Berlin/Neu Delhi – Staatliche indische Ölkonzerne verzichten seit vergangener Woche auf russisches Rohöl. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Der Grund: Im Juli waren die Rabatte für Putins Öl deutlich geschrumpft – und auch eine Warnung von Donald Trump (79) hatte offenbar ihre Wirkung.
▶︎Der US-Präsident hatte den Druck auf Indien zuletzt deutlich erhöht. Er drohte, ab Freitag 25 Prozent US-Zoll auf indische Produkte zu erheben sowie mit weiterer „Bestrafung“, wenn das Land weiter billiges russisches Öl, Gas und Waffen kauft – ungeachtet des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Sogar 100 Prozent Zölle brachte Trump im Ernstfall ins Spiel.
Indien zählt zu den größten Ölimporteuren der Welt – und war bislang der wichtigste Abnehmer für russisches Öl, das vor allem per Schiff ins Land kommt.
Seit rund einer Woche haben dem Bericht zufolge die vier großen staatlichen Raffinerien (Indian Oil Corporation, Hindustan Petroleum, Bharat Petroleum und Mangalore Refinery Petrochemical) kein einziges neues Fass Rohöl mehr aus Moskau bestellt. Alle vier schweigen bislang zu ihrem Kurswechsel – ebenso wie Indiens Ölministerium.
Öl aus Abu Dhabi ist jetzt gefragt
Wie Reuters weiter berichtet, setzen die Konzerne stattdessen auf Spotkäufe – also kurzfristige Öl-Deals mit Staaten im Nahen Osten und Westafrika. Besonders gefragt: Abu Dhabi.
Nayara Energy beteiligt sich bislang offenbar nicht an dem Boykott von russischem Öl
Foto: AMIIT DAVE/REUTERS
Zwar machen laut Reuters nicht alle indischen Käufer beim Boykott mit. Zwei private Konzerne, Reliance Industries und Nayara Energy, kauften offenbar auch vergangene Woche russisches Öl. Doch mehr als 60 Prozent der indischen Raffineriekapazität von täglich 5,2 Millionen Barrel liegen bei den Staatsfirmen.
Unklar ist, ob Indiens Staatskonzerne das russische Öl dauerhaft boykottieren werden – oder nur darauf spekulieren, dass Moskau entsprechend reagiert. Trump hatte Kreml-Chef Wladimir Putin (72) am Montag nur noch „zehn bis zwölf Tage“ Zeit gelassen, um einen neuen Weg zu Frieden mit der Ukraine zu ebnen.