Tokio. „Mein Handy vibriert alle fünf Minuten mit Tsunami-Warnungen vom Nachrichtensender NHK.“ Der Student Tim Seppelfricke aus Kronshagen ist gerade in Japan. Er ist Mitglied der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Schleswig-Holstein und seit seiner Jugend an Japan interessiert. Für ein Auslandssemester kam er Ende März nach Tokio. Ein Traum wurde für ihn wahr. Doch seinen Aufenthalt hat er sich anders vorgestellt. Eine Naturkatastrophe im Pazifik-Raum hat am Mittwoch auch Japan mit Wucht getroffen.

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Die Auswirkungen eines schweren Erdbebens nahe der russischen Halbinsel Kamtschatka haben am Mittwochvormittag (Ortszeit) die rund 1900 Kilometer entfernte Ostküste von Japan, die nahe der nördlichsten Halbinsel Hokkaido beginnt, getroffen. Das Seebeben ist das weltweit schwerste Erdbeben seit der Naturkatastrophe von Fukushima 2011. „In den Küstenregionen herrscht totales Chaos. Viele kommen nicht nach Hause, weil die Züge ausfallen, und vor den Taxis gibt es riesige Schlangen“, berichtet der junge Student über den Messenger Whatsapp.

Seppelfricke lebt seit Ende März in einem Studentenwohnheim in Tokio und hat dort regelmäßig Kontakt zu japanischen Studenten, mit denen er sich austauscht. Er berichtet: Nach dem Beben gibt es für alle Menschen dort nur noch ein Thema. Auch wenn von der Naturkatastrophe in der Hauptstadt Tokio selbst nichts zu spüren war, ist die Stimmung unter den jungen Menschen auch dort bedrückt.

Erdbeben im Pazifik-Raum weckt böse Erinnerungen an Fukushima

In vielen Japanern ruft das Beben mit einer Stärke von 8,8 böse Erinnerungen an den verheerenden Tsunami im Jahr 2011 in Fukushima hervor. „Ein japanischer Student sagte eben zu mir, dass er besorgt ist, weil die Flutwellen so hoch sind“, erzählt Seppelfricke.

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Japans Behörden stuften zwischenzeitlich ihre Warnungen in Bezug auf den erwarteten Tsunami hoch. Wo anfänglich lediglich Flutwellen in Höhe von 50 bis 60 Zentimetern gemessen wurden, erreichten die höchsten Wellen am Nachmittag bis zu drei Meter, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtet.

Die Höhe der Wellen ging am Abend zunächst auf einen Meter zurück. Bekannt ist: Bei einem Tsunami muss die erste Welle nicht die schwerste sein. Seine Wellen können sich stufenweise aufbauen. Der Tsumani und seine möglichen Folgen sind dennoch allerorts in Japan jetzt das dominierende Thema, so Seppelfricke. Denn noch ist unklar, ob das Schlimmste bereits vorbei ist oder weitere kaum kalkulierbare Gefahren auf Japan zukommen.

Seppelfricke sagt, dass er ungeachtet der Naturkatastrophe in Japan bleiben wolle. Im Anschluss an sein Auslandssemester hat er ein Praktikum im Land geplant. Er werde voraussichtlich erst im September 2026 nach Deutschland zurückkehren.

KN