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Erst unlängst betonte Putin, die Ukraine gehöre zu Russland. Nun fand das Auswärtige Amt im Archiv einen Hinweis von 1994 auf Putins imperialistische Weltsicht.

Berlin/Moskau – Mit dem Grenzübertritt seiner Streitkräfte Ende Februar 2022 initiierte Russlands Präsident Wladimir Putin ein neues Kapitel im Ukraine-Krieg, nachdem er 2014 schon die Schwarzmeerhalbinsel Krim im Süden des Landes annektiert hatte. Dass Putins Krieg in der Ukraine imperialistische Bestrebungen zugrunde liegen, bekräftigte der Kreml-Chef erst im Juni (21. Juni) beim Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg. „Die ganze Ukraine gehört uns“, betonte Putin dort laut Reuters. Nun wurde aus dem Auswärtigen Amt die Meldung laut, es sei im Archiv ein Hinweis ausfindig gemacht worden, der schon äußerst früh auf das imperialistische Streben Putins hinwies – und zwar vor über drei Jahrzehnten.

Erst vor Kurzen betonte Putin, die Ukraine gehöre zu Russland. Nun fand das Auswärtige Amt im Archiv einen frühen Hinweis auf Putins imperialistische Weltsicht.Russlands Staatschef Wladimir Putin © IMAGO / ITAR-TASS

Wie die Nachrichtenagentur dts und der Spiegel am Donnerstag berichteten, sind Beamte im Archiv des Auswärtigen Amts auf ein Dokument aufmerksam geworden, dass bereits im Januar 1994 Putins Interpretation der Grenzen Russlands andeutet. Demnach notierte der damalige deutsche Generalkonsul in Sankt Petersburg am 14. Januar 1994, Putin habe mehrmals „mit Emphase“ betont, was er ihm schon früher gesagt habe: „Die Krim, die östliche Ukraine und das nördliche Kasachstan – diese Gebiete zumindest – seien für Russland niemals Ausland, sondern immer Teil des russischen Territoriums“ gewesen. 

Vorbereitungen für Ukraine-Krieg: Putin wollte die Ukraine schon vor 30 Jahren annektieren

„Keinem Russen sei verständlich zu machen, dass dies jetzt für sie Ausland sei“, heißt es in den Worten des Generalkonsuls weiter. Zudem empfänden die Russen nationaler, was für Deutsche „vielleicht schwerer verständlich“ sei. Der Vermerk findet sich in einer Edition, die das Institut für Zeitgeschichte herausgibt.

Putin war zum Zeitpunkt des Konsular-Berichts stellvertretender Bürgermeister Sankt Petersburgs, er galt als Reformer. In der Ukraine lebten damals über zehn Millionen, in Kasachstan rund eine Million Russen. Er erklärte, es gebe „keine Probleme“, wenn deren wirtschaftliche und soziale Lage zufriedenstellend sei. Doch dem sei nicht so, was Wladimir Schirinowskij – einem rechtspopulistischen Politiker – in die Karten spiele. Der Westen sei daher „schlecht beraten, wenn er als Wiederaufleben des russischen Imperialismus das bezeichne, was lediglich eine gerechtfertigte Wahrnehmung russischer Interessen“ sei.

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31 Jahre später führt Putin nun schon das dritte Jahr Krieg mit der Ukraine, es ist die größte Invasion innerhalb Europas seit dem zweiten Weltkrieg. Als der Kreml-Chef beim Interntionalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg wieder mal betonte, dass die Ukraine zu Russland gehöre, reagierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew umgehend. Selenskyj bezeichnete Putins „Auftritt“ als Bestätigung seiner expansionistischen imperialistischen Ambitionen und warnte, dass die Bedrohung durch den wiederauflebenden russischen Imperialismus sich auf „Weißrussland, die baltischen Staaten, Moldawien, den Kaukasus, Länder wie Kasachstan und jeden Ort auf der Erde, den russische Mörder erreichen können“, erstrecke, wie er vom Atlantic Council zitiert wird. (fh)