Die Situation, die der Reddit-Nutzer „footymanageraddict“ schildert, dürfte für viele Smartphone-Nutzer ein absolutes Horrorszenario darstellen: Er habe geschlafen und sei plötzlich von einem lauten Geräusch und einem beißenden Geruch geweckt worden, berichtet er. Sein Bettlaken habe Feuer gefangen, das Gehäuse seiner Klimaanlage sei in Brand geraten und beschädigt worden. Ihm sei zwar noch gelungen, das Feuer zu löschen – doch den ganzen Tag habe er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen gehabt. Wegen des eingeatmeten Rauchs habe sein Hals noch stundenlang geschmerzt.
Der Grund für das Feuer: Sein Google-Smartphone der Reihe 6a, das etwa 40 Zentimeter von seinem Kopf auf dem Nachttisch gelegen habe, sei während des Ladens in der Nacht plötzlich in Flammen aufgegangen. Auf Reddit postete der Nutzer Fotos, die das völlig zerstörte Handy zeigen: Das Display ist vom Gehäuse abgetrennt, alle Komponenten sind verkohlt. Auch die Schutzhülle ist angeschmort.
„footymanageraddict“ hat offenbar Schlimmeres noch verhindern können: Als er vom Feuer geweckt worden sei, habe er das Telefon am Ladekabel gezogen, sodass es auf den Fliesenboden gefallen sei. Schäden an der Wohnungseinrichtung habe dies jedoch nicht mehr verhindern können.
Fälle häufen sich
Es ist nicht der erste bekannte Fall dieser Art – schon seit Wochen berichten immer wieder Nutzerinnen und Nutzer von ominösen Bränden, die insbesondere das Pixel-Modell 6a betreffen. Im Juni meldete sich eine Leserin namens Arielle beim Tech-Blog „Android Authority“: Nachts um 4 Uhr habe ihr Gerät Überhitzungsalarm ausgelöst – unmittelbar darauf sei allerdings auch schon ein lautes Knallgeräusch zu hören gewesen. Das Gerät sei regelrecht beim Laden explodiert und das Display habe sich vom restlichen Gehäuse gelöst. Fotos zeigen: Das Handy ist unbenutzbar – die komplette rechte Seite ist verschmort.
Schon im Dezember vergangenen Jahres hatte ein Nutzer einen Brand bei einem Ladevorgang des Gerätemodells gemeldet. Kurz darauf wurde ein weiterer Fall über das Support-Forum von Google bekannt: Das betroffene Smartphone habe Feuer gefangen, während es im Ruhezustand auf dem Nachttisch gelegen habe. Am 25. Juli gab schließlich die australische Verbraucherschutzbehörde eine Warnung für das Gerät heraus. Innerhalb Deutschlands sind bislang keine Fälle oder Produktwarnungen dieser Art bekannt.
Auch andere Smartphones der A-Reihe scheinen Probleme mit dem Akku zu haben: Im März rief Google sein Modell Pixel 4a aus dem Jahr 2020 wegen Überhitzungsproblemen zurück – allerdings auch nur in Australien. Zuletzt bot der Konzern Nutzerinnen und Nutzern des Models Pixel 7a von 2023 ein Reparaturprogramm oder eine Kulanzzahlung von 400 Euro an. Zuvor hatte Google eingeräumt, dass auch bei diesem Modell der Akku unerwartet anschwellen könne.
Fall erinnert an Samsung-Desaster
Die Probleme um die Google-Smartphones erinnert an einen anderen prominenten Fall aus dem Jahr 2016: Damals brachte der südkoreanische Konzern Samsung sein neues Flaggschiff-Smartphone Galaxy Note 7 auf den Markt, das sich nur wenige Tage später zu einem der größten Imageschäden eines Technikkonzerns jemals entwickeln sollte. Immer wieder wurden Fälle von brennenden Geräten bekannt, weswegen der Konzern zunächst ein Austauschprogramm startete. Doch als auch die Ersatzgeräte in Flammen aufgingen, nahm Samsung das Modell schließlich ganz vom Markt.
