Der Nürnberger Tiergarten hat zwölf Paviane getötet. Mittlerweile sind deshalb mehr als 100 Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Diese hätten sowohl Organisationen als auch Einzelpersonen gestellt, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Heike Klotzbücher. Die „Nürnberger Nachrichten“ hatten zuvor berichtet.

Der Nürnberger Tiergarten hatte die Affen am Dienstag aus Platzgründen getötet. Demnach war das Gehege seit langem überfüllt und eine tierschutzkonforme Haltung nicht mehr möglich. Eine Abgabe der überzähligen Tiere sei nicht möglich gewesen, auch Verhütungsmaßnahmen bei den Weibchen hätten in der Vergangenheit nicht den gewünschten Erfolg gebracht. 

Der Nürnberger Tiergarten war am Dienstag aus betrieblichen Gründen geschlossen geblieben. Die Organisation Animal Rebellion ging daher davon aus, dass der Zoo heute höchstwahrscheinlich einige seiner Paviane töten wird, wie sie am Morgen mitteilte. Über diese Pläne wird seit Monaten kontrovers diskutiert. Auf sozialen Medien rief die Organisation zu Protesten im Laufe des Tages auf. Am Nachmittag drangen Aktivisten in den Tierpark ein.

Demonstrationszug in der Innenstadt von Nürnberg gegen die geplante Tötung von Guinea-Pavianen im Tiergarten Nürnberg.

© IMAGO/Ardan Fuessmann/IMAGO/Ardan Fuessmann

Paviane sollen an Raubtiere verfüttert werden

Auch in den kommenden Jahren werde der Tiergarten Paviane für den Erhalt der Population töten müssen – allerdings nicht in der Größenordnung wie jetzt, sagte Direktor Dag Encke. Die Pavian-Gruppe im Tiergarten war zu groß für das Gehege geworden.

Die Paviane wurden dem Tiergarten zufolge einzeln mit einem Kugelschuss in einer Transportkiste erschossen. Weibchen seien zunächst unter Narkose untersucht worden, ob diese trächtig seien. Dabei seien zwei Weibchen gestorben, die sonst erschossen worden wären, sagte Encke. Es soll nun untersucht werden, was die Ursache dafür war. Nach den Tötungen habe der Tiergarten wissenschaftliche Proben für die Forschung von den Pavianen entnommen. Die Tierkörper sollen anschließend an die Raubtiere verfüttert werden.

Immer noch zu viele Affen

Dadurch befinden sich laut Encke nun 26 erwachsene Paviane in der Gruppe und damit drei zu viele. Doch das habe man in Kauf genommen – wohl wissend, dass das Gehege dadurch schneller wieder an seine Grenzen stoße, sagte Encke. Sonst hätte der Tiergarten mehr junge Tiere töten müssen.

Die Tötung der Paviane sei das Ergebnis jahrelanger Abwägungen gewesen, betonte Encke. Eine Abgabe oder Auswilderung von Tieren sei nicht möglich gewesen, auch Verhütung habe nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Schließlich sei die Gruppe so groß geworden, dass die Haltung in dem Gehege nicht mehr tierschutzkonform gewesen sei. Deshalb habe der Zoo zwischen dem Lebensschutz einzelner Tiere und dem Wohlergehen der Population abwägen müssen.

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Der Tiergarten hatte am Dienstagmorgen kurzfristig mitgeteilt, dass er an dem Tag aus betrieblichen Gründen geschlossen bleibe. „Es gab extreme Sicherheitsbedenken für die Durchführung der Tötung“, begründete Encke. Deshalb sei der Termin nicht bekanntgeben worden. „Wir werden morgen wieder ganz normal öffnen.“ (Tsp/dpa)

Lesermeinungen zum Artikel

„Mag ja aus Vernunftgründen aus der Sicht von Zoologen eine plausible Maßnahme sein, aber es wird einem schon ein wenig klamm ums Herz, wenn man sich das vorstellt. Auch wenn das ein Grund ist, der den Anforderungen des Tierschutzgesetzes entspricht, sollte man doch nach anderen Möglichkeiten suchen. Vielleicht hätten vorausschauende Maßnahmen in den letzten Jahren die Tötung verhindern können.“ Diskutieren Sie über folgenden Link mit Vernunft