Der Niederländer übernimmt den Vorstandsvorsitz zum 1. Oktober von Angela Titzrath, die das Unternehmen vorzeitig verlässt. Eijsink bringt intensive Erfahrung aus der Logistikbranche mit.

Der Niederländer Jeroen Eijsink, 52, wird zum 1. Oktober neuer Vorstandsvorsitzender des Hamburger Hafenlogistik-Konzerns HHLA. Das teilt die HHLA am Mittwochabend nach einer Sitzung des Aufsichtsrates mit. Eijsink folgt auf Angela Titzrath, 59, die das Unternehmen nach rund achteinhalb Jahren als Vorstandsvorsitzende vorzeitig verlässt. Ihr Vertrag lief ursprünglich bis Anfang 2029. Eijsink wird vom Aufsichtsrat für zunächst drei Jahre bestellt.

Der Aufsichtsrat der HHLA präsentierte damit, wie angekündigt, recht schnell einen Nachfolger für Titzrath. Die Suche danach hatte bereits begonnen, bevor die HHLA-Spitze vor etwa einem Monat Titzraths vorzeitigen Rückzug bekanntgab. Grund für Titzraths Demission sind Differenzen mit den beiden Haupteignern der HHLA, der Stadt Hamburg und dem Maritimkonzern MSC. Die Managerin hatte die HHLA in den vergangenen Jahren erheblich internationaler aufgestellt und die Digitalisierung und Automatisierung der Anlagen vorangetrieben, vor allem auch des größten Hamburger Containerterminals Burchardkai.

Mit dem Erwerb von bis zu 49,9 Prozent der Anteile an der Hafenlogistik-Sparte der HHLA durch die weltgrößte Reederei MSC verschieben sich die Gewichte bei dem Hamburger Traditionsunternehmen nun deutlich. Haupteigner bleibt mit 50,1 Prozent allerdings die Stadt Hamburg. Erwartet wird für die kommenden Monate das Herauskaufen der noch verbliebenen Eigner im Streubesitz der HHLA, ein sogenannter Squeeze-out. In Verbindung damit soll die seit 2007 bestehende Börsennotierung der HHLA beendet werden, heißt es aus Unternehmenskreisen.

Eijsink verfügt laut HHLA-Mitteilung „über mehr als 25 Jahre internationale Erfahrung in der Logistik- und Transportbranche“. Unter anderem arbeitet er bei Siemens, bei der Deutschen Post DHL und bei C.H. Robinson, einem global agierenden Anbieter für Speditionsdienstleistungen. Im August 2023 wurde er Chef der Girteka Group, eines führenden europäischen Straßentransportunternehmens.

„Mit Jeroen Eijsink gewinnt die HHLA eine international erfahrene Führungspersönlichkeit mit einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen und Chancen globaler Logistik“, sagte Rüdiger Grube, Vorsitzender des HHLA-Aufsichtsrates. „Seine ausgewiesene Erfolgsbilanz in der Führung und Transformation komplexer Organisationen sowie sein klarer Blick für Effizienz und Innovation werden die HHLA in einer entscheidenden Phase der Weiterentwicklung stärken. Wir sind überzeugt, dass Jeroen Eijsink die richtigen Impulse setzen wird, um die HHLA weiterhin erfolgreich, zukunftsfest und wettbewerbsstark aufzustellen.“ Der frühere Bahnchef Grube will den Vorsitz des Aufsichtsrates im Laufe des Jahres abgeben, die Bestellung des neuen Vorstandsvorsitzenden war seine letzte wichtige Amtshandlung.

Eijsink sagte zu seiner Ernennung: „Ich freue mich darauf, meine bisherigen Erfahrungen in meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender bei der HHLA einzubringen und das Unternehmen in dem dynamischen Umfeld, in dem wir tätig sind, weiter voranzubringen. Gemeinsam werden wir die Chancen der Transformation nutzen und die Position der HHLA als Schlüsselakteur in der europäischen Logistik im Sinne unserer Kunden weiter ausbauen.“

Die HHLA steht mit ihren drei Containerterminals für etwa drei Viertel des Containerumschlags in Hamburg. Das Unternehmen betreibt zudem den Mehrzweckterminal O‘Swaldkai und ist am Kohle- und Erzterminal Hansa Port des Salzgitter-Konzerns beteiligt. Wesentliche Teile der Immobilien in der Speicherstadt und am Fischmarkt Altona gehören ebenfalls zur HHLA. International agiert das Unternehmen mit seinem Güterbahn-Tochterunternehmen Metrans sowie mit Terminals in Triest, in Odessa und im estnischen Muuga bei Tallinn. Die HHLA beschäftigt etwa 6900 Menschen, davon rund die Hälfte in Hamburg.

Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Die maritime Wirtschaft zählt zu seinen Schwerpunktthemen.