Moskau. Der Ex-Präsident stichelt gegen Trump, droht der Nato und ist allgemein für markige Sprüche bekannt. Für Putin ist der 59-Jährige wichtig.
In US-Präsident Donald Trump hat der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, offenbar einen geeigneten Gegner gefunden. Immer wieder attackieren sich die beiden öffentlich, für alle sichtbar in den sozialen Netzwerken.
„Wenn irgendwelche Worte eines russischen Ex-Präsidenten eine so nervöse Reaktion beim sonst so mächtigen US-Präsidenten hervorrufen, dann heißt das: Russland hat in allem recht und setzt seinen Weg fort“, schrieb Medwedew auf Telegram.
Russland: Medwedew bezeichnet Trump als „Opa“ und droht den USA
Ausgangspunkt war Trumps neues Ultimatum, bei dem er die Frist für eine Waffenruhe oder einen Frieden zwischen Russland und der von Moskau angegriffenen Ukraine auf zehn Tage verkürzte. Ansonsten werde es Sanktionen gegen Russlands Handelspartner geben, sagte er. Jedes Ultimatum sei ein Schritt auf dem Weg zum Krieg, drohte daraufhin Medwedew auf „X“ eine direkte militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und den USA an. Später schrieb er, dass Trump, den er als „Opa“ bezeichnete, kein Recht habe, Russland vorzuschreiben, wann es verhandeln solle.
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Trump’s playing the ultimatum game with Russia: 50 days or 10… He should remember 2 things:
1. Russia isn’t Israel or even Iran.
2. Each new ultimatum is a threat and a step towards war. Not between Russia and Ukraine, but with his own country. Don’t go down the Sleepy Joe road!— Dmitry Medvedev (@MedvedevRussiaE) 28. Juli 2025
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Im März hatte Medwedew ein Telefonat zwischen Trump und Putin kommentiert, zu einer Zeit, als der Amerikaner dem Russen noch wohlwollender gegenüberstand: Serviert werden „leichte Vorspeisen“, „Brüsseler Kohl“, „britisches fish and chips“ und „Hähnchen Pariser Art“, so führte Medwedew eine kulinarische Analogie der Macht aus. „Es gibt nur Russland und Amerika im Esszimmer. Der Hauptgang ist ein Schnitzel nach Kiewer Art. Guten Appetit!“
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The phone call between Presidents Putin and Trump proved a well-known idea – there is only Russia and America in the dining room. On the menu: light appetisers – Brussels sprouts, British fish and chips and Paris rooster. The main course is a Kiev-style cutlet. Enjoy your meal!
— Dmitry Medvedev (@MedvedevRussiaE) 18. März 2025
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Der 59-jährige Medwedew ist bekannt für seine deftigen Sprüche. Sozusagen Putins Mann fürs Grobe. Er ist Fußballfan und outet sich gerne als Hardrocker. Led Zeppelin ist eine seiner Lieblingsbands, die Meister des Gitarren-Zertrümmerns auf offener Bühne. Auf der politischen Bühne tut es Medwedew dem Leadgitarristen seiner Band gleich. Als Briten und Franzosen Friedenstruppen in die Ukraine entsenden wollten, kritisierte er Emmanuel Macron und Keir Starmer als „dumm“. Auch der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz bekommt sein Fett ab. Er habe „noch keinen Tag gearbeitet“, würde aber lügen „wie Goebbels“, so Medwedew auf Telegram.
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Russland: Medwedew war zwischenzeitlich Präsident
Sprüche, die ankommen in Russland. Medwedews X-Account hat 4,78 Millionen Follower. Doch Dmitri Medwedew ist weit mehr als ein politischer Krawallbruder. Von 2008 bis 2012 war er russischer Präsident. Damals, als Wladimir Putin aus Verfassungsgründen nicht antreten durfte. Nach Putins Rückkehr auf den Präsidentensessel wurde Medwedew Ministerpräsident. Geboren ist er in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg. Dort, wo viele Vertraute Putins herstammen, wuchs er auf und studierte. Mit Krieg kennt sich Medwedew aus, als Präsident war er Oberbefehlshaber der Streitkräfte im Georgien-Krieg von 2008.
Medwedews Amtszeit als russischer Ministerpräsident unter Putin endete 2020. Sieben Jahre und acht Monate war er in diesem Amt. Doch innenpolitisch brauchte Putin dann einen Regierungschef, der vor allem die Sozialausgaben effizienter gestalten sollte, um vor der 2024 anstehenden Präsidentenwahl „einen guten Eindruck bei den Bürgern zu hinterlassen“, meint der Politologe Nikolai Petrow gegenüber der Netzplattform „Meduza“. Der Steuerfachmann Michail Mischustin wurde Ministerpräsident, und Medwedew wechselte als stellvertretender Vorsitzender in den nationalen Sicherheitsrat. Ein wichtiges Gremium, Vorsitzender ist Putin selbst.
Medwedew droht Ukraine: „Liegt auf historischem, russischem Territorium“
In seinem Amt im Sicherheitsrat darf Dmitri Medwedew nun mit dem Atomkrieg drohen und westliche Politiker als „Drecksäcke“ beschimpfen. Und die Ukraine? Die sei ein „Krebsgeschwür“, so Medwedew in einem Essay mit dem Titel „Warum die Ukraine für ihre Bewohner gefährlich ist“. Das Land liege auf „historischem russischem Territorium“. Es bestehe „eine hundertprozentige Wahrscheinlichkeit eines neuen Konflikts, ungeachtet aller Sicherheitsvereinbarungen, die der Westen mit dem Kiewer Marionettenregime unterzeichnet“, so Medwedew.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Ganz so weit geht sein Chef Wladimir Putin nicht. Er spricht der Ukraine nicht grundsätzlich das Existenzrecht ab, die Ukraine müsse aber den Verlust der Krim und der Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson anerkennen, so Putin gemäß einem Bericht der Zeitung „Kommersant“. Das müsse schnell gehen, sonst würde Russland weitere Gebiete in der Ukraine beanspruchen.