Schneller und schonender – das ist die Vision für Diagnose und Behandlung der Krebserkrankung der Zukunft. Am Mannheimer Uniklinikum läuft seit 2012 ein großes Forschungsprojekt.
Wie kann Krebs in Zukunft noch besser und schneller erkannt und behandelt werden? Dazu forschen Mannheimer Expertinnen und Experten seit Jahren. Jetzt beginnt die letzte Phase der Projekts, das mit Millionen gefördet wird.
Krebs soll schneller behandelt werden
Stellen Sie sich vor, Sie fühlen sich nicht wohl, aber niemand kann Ihnen auf die Schnelle sagen, was Sie haben. Sie gehen aber davon aus, es ist etwas Schwerwiegendes. Also geht die Odyssee los. Von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik. Wird dann Krebs festgestellt, dauert es oft Wochen oder Monate, bis klar ist, wie die Behandlung aussieht. Das sagen selbst die Ärzte im Mannheimer Uniklinikum. Das Forscherteam hat dazu eine Vision: Diese schwere Zeit – für Patienten und Angehörige – soll dramatisch verkürzt werden. Auf langfristig nur noch acht Stunden.
Vision: Nur ein Tag vom ersten Symptom zum Start der Krebsbehandlung
Innerhalb dieser künftig nur noch sehr kurzen Zeit passiert alles, was für den Patienten wichtig ist, um mit der Behandlung zu beginnen: Die Diagnose mit präziser Bildgebung, Biopsie und Bestrahlung. Der automatisierte Ablauf soll viel Zeit sparen, so dass möglichst viele Patientinnen und Patienten davon profitieren und das High-Tech-Verfahren damit effizienter und kostengünstiger eingesetzt werden kann.
Mannheim: Eigene M2OLIE-Klinik bis 2029
Im Universitätsklinikum Mannheim startet jetzt die dritte Förderphase des Forschungsprojekts M2OLIE. Bis 2029 soll auf dem Gelände eine eigene Klinik dafür entstehen. M2OLIE steht für „Mannheim Molecular Intervention Environment“. In einem Interventionsraum, gespickt mit High-Tech-Medizin, sollen künftig Patientinnen und Patienten mit Anfangsverdacht auf metastasierten Krebs innerhalb nur eines Tages für die Therapie vorbereitet werden. Bis zu 90 Prozent der Krebspatienten sterben nicht am Tumor selbst, sondern an den Metastasen. Laut Uniklinikum fließen dafür in der letzten Projektphase weitere zehn Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium. Bei dem Projekt arbeiten Experten aus verschiedenen Fachbereichen zusammen: Mediziner, Naturwissenschaftler, Ingenieure, Informatiker und Betriebswirte.
Roboter und Avatare unterstützen die Ärzte
Eingesetzt werden unter anderem Computertomographen mit einem teilweise automatisierten Robotersystem. Der Roboterarm sucht dabei zum Beispiel bei einer Biopsie die optimale Stelle für die Nadel zur Entnahme von Gewebe. Geführt wird die Nadel dann aber vom Arzt oder der Ärztin selbst. Außerdem haben die Forscher eine digitale Patientenaufnahme entwickelt: Ein Avatar macht quasi die Anamnese. Der Arzt kann sich auf Nachfragen konzentrieren.
Die digitale Patientenaufnahme soll den Diagnoseprozess beschleunigen.
An dem so genannten Forschungcampus M2OLIE sind zwanzig industrielle und sechs akademische Institute beteiligt. Das groß angelegte Projekt unter Federführung der Universitätsmedizin Mannheim gilt als Aushängeschild für den geplanten Klinikverbund mit dem Universitätsklinikum Heidelberg, die ebenfalls beteiligt ist.
Sendung am Do., 31.7.2025 17:30 Uhr, Nachrichten SWR Studio Mannheim
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