Leichnam auf 5700 Metern Höhe
Das machte die Bergung von Laura Dahlmeier quasi unmöglich
31.07.2025, 00:02 Uhr
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Nach ihrer Biathlon-Karriere widmet sich Laura Dahlmeier ihrer großen Leidenschaft: dem Bergsteigen. In Pakistan starb sie jetzt auf fast 6000 Metern Höhe nachdem sie von einem Steinschlag getroffen wurde. Gleich mehrere Faktoren erschweren es, die Leiche der 31-Jährigen zu erreichen.
Als Laura Dahlmeier am Montag bei einem Abseilmanöver im pakistanischen Karakorum-Gebirge von einem Steinschlag getroffen wird, ist die 31-Jährige vermutlich sofort oder unmittelbar später tot. Davon geht ihr Management aus. Dahlmeiers Seilpartnerin, die das Unglück mit ansehen musste und einen Notruf absetzte, konnte der früheren Weltklasse-Biathletin nicht helfen. Auch eine Bergung war ihr trotz stundenlangen Bemühens nicht möglich.
Der Leichnam Dahlmeiers verbleibt auf rund 5700 Metern Höhe. Am Dienstagmorgen konnte bei einem Überflug des Militärs Dahlmeier gesichtet werden, aber ohne dass Lebenszeichen festgestellt wurden, wie ihr Management mitteilte. „Aufgrund technischer und bergetechnischer Limitierungen des Hubschraubers konnte eine Rettung aus der Luft nicht durchgeführt werden.“
Ein großes Problem spielt dabei die Höhe, die besonders leistungsstarke und spezielle Hubschrauber erforderlich macht. „Je höher die Maschine fliegen muss, desto geringer wird ihre Leistung. Dann braucht man natürlich Piloten und ein Team, das sich in so steilen Gebirgen mit Bergrettungen auskennt“, sagte der Bergführer Richard Lehner der „Zeit“.
Hohes Risiko für Steinschlag im Karakorum-Gebirge
„Auch eine terrestrische Rettung war wegen der anhaltenden Steinschlaggefahr und der objektiven Gefahren am Unfallort nicht möglich“, heißt es in der Stellungnahme des Managements. Das Risiko für Steinschläge sei im Karakorum-Gebirge in diesem Sommer extrem hoch gewesen, sagte Berg- und Sportexperte Stefan Nestler der ARD. Grund dafür sind hohe Temperaturen und ausbleibender Niederschlag.
Theoretisch sei es aber möglich, eine Person vom Basislager aus innerhalb von einem Tag aus einer Höhe von 5700 Metern abzutransportieren, berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Bergsteiger, die mit der Region vertraut sind. Dafür würde dann eine Trage verwendet.
Gleichzeitig erschweren auch die politischen Gegebenheiten in Pakistan Rettungsversuche. Es handle sich bei der Region um „eine politisch total brisante Gegend“, sagte Nestler. Nur das pakistanische Militär dürfe dort Rettungsflüge durchführen. Das erschwert und verlangsamt Hilfsaktionen.
Witterungsbedingungen halten Helikopter am Boden
Währenddessen halten schlechte Witterungsbedingungen die Helikopter am Boden. „Man muss auf Sicht fliegen können, also mindestens 500 bis 600 Meter weit sehen können. Dann kommen in den Bergen immer die Winde dazu, die durch das Gebirge nicht leicht einzuschätzen sind“, so Lehner.
„Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen. Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren“, schreibt das Management.
Es wäre „eine Unmenschlichkeit, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, wenn das zweite Leben nicht mehr rettbar ist“, sagte der erfahrene Extrembergsteiger Reinhold Messner im Gespräch mit RTL/ntv in Bezug auf Dahlmeiers Seilpartnerin. Dahlmeier habe einen klaren Katalog hinterlassen, der besage, dass man kein Menschenleben riskieren solle, um sie aus dieser Situation herauszuholen. „Diese Haltung finde ich großartig. Der Beweis dafür, dass sie das, was sie getan hat, auch geistig durchschaut hat.“