1. Startseite
  2. Panorama

DruckenTeilen

Eine neue Studie aus den USA zeigt: Corona und Grippe können schlafende Krebszellen wecken. Dadurch können die Tumorzellen in andere Organe streuen.

Frankfurt – Jahrelang schlummern Krebszellen unentdeckt in der Lunge. Dann kommt eine Grippe oder Corona-Infektion – und plötzlich erwachen die Zellen wieder. Das haben Forschende der University of Colorado nun in einer bahnbrechenden Studie nachgewiesen.

Entzündungsreaktionen bei einer Atemwegsinfektion können im menschlichen Körper verheerende Folgen haben – und laut einer neuen Studie womöglich auch mit Krebs in Zusammenhang stehen.Entzündungsreaktionen bei einer Atemwegsinfektion können im menschlichen Körper verheerende Folgen haben – und laut einer neuen Studie womöglich auch mit Krebs in Zusammenhang stehen. © peopleimages.com/HalfPoint Images/ImagoNeue Krebs-Studie: Corona und Grippe können schlafende Zellen wecken

Nach einer erfolgreichen Brustkrebsbehandlung können einzelne Krebszellen im Körper zurückbleiben. Diese verstreuten Krebszellen teilen sich nicht und „schlafen“. Monate oder sogar Jahre können vergehen, bis sie wieder aktiv werden und Metastasen bilden. Brustkrebs endet im metastasierten Stadium meist tödlich.

Die neue Studie aus dem Fachjournal Nature zeigt nun: Atemwegsinfekte wie Grippe oder Covid-19 können diese schlafenden Zellen aufwecken. Dafür haben die Forschenden den Einfluss der Infektionen auf die schlafenden Krebszellen in Lungen von Mäusen untersucht.

Brustkrebs ist die häufigste Krebs-Erkrankung bei Frauen in Deutschland. Jedes Jahr erhalte rund 69.000 Frauen die Diagnose Mammakarzinom. Das heißt auch: Eine von acht Frauen erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Nur etwa ein Prozent der Brustkrebs-Diagnose betrifft Männer. Wird der Krebs rechtzeitig erkannt und behandelt, gibt es gute Heilungschancen.

Quellen: Deutsche Krebsgesellschaft; Zentrum für Krebsregisterdaten

Die Fachleute infizierten Mäuse mit Brustkrebs mit Grippe- und Coronaviren. Das Ergebnis: Zwischen dem dritten und 15. Tag einer Grippe-Infektion konnten sie eine 100- bis 1000-fache Erhöhung der Metastasenbelastung in der Lunge nachweisen. Diese Belastung blieb auch neun Monate danach auf diesem Niveau.

Atemwegsinfektionen können schlafende Krebszellen wecken: Das steckt dahinter

Doch was steckt dahinter? Der Schlüssel liegt in der Entzündungsreaktion des Körpers. Während der Infektion produziere das Immunsystem verstärkt den Botenstoff IL-6, heißt es in der Studie. Dieser heizt Entzündungen an. Besonders paradox: Die Immunreaktion, die eigentlich Viren bekämpfen soll, hilft den Krebszellen. In der Maus-Studie hemmten bestimmte T-Zellen sogenannte Killerzellen, die normalerweise die Tumorzellen abgewehrt hätten.

Krebserregende Viren: Diese Erreger können Krebs auslösenDas Magenbakterium Helicobacter pylori Fotostrecke ansehen

„Die vorgestellten Erkenntnisse sind innovativ und von potenziell großer klinischer Relevanz“, schätzt Prof. Dr. Andreas Bergthaler die Ergebnisse ein. „Es gibt einige Anhaltspunkte, dass die vorliegenden Ergebnisse relevant für den Menschen sein könnten“, so der Leiter des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie der Medizinischen Universität Wien. Dennoch ließen sich Ergebnisse aus Tiermodell oft nicht direkt auf den Menschen übertragen. Auch die Forschenden der Studie räumten ein, dass noch weitere Untersuchungen notwendig seien.

Erst kürzlich enthüllte eine Studie einen versteckten Faktor für Krebs. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, lässt sich aber auch enorm senken. (kas)

Transparenzhinweise