Stand: 31.07.2025 17:28 Uhr
Die Stadt Hannover möchte hilfsbedürftige Kinder aus Gaza und Israel aufnehmen. Man stelle 20 Plätze sofort zur Verfügung, sagte Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) am Donnerstag in Hannover.
Onay stellte die Initiative zusammen mit Yazid Shammout, Vorsitzender der palästinensischen Gemeinde, und Michael Fürst, Präsident des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Niedersachsens, sowie dem Antisemitismusbeauftragten der Landesregierung, Gerhard Wegner vor. Gemeinsam wollen sie eigenen Angaben zufolge die Aufnahme israelischer und palästinensischer Kinder ermöglichen. Unklar blieb, wie die Kinder nach Hannover kommen.
Die Pressekonferenz im Neuen Rathaus in Hannover in voller Länge.
Hannover will ein Signal senden
„Die Situation im Nahen Osten bewegt uns“, sagte Onay. Es gebe in Hannover viele Menschen, die familiäre Verbindungen nach Israel und in die palästinensischen Gebiete hätten. Hannover habe eine „Tradition des Respekts“ und man wolle gemeinsam „ein Signal der humanitären Hilfe aussenden“.
Umsetzung in der Hand der Bundesregierung
Ob es bei diesem Signal bleibt oder das Vorhaben auch tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, das liege in der Hand der Bundesregierung, sagte Onay. Sie sei für die Vergabe von Visa, die Aus- und Einreise und einen möglichen Transfer der Kinder nach Hannover verantwortlich. Und sie müsse Druck auf Israel ausüben, das zu ermöglichen, ergänzte Yazid Shammout.
Sie plädiert für die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch die Bundesregierung. Vorher müssten Verhandlungen stattfinden, forderte DIG-Präsident Beck.
20 Plätze für Inobhutnahmen
Das Angebot aus Hannover umfasst 20 freie Inobhutnahme-Plätze: „Dort können die Kinder auch medizinisch und psychologisch betreut werden“, so Onay. Das betreffe unbegleitete Kinder – wenn Kinder in Begleitung ihrer Eltern kämen, könne man die Zahl der Plätze vielleicht auch erweitern, sagte der Oberbürgermeister weiter. Auch die palästinensische Gemeinde könne nach Auskunft von Shammout Kinder aufnehmen. Das sei auch in der Vergangenheit schon geschehen, viele Familien hätten Verbindungen in die palästinensischen Gebiete inklusive Gaza.
„Kleines Zeichen der Hoffnung“
Laut Michael Fürst gelte dies auch für die jüdischen Gemeinden. Auch in Israel gebe es traumatisierte Kinder. „Kinder sind das Wichtigste, das wir zu schützen haben, und das wollen wir hier auch erreichen.“ Der niedersächsische Antisemitismusbeauftragte Wegner sieht die Initiative als „kleines Zeichen der Hoffnung, dass dieser fürchterliche Krieg zu Ende geht“. Es gebe viele, die diesen Krieg benutzten, um Jüdinnen und Juden „in übelster Weise“ anzugehen. Natürlich sei es möglich, Kritik an Israel zu üben. „Das ist überhaupt keine Frage. Wenn das aber verbunden ist mit Ausrottungsfantasien und Nazivergleichen, dann müssen wir uns dagegen stellen.“
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