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Ein geheimer Drohnen-Angriff des ukrainischen Militärnachrichtendienstes traf Wladimir Putins Moskau-Regime offenbar empfindlich auf dem Schwarzen Meer.

Krim – Als ob es das Blutvergießen in der Nachbarschaft nicht gäbe. An den Stränden der Krim machen Ende Juli und Anfang August derzeit zehntausende Touristen aus Russland Urlaub. Unweit wird im Ukraine-Krieg währenddessen weiter gekämpft.

Mitten auf dem Schwarzen Meer: Ukrainer attackieren von Russland besetzte Bohrinsel

So veröffentlichte der Militärnachrichtendienst der Ukraine (HUR) am Dienstag (29. Juli) auf seinem Instagram-Account Videos, die belegen sollen, wie ukrainische Spezialkräfte die sogenannte Tendra-Nehrung rund 120 Kilometer nordwestlich der Halbinsel stürmen und die ukrainische Flagge dort hissen.

Am selben Tag teilte der HUR auf demselben Kanal zudem Aufnahmen, die dokumentieren sollen, wie bei einer Kommando-Aktion mitten auf dem Schwarzen Meer ein geradezu spektakulärer Schlag gegen das Moskau-Regime des Kreml-Autokraten Wladimir Putin gelang. Dieser galt demnach der Gasbohrplattform „Petro Hodovalets“, die Teil der sogenannten „Bojko-Türme“ ist, rund 70 Kilometer vor der Krim-Küste.

Bohrinseln zwischen Odessa und der Krim: Strategische Bedeutung im Ukraine-Krieg

Immer wieder sind die zwei Bojko-Bohrinseln „Petro Hodowanez“ und „Ukrajina“ zwischen der ukrainischen Schwarzmeerküste bei Odessa sowie der 2014 durch die Russen völkerrechtswidrig annektierten Krim im Ukraine-Krieg Teil der Kampfhandlungen. Sie gelten als prestigeträchtig, über dem Erdgasfeld „Holitsynske“ gelegen als wirtschaftlich wertvoll, und durch ihre Lage mitten auf dem Schwarzen Meer zudem als militärisch strategisch bedeutend. Putin ließ ukrainischen Angaben zufolge von hier aus zwischenzeitlich Teile des Luftraumes über dem Gewässer überwachen.

Wie der HUR nun erstmals öffentlich machte, setzten Kämpfer der Einheit „Raven Group“ (Deutsch: Raben-Gruppe) bereits am 11. September 2024 bei einem Angriff vor der Küste der Halbinsel Krim (siehe Karte unten) erstmals FPV-Drohnen von Booten aus auf offener See ein. Und zwar, um mit diesen auf der Bohrinsel „Petro Hodovanets“ stationierte russische Truppen anzugreifen. In dem Posting wird betont, dass es sich um eine ukrainische Gasbohrplattform handelt. Eine Schwierigkeit dürfte neben den Widrigkeiten eines Meeres darin bestanden haben, dass die Drohnen-Piloten ihre Luftgefährte mit ihren Monitoren steuern mussten, während die großen Schlauchboote unter ihren durch die Wellen hin und her wippten.

Ukraine-Krieg im Schwarzen Meer: Die Nato kann von Rumänien aus zusehen

Wie groß der angerichtete Schaden und die Verluste für Putin waren, geht aus dem Social-Media-Beitrag nicht hervor. Fakt ist: Beide Bohrinseln sind seit Langem schwer umkämpft. Brisant: Die rumänische Nato-Küste ist ebenfalls nicht allzu weit entfernt. Die Verteidigungsallianz kann somit das Ringen um die Bohrplattformen auf dem Schwarzen Meer in direkter Nachbarschaft nachvollziehen, während sie den Ukrainern dabei hilft, deren wirtschaftlich wichtige Getreidetransporte entlang der rumänischen Küste sicher an der russischen Bedrohung vorbei durch das Schwarze Meer zu bringen.

Im September 2023 hatten ukrainische Elite-Kämpfer die Bohrinseln zurückerobert. Militärblogger teilten damals Fotos, die Marine-Soldaten mit ukrainischen Abzeichen und der ukrainischen Flagge auf einer Bohrplattform zeigten. Der Zeitpunkt der Aufnahmen ließ sich nicht unabhängig verifizieren. Abgebildete Schriftzüge auf Gebäuden sollten indes belegen, dass es sich tatsächlich um die Bojko-Bohrtürme handelte. Offenbar blieben diese aber erneut nicht im Besitz der Ukraine.

Schwarzes Meer

Das Schwarze Meer ist ein zwischen Südosteuropa, Osteuropa und Vorderasien gelegenes Binnenmeer, das über den Bosporus und die Dardanellen mit dem östlichen Mittelmeer verbunden ist. Es hat eine Fläche von etwa 436.400 km². Anrainerstaaten sind im Uhrzeigersinn die Ukraine, Russland, Georgien, die Türkei, Bulgarien und Rumänien.

Verluste für Wladimir Putin: Ukrainer greifen Russland auch im Schwarzen Meer an

So erklärte das Verteidigungsministerium aus Kiew im Februar 2024, dass erneut ukrainische Elite-Soldaten eine Bohrplattform im Schwarzen Meer gestürmt hätten und auf dieser russische Radar-Ausrüstung sowie Signal-Antennen für den Einsatz von Drohnen zerstört hätten. Um welche der Plattformen es sich genau handelte, ging aus dem Bericht nicht hervor. Während etwa ein ukrainischer Kampfpilot bei der Luftverteidigung seines Landes zum Held wird, gehen auch die Kämpfe auf dem Schwarzen Meer offenbar weiter. (pm)