der DAX-Konzern rechnet für 2025 nun mit einem Umsatzanstieg aus eigener Kraft von 3 bis 5 Prozent statt um 5 bis 7 Prozent. Zugleich soll ein größerer Teil des Umsatzes als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hängen bleiben als bisher geplant.
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 schraubt seine Gewinnprognose erneut nach oben. Das MAX-Unternehmen peilt nun ein um Sonderposten bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 160 bis 190 Millionen Euro (zuvor: 150 bis 180 Millionen Euro) an.
Der Abfüllanlagen-Hersteller Krones hat im ersten Halbjahr seine Ertragskraft gesteigert und sieht sich trotz Handelskonflikten und Kriegen auf Kurs zu seinen Wachstumszielen. „Trotz der globalen Unsicherheiten bestätigt Krones seine Finanzziele für das Gesamtjahr 2025“, erklärte das MDAX-Unternehmen.
Der Industrie-Recycler Befesa hat auch im zweiten Quartal trotz Wartungsarbeiten in seinen Anlagen mehr verdient. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 3,2 Prozent auf 56,3 Millionen Euro, während sich der Nettogewinn mit 21,4 Millionen Euro verdoppelte. Das Management rechnet zudem mit einer stärkeren zweiten Jahreshälfte.
Abseits der Berichtssaison sorgte Evotec für Aufmerksamkeit. Der mitten in einem tiefgreifenden Umbau steckende Biotechkonzern will einen Standort in Toulouse an den Pharmakonzern Sandoz verkaufen. Die Transaktion soll zu einer Verbesserung des kurz-, mittel- und langfristigen Umsatzmixes, der Gewinnmargen und der Kapitaleffizienz von Evotec führen.
Die Aussicht auf margenstarke Rüstungsgeschäfte heizt den Aktien von Heidelberger Druck weiter ein. Die Papiere legen im frühen Frankfurter Handel prozentual zweistellig zu. Bereits gestern hatten sie 35,6 Prozent hinzugewonnen, nachdem der Konzern eine Kooperation mit dem Rüstungshersteller Vincorion gemeldet hatte.
Höhere Gebühreneinnahmen haben der spanischen Großbank Santander im zweiten Quartal zu einem Rekordgewinn verholfen. Der Nettogewinn stieg um sieben Prozent auf 3,43 Milliarden Euro, wie die nach Marktwert größte Bank der Euro-Zone mitteilte. Damit übertraf das Institut die Erwartungen von Analysten.
Die Zurückhaltung der Verbraucher macht Starbucks weiter zu schaffen. Der flächenbereinigte Umsatz fiel im dritten Quartal um zwei Prozent. Dies war der sechste Rückgang in Folge. Konzernchef Brian Niccol versucht seit seinem Amtsantritt im vergangenen August, mit einer neuen Strategie eine Trendwende herbeizuführen.
Der Zahlungsdienstleister Visa hat im abgelaufenen Quartal dank anhaltend robuster Konsumausgaben mehr umgesetzt und verdient als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Gewinn legte unter dem Strich um acht Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar zu, wie das Dow-Jones-Unternehmen nach Börsenschluss mitteilte.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.