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Großrazzia bei einer Werkzeugmaschinenfirma bei München: Das Unternehmen steht aufgrund mutmaßlicher Verstöße gegen die Russland-Sanktionen im Fokus der Justiz.

München – Wegen des „Verdachts der vorsätzlichen Umgehung“ von EU-Sanktionsvorschriften und aufgrund mutmaßllicher Millionen-Deals mit Russland ermitteln die Staatsanwaltschaft München I und das Zollfahndungsamt München gegen ein alteingesessenes Werkzeugmaschinenunternehmen bei München. Am Mittwoch (30. Juli) rückten über hundert Einsatzkräfte für Großrazzien in drei Ländern – und auch in Bayern an, gaben die Behörden bekannt.

Großrazzia bei einer Werkzeugmaschinenfirma bei München: Das Unternehmen mit Hauptsitz in Sauerlach steht aufgrund mutmaßlicher Verstöße gegen die Russland-Sanktionen im Fokus der Justiz.Großrazzia bei einer Werkzeugmaschinenfirma bei München: Das Unternehmen mit Hauptsitz in Sauerlach steht aufgrund mutmaßlicher Verstöße gegen die Russland-Sanktionen im Fokus der Justiz. (Archivfoto) © Imago / Steinsiek.chSanktionsverstoß mit Milliarden-Deals: Durchsuchung bei Werkzeugmaschinenhersteller

Die Behörden hatten bereits im Februar ein Verfahren wegen des Verdachts auf vorsätzliche Umgehung des Wirtschaftsembargos gegen Russland eingeleitet, bestätigt das Zollfahndungsamt München: „Im Rahmen dieses Verfahrens wurden am 30. Juli 2025 zeitgleich mehrere Durchsuchungsbeschlüsse im Raum München, Baden-Württemberg und in Bulgarien vollstreckt“.

Bei den Razzien des Hauptsitzes der Firma aus Sauerlach und an anderen Orten waren über 140 Beamte sowie acht Staatsanwältinnen und Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft München im Einsatz sowie zahlreiche bulgarische Staatsanwältinnen, Staatsanwälte und Ermittlungsbeamte vor Ort, gibt das Zollfahndungsamt an.

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Es bestehe der Verdacht, dass über zwanzig Werkzeugmaschinen im Wert von rund 5,5 Millionen Euro „unter bewusster Umgehung der gegen Russland verhängten Sanktionsvorschriften“ gezielt nach Russland geliefert worden seien.

Im Fokus der Ermittlungen soll die Firma Spinner in Sauerlach (Landkreis München) stehen, ein 1949 als Zulieferbetrieb für Präzisionsteile gegründetes Vorzeigeunternehmen mit mehr als 600 Mitarbeitern und Standorten in der Schweiz, den USA, Italien, der Türkei und Großbritannien.

Bereits im Januar hatte der Fernsehsender Arte in einem Beitrag über Verstöße der gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen, unter anderem auch die des Maschinenbauunternehmens, berichtet.

Dokumentiert wurde, wie mit zum Teil gefälschten Papieren trotz bestehender europäischer Sanktionsvorschriften weiterhin hochpräzise Werkzeugmaschinen über Drittländer nach Russland verkauft werden: „Zollfahndungsamt München und Staatsanwaltschaft München I nahmen daraufhin umgehend Ermittlungen wegen des Anfangsverdachtes eines gewerbsmäßigen Außenwirtschaftsrechtsverstoßes auf“, heißt es von Behördenseite.

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Die Behörden gaben bekannt, dass im Rahmen der Ermittlungen schon im Februar „eine den geltenden Sanktionsvorschriften unterfallende Werkzeugmaschine“ gesichtet worden sei, die im August 2023 von Deutschland über Polen und Weißrussland nach Usbekistan ausgeführt worden sein soll.

Es bestehe der Verdacht, dass die Maschine tatsächlich „gezielt an ein in Russland ansässiges, mit dem Werkzeugmaschinenhersteller ehemals verbundenes Unternehmen“ geliefert wurde. Darüber hinaus hätten sich konkrete Anhaltspunkte hinsichtlich weiterer Umgehungsausfuhren über Drittländer wie etwa die Türkei und China ergeben.