Der 28. Juli 2025 war kein guter Tag für die Europäischen Union. Man mag zunächst erleichtert durchgeatmet haben, als Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das vorläufige Ende des Zollkonflikts verkündeten. Für die EU jedoch ist der Deal vor allem eines: schlecht.
Für die meisten EU-Exporte in die USA soll ein Basiszollsatz von 15 Prozent gelten. Das ist zwar weniger als die angedrohten 30 Prozent, aber nach wie vor ein Bremsklotz für die europäische Industrie. Die EU hat zudem zugesagt, die europäischen Waffenimporte aus den USA deutlich zu erhöhen – keine gute Idee, da man sich so militärisch noch weiter abhängig von den USA machen würde. Besonders grotesk ist allerdings das Versprechen von der Leyens, in den kommenden drei Jahren Öl, Gas und Kohle im Wert von rund 230 Milliarden Euro pro Jahr aus den USA zu importieren.
Die gesamten Energieimporte der EU beliefen sich im Jahr 2024 auf rund 375 Milliarden Euro, etwa 17 Prozent davon stammten aus den USA. Soll nun Energie im Wert von 230 Milliarden Euro aus den USA importiert werden, wären das 60 Prozent der EU-Energie-Importe. Wie das bewerkstelligt werden soll, ist schleierhaft. Shell, Uniper und Co. kann man nicht direkt zwingen, ihr Öl und Gas in den USA zu kaufen. Indirekt mag das gehen, indem man den Handel mit Algerien, Nigeria, Katar, Kasachstan und anderen Ländern einschränkt. Der aktuelle Streit zwischen Katar und der EU über die EU-Lieferkettenregulierung mag da ein Vorbote sein. Es wäre aber eine ganz schlechte Idee, die Diversifizierung der Energieimporte zu unterbinden und sich extrem abhängig von US-Importen zu machen.
Im Grunde ist heute schon allen klar: Eine Steigerung der Öl- und Gas-Importe aus den USA um rund 250 Prozent ist unrealistisch. Die EU wird somit ihren Teil des (schlechten) Deals kaum einhalten können. Wer bitte glaubt dann, dass Donald Trump sich dennoch an seinen Teil des Deals gebunden fühlen wird? Faktisch steht der Deal schon heute auf sehr wackligen Beinen.