Die US-Wirtschaft zeigt sich aktuell solide. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,0 Prozent. Wegen Trumps Zollpolitik zweifeln Ökonomen aber daran, dass sich die Entwicklung fortsetzt.
Die US-Wirtschaft hat sich von ihrem durch Zollkonflikte verursachten Einbruch überraschend gut erholt. Sie sei von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,0 Prozent gewachsen, wie das Handelsministerium zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Einige Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 2,4 Prozent gerechnet.
Allerdings mahnen Volkswirte, dass die Entwicklung nicht sonderlich nachhaltig sein dürfte – und begründen diese Sicht mit Trumps Zollpolitik.
In den ersten drei Monaten des Jahres war die weltgrößte Volkswirtschaft noch um 0,5 Prozent und damit erstmals seit rund drei Jahren geschrumpft.
Wachstumstreiber Außenhandel
Wachstumstreiber war im Frühjahr der Außenhandel. Noch zu Jahresbeginn war das US-Handelsdefizit wegen vorgezogener Käufe zur Umgehung künftiger Zollerhöhungen angeschwollen. Im abgelaufenen Quartal brachen die Importe aber ein, weil die vorweggenommene Nachfrage fehlte. Der private Konsum – die wichtigste Stütze der US-Konjunktur – legte um vergleichsweise geringe 1,4 Prozent zu. Gesunken sind die Bauinvestitionen, nicht zuletzt wegen hoher Zinsen.
Mit einem durchschnittlichen Quartalswachstum von 1,2 Prozent in diesem Jahr insgesamt haben die USA deutlich an Schwung verloren. „Wir gehen aber weiterhin davon aus, dass eine Rezession vermieden wird“, sagt Christoph Balz von der Commerzbank.
„Es bleibt Planungsunsicherheit“
Viele Unternehmen dürften in den kommenden Monaten wegen der höheren Importzölle ihre Preise anheben. „Das bremst den privaten Konsum aus“, sagt Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Zudem bleibe Planungsunsicherheit, da viele Handelskonflikte zwischen den USA und anderen Ländern noch nicht beigelegt wurden. Für Unternehmen seien das schlechte Zeiten, um Investitionen oder die Produktion stärker auszuweiten.
Das sehen auch andere Experten so. Strukturell schwäche sich die Wirtschaft ab, sagt Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. „Die Investitionen gehen in einem auffällig starken Tempo zurück und auch der US-Konsument hält sich weiterhin zurück.“
Dies seien zwei recht deutliche Signale, dass Unternehmen und Haushalte in den Vereinigten Staaten auf Vorsicht bedacht seien. Sie wollten erst einmal abwarten, was die US-Regierung in den kommenden Monaten mache.
US-Präsident Donald Trump vs. Notenbank
US-Präsident Donald Trump rief die Zentralbank Fed umgehend zur Senkung des Leitzinses auf. Ein neuer Entscheid dazu steht am Abend an.
Die Fed hat den Leitzins in diesem Jahr noch nicht angetastet, auch wenn sich die Währungshüter seit dem Amtsantritt von Trump immer wieder mit Forderungen nach massiven Senkungen konfrontiert sehen. Die Zentralbank will offenbar zunächst abwarten, wie sich die Zollpolitik auf Inflation und Arbeitsmarkt auswirkt.