Bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion in Halle (Saale) haben Einsatzkräfte ein professionell eingerichtetes Drogenlabor entdeckt. Die Maßnahme erfolgte im Rahmen eines laufenden Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts des unerlaubten Handels mit sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen (NPS). Der Zugriff am Donnerstagvormittag basierte auf einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss, der zuvor vom Amtsgericht Halle (Saale) erlassen worden war.

Die Durchsuchung führte die Ermittler zu mehreren Garagen in der Trothaer Straße im Norden der Stadt. Dort stießen sie auf ein sogenanntes Veredelungslabor zur Herstellung synthetischer Cannabinoide – eine besonders gefährliche Form von NPS. Nach Angaben der Behörden konnten mehrere Kilogramm der Substanz sichergestellt werden. Der geschätzte Straßenverkaufswert beläuft sich auf rund sechs Millionen Euro.

Neben der reinen Wirkstoffmenge fanden die Einsatzkräfte eine erhebliche Anzahl bereits mit dem synthetischen Cannabinoid behandelter Trägermaterialien. Dabei handelt es sich unter anderem um Papierblätter, Tabak und CBD-Cannabis, die durch die chemische Behandlung eine starke psychoaktive Wirkung entfalten. Diese Art der Verarbeitung ist typisch für den Verkauf in Konsumeinheiten und weist auf eine gut organisierte Vertriebsstruktur hin.

Aufgrund der Gefährlichkeit der in dem Garagenlabor gelagerten Chemikalien wurde die Tatortarbeit durch speziell geschulte Einheiten übernommen. Dabei kamen auch Dekontaminationsteams der Feuerwehr zum Einsatz. Die Sicherstellung der Substanzen und die Beweissicherung erforderten den Einsatz spezieller Schutz- und Messtechnik. In einem Hinterhof wurde dafür ein separates Zelt errichtet, um eine fachgerechte Untersuchung und Dekontamination zu ermöglichen.

Die Ermittlungen richten sich derzeit gegen einen 27-jährigen Mann deutscher Staatsangehörigkeit. Er wurde vorläufig festgenommen und soll noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft Halle hat angekündigt, einen Antrag auf Untersuchungshaft zu stellen.

Neue psychoaktive Substanzen wie das sichergestellte synthetische Cannabinoid gelten als besonders risikoreich, da sie oft stärker wirken als herkömmliche Drogen wie etwa Cannabis oder sogar Crystal Meth. Ihre Herstellung unterliegt in der Regel keiner Qualitätskontrolle, was für Konsumenten lebensgefährlich sein kann. Die Ermittlungen zu Herkunft, Herstellung und Vertriebswegen dauern an.