Dem Schritt ging ein beispielloses Medienecho voraus: Zwischenzeitlich warnten selbst die US-Luftfahrtbehörde sowie diverse Airlines vor dem Gerät: Unternehmen wie die Lufthansa verboten die Mitnahme des Gerätes gänzlich in ihren Flugzeugen. Im Internet verbreiteten sich immer wieder Flugzeugdurchsagen und Warnplakate, die das Note 7 selbst in öffentlichen Verkehrsmitteln oder öffentlichen Gebäuden verboten.
Zurückzuführen waren die Brände offenbar auf einen Produktionsfehler. In einem Untersuchungsbericht schob Samsung die Probleme damals auf die Akku-Hersteller SDI und ATL – jedoch seien die Probleme auch wegen eigener unzureichender Qualitätskontrolle nicht bemerkt worden.
Nur ältere Geräte betroffen
Im Falle der Google-Smartphones ist die Lage verzwickter: Beim Pixel 6a handelt es sich nämlich nicht um das aktuelle Modell des Konzerns, sondern um ein drei Jahre altes Gerät, das bislang eigentlich nicht für derartige Probleme bekannt war. Die sogenannte A-Reihe ist die etwas günstigere, abgespeckte Variante der jeweiligen Google-Smartphones – das Modell 6a wurde erstmals im Juli 2022 vorgestellt. Zu aktuelleren Pixel-Modellen der Reihen 8a und 9a sind derzeit keinerlei Vorfälle mit Bränden bekannt.
Völlig unklar ist daher auch, worauf das Problem genau zurückzuführen ist. Googles Akku-Austauschprogramm deutet auf einen Produktionsfehler hin. Jedoch heißt es in einem Support-Dokument auch, dass nur Geräte betroffen seien, die die 400 Ladezyklen überschritten hätten. „Android Authority“ spekuliert, dass Google in seinen günstigeren Smartphone-Modellen der A-Reihe möglicherweise auch Billigakkus verbaue, die irgendwann schlappmachten – Belege gibt es dafür jedoch nicht. Gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) äußerte sich Google nicht zu den möglichen Gründen.
Was Kunden jetzt tun sollten
Wer ein älteres Gerät der A-Reihe besitzt (insbesondere 4a, 6a und 7a) sollte nun Vorsicht walten lassen. Ratsam ist, die Geräte nicht mehr unbeaufsichtigt zu laden – also auch nicht über Nacht.
Google hat zudem mit einem Software-Update und einem Akku-Austauschprogramm auf das Problem reagiert. Anfang Juli informierte der Konzern seine Kundinnen und Kunden, das Smartphone werde ein Pflicht-Update erhalten, das eine mögliche Überhitzung des Akkus beim Laden beheben sollte. In einem Infotext erklärt Google zudem, das Problem treffe keineswegs alle Modelle der 6a-Reihe, sondern nur bestimmte Geräte.
Wer ein betroffenes Pixel 6a besitzt, sollte das Update inzwischen automatisch erhalten haben. Ist das nicht der Fall, sollte das Gerät manuell über die Einstellungen und den Button „System & Updates“ auf die neueste Android-Version aktualisiert werden. Das Update führt laut Google ab 400 Ladezyklen neue Funktionen der Akkuverwaltung ein, um das Risiko einer Überhitzung zu verringern.
So können Sie den Akku tauschen lassen
Selbst dieses Update scheint die Probleme jedoch nicht vollständig zu beheben – zumindest, wenn man den Berichten auf Reddit Glauben schenkt. Das Smartphone des Nutzers „footymanageraddict“ etwa sei bereits mit dem aktuellsten Pflicht-Update ausgestattet gewesen. Zudem verringert das Update die Akkulaufzeit der betroffenen Geräte offenbar drastisch.
Sinnvoller erscheint daher, den Akku direkt komplett wechseln zu lassen. Ob ein Gerät betroffen ist, lässt sich über diesen Link ermitteln. Die Reparatur kann in Deutschland bei einem von Google autorisierten Elektronikhändler übernommen werden – wer genau dafür infrage kommt, erfahren Betroffene ebenfalls unter dem genannten Link.
Der Akkutausch ist laut Google kostenlos. Neben der Reparatur bietet Google einigen Kundinnen und Kunden nach eigenen Angaben auch Einmalzahlungen oder Gutscheine für neue Google-Hardware in nicht näher genannter Höhe an. Auch für das Modell 7a gibt es ein Reparaturprogramm, das sich unter diesem Link finden lässt.