Für den vierfachen Feuermord von Solingen ist der Angeklagte zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. Bei dem Brand in dem Solinger Mehrfamilienhaus im März 2024 kam eine bulgarische Familie ums Leben.
Es ist die höchstmögliche Strafe für den 40-jährigen Solinger: Lebenslange Haft, besondere Schwere der Schuld und anschließende Sicherungsverwahrung. Er selbst nahm das Urteil nahezu regungslos auf. Bei den Angehörigen war teils Erleichterung zu spüren.
Nach einem sechs Monate langen Prozess setzte das Wuppertaler Landgericht am Mittwoch den Schlussstrich. Nachdem am Vormittag noch letzte Plädoyers gehört wurden, verkündete die Kammer am Nachmittag das Urteil. Wer für die Tat verantwortlich ist, ist damit klar. Das Warum ist aber noch immer nicht beantwortet.
Motiv bis zum Ende unklar
Kurz vor Prozessende nutzte der 40-jährige Solinger noch einmal die Chance und richtete seine Worte an die Angehörigen: „Durch mein Handeln habe ich unvorstellbares Leid verursacht. (…) Was ich kann, ist zu sagen, dass es mir aufrichtig leidtut.“
Zu seinem Motiv machte er jedoch keine Angaben. Die Nebenklage hatte am Vormittag in ihrem Plädoyer einen möglichen rechtsextremen Hintergrund angesprochen. „Ich meine, es gibt genug Anhaltspunkte, um zu sagen, es gibt auch ein rassistisches Motiv.“ Dabei verwies sie etwa auf gefundene rechte Fotos, Lieder und Internetsuchverläufe.
Angeklagter vor dem Wuppertaler Landgericht
Im Laufe des Prozesses hatte der 40-jährige Solinger diese und zwei weitere Brandstiftungen bereits gestanden – zum Motiv hatte er sich aber nicht geäußert. Darum drehte sich der Prozess in den vergangenen Monaten, er hatte Ende Januar begonnen.
Auslöser im Verurteilten selbst?
Die Staatsanwaltschaft bezog sich hingegen vor allem auf ein psychiatrisches Gutachten. Daraus geht hervor, dass der Solinger aus innerer Motivation gehandelt haben soll und so Kontrolle ausüben wollte.
Proteste vor Wuppertaler Landgericht gegen Ermittlungsbehörden
Dem folgen auch die Verteidiger des Solingers. Das Bild eines rechtsextremen Hintergrunds sehen sie entsprechend nicht. Verteidiger Jochen Ohliger hatte deutliche Worte an die Nebenklagevertreterin: „Ich kritisiere die nebenher laufende PR-Aktion: Wir sensibilisieren die Welt mal dafür, dass es nach 1993 wieder ein rechtes Ferkel in Solingen gibt.“
Gegenseitige Kritik von Nebenklage und Staatsanwaltschaft
Um die Motivsuche gab es ein monatelanges Hin-und-Her. Die Nebenklage hatte der Staatsanwaltschaft unsauberes Arbeiten vorgeworfen, weil Hinweise auf Akten nicht zu den Gerichtsakten genommen wurden. Dabei war teilweise auch die Rede von einer Verschwörung der Ermittlungsbehörden.
Staatsanwältin Barbara Mayr: „Wir haben Fehler gemacht in den Ermittlungen und in den Bewertungen. (…) Man kann nicht einfach die Thesen – hier konkret ausländerfeindliches Motiv – immer wieder wiederholen und letztendlich auch mit Dreck werfen auf die Strafverfolgungsbehörden.“
Angehörige haben lebenslange Folgen
Bei dem Brand im März vergangenen Jahres starb ein vierköpfige Familie aus Bulgarien. Weitere Menschen wurden teils lebensbedrohlich verletzt. Ein Teil der als Nebenkläger auftretenden Bewohner des Hauses erlitt schwerste Verbrennungen. Ein Nebenkläger kann seine Schulter nie wieder normal nutzen und ist deshalb arbeitsunfähig.
Ob die Angehörigen nun noch Rechtsmittel einlegen wollen, ist unklar. Es sei denkbar, aber auch, dass sie damit nun einen Schlussstrich ziehen wollen.
Unsere Quellen:
- WDR Reporter vor Ort
- Staatsanwaltschaft Wuppertal
                                                
