Der Satellit „DIEGOSat“ soll mit bis zu drei Überflügen täglich über Deutschland einen nahezu kontinuierlichen Datenfluss ermöglichen. Dies eröffnet neue Chancen, etwa für eine präzise Überwachung von Vegetation, Trockenheit oder Wasserbedarf in der Landwirtschaft sowie eine frühzeitige Erkennung und Analyse von Bränden. Darüber hinaus leistet das Projekt einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz, indem es Daten zur Minderung von Dürre- und Ernteausfällen liefert, gezielte Anpassungsstrategien an den Klimawandel ermöglicht und Lücken wichtiger Daten in der Erdbeobachtung schließt. Die Anwendungen reichen von Umweltmonitoring über Sicherheit und Katastrophenschutz bis hin zu Wettervorhersage, Pflanzenbewässerung, Stadtplanung und Gesundheit.
Beispiele für das breite Anwendungsspektrum sind die Erkennung und Kartierung von Waldbränden, Dürreperioden, Stress für Feldfrüchte und Wälder sowie Wärmeinseln in Großstädten. „Im Gegensatz zu anderen Erdbeobachtungssatelliten wird DIEGOSat nicht die Erdpole überfliegen, sondern auf einer geneigt-äquatorialen, sonnen-asynchronen Umlaufbahn von West nach Ost fliegen“, sagt Prof. Dr. Zbyněk Malenovský von der Forschungsgruppe Fernerkundung am Geographischen Institut der Universität Bonn. „Solche Projekte zur Entwicklung von Satelliten werden nicht oft von deutschen Universitäten durchgeführt.“ Dies biete den Universitäten in Bonn und Bochum die einmalige Gelegenheit, einen Beitrag zur weltraumgestützten Erdbeobachtung zu leisten.
Bonner Simulationen helfen, den Satellitensensor zu optimieren
Die Forschungsgruppe für Fernerkundung an der Universität Bonn arbeitet an einem physikalisch basierten Modell namens „DART“ (Discrete Anisotropic Radiative Transfer), das von Kollegen des CESBIO-Labors in Frankreich entwickelt und gepflegt wird. „Da DART dazu dient, optische Satellitenbilder zu simulieren, werden wir seine Fähigkeit zur Simulation der künftigen DIEGOSat-Bilddaten weiterentwickeln“, sagt Malenovský. „Diese virtuellen Computersimulationen werden uns dabei helfen, die technischen Spezifikationen des Satellitensensors für eine Vielzahl von Anwendungen zu optimieren.“
Machbarkeitsstudie als wichtiger Meilenstein
Die nun begonnene Machbarkeitsstudie ist ein wichtiger erster Meilenstein, um das Gesamtvorhaben zu realisieren. Sie umfasst eine präzise Definition der Projektziele, des Kostenrahmens, der technischen Anforderungen und der geplanten Datenprodukte. Besonderes Augenmerk liegt auf einer engen Zusammenarbeit mit potenziellen Nutzerinnen und Nutzern aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft, insbesondere in Nordrhein-Westfalen.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sollen Anforderungen systematisch erfasst und priorisiert werden. Mit einer Fördersumme von rund 300.000 Euro wird die Machbarkeitsstudie vollständig über das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium finanziert. Bei erfolgreichem Abschluss eröffnet sich die Möglichkeit einer Bundesförderung für den Bau des Satelliten sowie die Errichtung eines Kontroll- und Auswertungszentrums in Nordrhein-Westfalen. Dies würde die Raumfahrt des Landes erheblich stärken und dessen Position als nationaler und internationaler Standort für zivile Erdbeobachtung weiter festigen.
Innovationen aus NRW
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen: „Ob Klimakrise, Dürresommer oder wachsende Anforderungen an unsere Landwirtschaft – wir brauchen präzise, aktuelle Daten, um gezielt und rechtzeitig reagieren zu können. Genau hier setzt DIEGOSat an: Der Satellit kann uns helfen, Umweltveränderungen schneller zu erkennen, Risiken frühzeitig zu benennen und damit Leben, Ernten und Infrastruktur besser zu schützen. Gleichzeitig stärkt dieses Projekt die Forschung, schafft neue Chancen für unsere Hightech-Wirtschaft und zeigt, was möglich ist, wenn Wissenschaft, Industrie und Politik gemeinsam an einem Strang ziehen. NRW beweist mit DIEGOSat: Innovationen aus Nordrhein-Westfalen können weltweit Wirkung entfalten – zum Wohle von Mensch und Umwelt.“
Zur Pressemitteilung des MWIKE: https://wirtschaft.nrw/mit-hightech-gegen-duerre-braende-und-ernteausfaelle-land-unterstuetzt-innovatives