Nach einer Übergangssaison will der SV Wehen Wiesbaden in der 3. Liga wieder um den Aufstieg mitspielen. Dafür setzt man auf den Verbleib des wichtigsten Spielers – und auf die Wandlungsfähigkeit des Trainers.
Fatih Kaya und seine SVWW-Teamkollegen wollen in der 3. Liga oben angreifen.
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37:48 Min.|22.07.25|hr
Die komplette Vorstellungs-PK mit Tobias Keller
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Am kommenden Wochenende ist es soweit: Die 3. Liga startet in ihre neue Saison. Der SV Wehen Wiesbaden ist am Sonntag (19.30 Uhr) dran, wenn sich Zweitliga-Absteiger Ulm in der hessischen Landeshauptstadt vorstellt.
So lief die vergangene Saison
Die vergangene Saison des SV Wehen Wiesbaden war ein Auf und Ab. Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga erwischte man einen guten Start, war insgesamt allerdings zu inkonstant. So rutschte des Team im Frühjahr sogar noch in die Nähe der Abstiegsplätze, fing sich aber rechtzeitig und beendete die Spielzeit 2024/2025 auf dem neunten Platz.
Am Ende gab es sogar noch mehrere Feier-Gründe: Erst holte sich Stürmer Fatih Kaya mit 20 Treffern die Torjäger-Krone der 3. Liga, dann konnte man durch den Finalsieg gegen Regionalligist Hessen Kassel sogar noch den Hessenpokal in die Höhe stemmen. Dieser Erfolg strahlt auch auf die neue Saison aus: Der Sieg war gleichbedeutend mit der Qualifikation für den DFB-Pokal, in dem nun das Knallerspiel gegen Rekordmeister Bayern München auf die Wiesbadener wartet.
Wer kommt, wer geht?
Fast wichtiger als die Frage, wer denn so kommt und geht, ist aktuell die Frage danach, wer im Verein bleibt. Genauer gesagt: Ob Torschützenkönig Kaya bleibt. Der 25-Jährige war in der vergangene Saison die offensive Lebensversicherung des Teams und hat damit natürlich Begehrlichkeiten geweckt. Allerdings stehen die Chancen inzwischen gut, dass Kaya weiterhin für den SVWW auf Torejagd gehen wird, zumal er kürzlich von der Mannschaft zum neuen Kapitän gewählt wurde. „Wir freuen uns, dass Fatih bei uns bleibt“, sagte Trainer Nils Döring voller Überzeugung kurz nach der Kapitänswahl.
Auf der Abgangsliste stehen auch so schon einige Leistungsträger der vergangenen Spielzeit(en). Nick Bätzner, der im Mittelfeld die Fäden zog, verabschiedete sich in Richtung Paderborn. Florian Carstens macht bei Hansa Rostock weiter. Und mit Thijmen Goppel, der auf Bali angeheuert hat, gehen dem SVWW mal eben 15 Scorerpunkte aus der letzten Saison flöten.
Unter den Neuzugängen sticht Lukas Schleimer hervor, der mit reichlich Zweitliga-Erfahrung nach Wiesbaden kommt und der mit Kaya, dem in der Vorbereitung stark aufspielenden Moritz Flotho und Nikolas Agrafiotis dafür sorgt, dass Trainer Nils Döring in der Offensive ein regelrechtes Überangebot hat. Mit Jordy Gillekens ist ein robuster neuer Innenverteidiger gekommen. In der Generalprobe gegen Arnheim (4:0) hat zudem Niklas May gezeigt, dass er auf der linken Seite eine echte Verstärkung sein kann.
Weitere Informationen Die Zu- und Abgänge des SVWW (Stand: 31.07.2025)
Zugänge:
Simon Stehle (1.FC Saarbrücken)
Robin Kalem (Hannover 96 II)
Niklas May (Viktoria Köln)
Donny Bogicevic (Viktoria Köln)
Milad Nejad (Hamburger SV II)
Finn Ludwig (eigene Jugend)
Tim Neubert (eigene Jugend)
Lukas Schleimer (1.FC Nürnberg)
Jan Matthias Becker (eigene Jugend)
Jordy Gillekens (Francs Borains)
Abgänge:
Mohamed Amsif (Karriereende)
Nick Bätzner (SC Paderborn)
Florian Carstens (Hansa Rostock)
Bjarke Jacobsen (VfL Osnabrück)
Arthur Lyska (SV Sandhausen)
Franko Kovacevic (NK Celje)
Amin Farouk (FSV Frankfurt)
Thijmen Goppel (Bali United)
Emanuel Taffertshofer (Akritas Chlorakas)
Nico Rieble (unbekannt)
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Der Trainer
Döring hatte keine einfache erste Saison in der Cheftrainer-Rolle. Die Verantwortlichen haben dennoch an ihm festgehalten. Der Coach zahlt das Vertrauen mit Engagement zurück und hat sich und seine Arbeit im Sommer nach eigener Aussage ausführlich reflektiert. Dabei ging es auch um die Systemfrage. „Wir haben sehr lange an unserem 3-4-3 festgehalten. Und am Ende der Saison hat man gesehen, dass sich die Jungs mit dem 4-4-2 auch sehr wohl gefühlt haben“, sagte Döring beim Trainingsauftakt im Juni. „Und das war auch ein Prozess für mich.“
In der Vorbereitung ging es dem 45-Jährigen vor allem darum, seiner Mannschaft eine gewisse Galligkeit einzuimpfen. „Es geht darum, diese Gier zu haben, eine erfolgreiche Saison zu spielen“, sagte er und sah beim Testspiel-Sieg gegen Arnheim genau das. „Sie sind auf dem Platz einfach geil auf Siege. Diese Einstellung brauchen wir Woche für Woche“, lobte er.
Dabei will Döring seine Jungs in kein allzu festes taktisches Korsett pressen. „Ich gebe den Jungs eine gewisse Freiheit mit auf dem Weg“, beschrieb er seine Herangehensweise. „Die Entscheidungen müssen sie auf dem Platz treffen.“
Die Erwartungen an die Saison
Nachdem die Spielzeit 2024/2025 von Beginn an als eine Art Übergangssaison deklariert worden war, will sich der SV Wehen Wiesbaden nun wieder nach oben orientieren. „Wir wollen uns nach wie vor in der zweiten Bundesliga etablieren. Dazu müssen wir erstmal wieder daran arbeiten, dass wir da hinkommen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Markus Hankammer in der vergangenen Woche.
Während vor Jahresfrist die Stimmung noch eher getrübt war, klingen die Protagonisten nun sehr zuversichtlich. „Die Vorbereitung war überragend. Wir haben viele junge Spieler, die sehr willig sind“, sagte Kaya. „Wir haben einen klaren Plan und die Dynamik im Team ist sehr positiv.“
Wie gut die Vorbereitung, in der man unter anderem den FC Schalke 04 besiegen konnte, wirklich war, wird sich direkt am ersten Spieltag zeigen: Mit Zweitliga-Absteiger SSV Ulm kommt am Sonntag (19.30 Uhr) ein harter Brocken nach Wiesbaden.