Queeres Club-Urgestein

Berliner Club Schwuz meldet Insolvenz an – Betrieb soll vorerst weitergehen

Der queere Club Schwuz in Berlin-Neukölln. (Quelle: dpa/XAMAX9Bild: dpa/XAMAX

Das Schwuz ist der älteste und größte queere Club Deutschlands – und steckt schon länger in der Krise. Mitarbeitende wurden entlassen. Aber das scheint nicht ausgereicht zu haben: Jetzt hat der Club Insolvenz angemeldet.

Der queere Berliner Club Schwuz hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Das haben die Betreiber am Donnerstagabend in einem Instagram-Post mitgeteilt.

Wie aus einer Mail der Geschäftsführung hervorgeht, die rbb|24 vorliegt, soll der Clubbetrieb vorerst bis zur voraussichtlichen Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Oktober weitergehen. „Die Beschäftigungsverhältnisse bleiben bestehen und die Gehälter werden weiterhin gezahlt“, so die Geschäftsführung.


Krise habe schon 2024 begonnen

Als nächsten Schritt nach dem Antrag soll nun ein externer Insolvenzberater helfen, das Schwuz wieder auf wirtschaftlich tragfähige Beine zu stellen. „Hier wird es weitere große und potentiell einschneidende Maßnahmen erfordern“, heißt es. Der Schritt sei notwendig geworden, „um überhaupt noch Spielraum für Veränderung zu schaffen und das Haus zu schützen“. Es gehe nicht darum, aufzugeben, sondern darum, neu zu starten.

Die Krise des Clubs hat laut Mail der Geschäftsführung bereits Anfang 2024 begonnen. Schon damals sei absehbar gewesen, dass der Club das Jahr mit einem „erheblichen Defizit abschließen werde“. Gegenmaßnahmen hätten sich später als nicht ausreichend herausgestellt. Mit dem Wechsel der Geschäftsführung im März dieses Jahres habe „eine umfassende Analyse der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage“ begonnen, heißt es in der Mail.


Kündigungen im Sommer

Erst im Mai 2025, „nach vollständiger Einarbeitung in die Strukturen“, sei das volle Ausmaß der Krise sichtbar geworden: So hätten am Ende des Monats regelmäßig 30.000 bis 60.000 Euro gefehlt, Umsätze seien rückläufig gewesen und auch strukturelle Probleme bei der Verwaltung des Clubs hätten zur Misere geführt.

Als Reaktion darauf hatte das Schwuz Ende Mai 33 teils langjährigen Mitarbeitenden gekündigt und wurde dafür harsch kritisiert. Ohne die Kündigungen drohe die Schließung, rechtfertigte sich der Club damals. Außerdem wurden Öffnungszeiten eingeschränkt und ein Crowdfunding gestartet, um die Infrastruktur zu modernisieren. Von den ursprünglich anvisierten 150.000 Euro sind bisher jedoch nur etwas mehr als 3.000 Euro zusammengekommen.


Club besteht seit fast 50 Jahren

Das Schwuz – ursprünglich eine Abkürzung für „Schwulen-Zentrum“ – wurde 1977 gegründet und ist eigenen Angaben zufolge Deutschlands ältester queerer Club sowie größte Kulturinstitution in der queeren Szene. Es war in den Anfangsjahren ein zentraler Bezugspunkt der queeren Community: So wäre der erste Christopher Street Day in Berlin 1979 oder die Gründung der Stadtzeitung „Siegessäule“ ohne das Schwuz wohl nicht möglich gewesen.

2013 zog der Club vom Mehringsdamm in Kreuzberg nach Neukölln ins Rollbergviertel und in deutlich größere Räume, in die mehr als 1.000 Menschen passen. Nun fordert das Schwuz seine Follower auf Instagram auf, die wieder stärker zu frequentieren: „Komm vorbei. Tanz. Feiere!“ Gemeinsam könne man bewirken, dass es weitergehen kann.

Sendung: Fritz, 01.08.2025, 7:00 Uhr