Bald-Kanzler Friedrich Merz hat einen Trump-Plan – und der soll nicht mit einem Besuch auf dessen prunkvollem Anwesen in Mar-a-Lago beginnen. Auf die Frage, wann er den amerikanischen Präsidenten Donald Trump treffen werde, gab sich der CDU-Chef betont strategisch: „Das weiß ich gegenwärtig noch nicht. Die Bereitschaft auf beiden Seiten, dass wir uns bald sehen, ist da.“

Doch bevor Merz ins Flugzeug nach Washington steigt, will er sich mit Europa abstimmen: „Ich werde allerdings erst dann nach Washington reisen, wenn ich zu entscheidenden politischen Themen eine gemeinsame Meinung und Haltung auch der europäischen Partner eingeholt habe“, stellt er im BILD-Interview klar. Ohne enge Abstimmung mit Paris, Warschau, London und Brüssel wäre das undenkbar.

Lesen Sie auch

Trump ist kein gewöhnlicher Verhandlungspartner – er gilt als unberechenbar, launisch, impulsiv. Trotzdem ist Merz überzeugt: Er hat die Mittel, um mit dem disruptiven US-Präsidenten klarzukommen. Das beteuert Merz sogar schon seit November 2020. Damals sagte er im Interview mit BILD: „Donald Trump und ich, wir kämen schon klar.“

2018: Friedrich Merz (l), damals Vorsitzender des Aufsichtsrates BlackRock Asset Deutschland mit Noch-Kanzler Olaf Scholz (66, SPD), damals Finanzminister

2018: Friedrich Merz (l.), damals Vorsitzender des Aufsichtsrates BlackRock Asset Deutschland mit Noch-Kanzler Olaf Scholz (66, SPD), damals Finanzminister

Foto: www.marco-urban.de

Merz: „Weiß, wie man Small Talk macht“

Ob er das heute wieder so sagen würde? Merz weist auf seine Zeit in der amerikanischen Wirtschaft hin: „Ich habe ja selber viele Jahre in zwei großen amerikanischen Firmen gearbeitet.“ Darunter BlackRock, wo er von 2016 bis 2020 als Aufsichtsratschef des deutschen Ablegers des weltgrößten Vermögensverwalters tätig war. Er kennt den amerikanischen Stil, sagt er. „Ich weiß, wie man in Amerika auch Small Talk miteinander macht, um darüber dann auch zum eigentlichen Thema zu kommen.“

Der Bald-Kanzler: Sind Sie wirklich zufrieden, Herr Merz?Teaser-Bild

Quelle: BILD13.04.2025

Für Merz ist klar: Mit Donald Trump muss man reden – aber auf Augenhöhe. Die Interessen Europas will er klar benennen, aber auch Angebote machen: „Wir müssen unsere Interessen wahrnehmen und gleichzeitig immer auch Angebote machen, Interessen gemeinsam auch auszuüben.“ Und weiter: „Ich bin und bleibe ein großer Befürworter des Freihandels, das gilt insbesondere in diesen schwierigen Zeiten.“

Gilt als schwieriger Verhandlungspartner: US-Präsident Donald Trump (78)

Gilt als schwieriger Verhandlungspartner: US-Präsident Donald Trump (78)

Foto: Uncredited/Pool/AP/dpa

Auch beim Streit um Zölle gibt sich Merz pragmatisch. „Ich interpretiere die Entscheidung der letzten Tage in Washington, diese Zölle jetzt für 90 Tage auszusetzen, auch als eine Reaktion auf den Schaden, der möglicherweise der eigenen Volkswirtschaft droht.“ Aber wenn es hart auf hart kommt, werde Europa reagieren: „Wir müssen unsere Interessen wahrnehmen, gegebenenfalls auch die Zölle hier erhöhen.“

Und doch bleibt er offen für Kompromisse. Seine Vorstellung: Zölle auf beiden Seiten auf null setzen. Doch Merz weiß: „Das hat er bis jetzt abgelehnt, das muss aber nicht das letzte Wort sein.“