Der Tiergarten Nürnberg ist an seinen eigenen hohen Anforderungen gescheitert. Was die Kommunikation der Pavian-Tötung betrifft, wollten die Chefs transparent sein, sie wollten aufklären. Das gelang ihnen im Vorfeld auch. Am Tag des Geschehens allerdings versagte diese Strategie. Da, wo sie am nötigsten gewesen wäre: Erst kurz vor der Öffnung kam die Nachricht, dass der Tiergarten geschlossen bleibt – aus „betrieblichen Gründen“.
Ein außergewöhnliches Ereignis bei einem Betrieb, der sich sonst damit brüstet, 365 Tage im Jahr geöffnet zu haben. Und das ausgerechnet an einem Sommertag vor den Ferien, wo normalerweise Schüler und Kita-Gruppen das Gelände stürmen.
Stattdessen: weinende Kinder, ratlose Schulklassen, wütende Aktivisten. Vor ihnen eine Armada an Polizei und Security-Mitarbeitern. Ein einzelner Mitarbeiter des Tiergartens wurde als Ansprechpartner am Morgen vor die Tore gestellt und der konnte oder wollte nichts zur Sache sagen. Der Tiergarten mauerte, der Direktor abgetaucht. Keine Spur mehr von Transparenz und Aufklärung.
Dabei war längst klar, was drinnen geschieht – dass da gerade Guinea-Paviane sterben. Erst am Abend gab es eine Pressekonferenz. Viel zu spät.
In nur wenigen Stunden wurde kommunikativ zerstört, was zuvor über Monate vorbildlich gelaufen war. Da regte sich erst recht der Widerstand, es heizte die Stimmung weiter an. Was hätte man besser machen können? Der Direktor hätte gerade in diesem Moment ansprechbar sein sollen. Oder er hätte die Paviane außerhalb der Öffnungszeiten töten lassen können. Und er hätte das dann sofort kommunizieren können. So wirkte das Ganze getrieben. Und der Eindruck bleibt, dass die Verantwortlichen am Ende in ihrer Standhaftigkeit doch noch eingeknickt sind. Vielleicht funktioniert die Kommunikation beim nächsten Mal besser. Denn dass es ein nächstes Mal gibt, ist so gut wie sicher. Wenn nicht in Nürnberg, dann anderswo.