Güterverkehr muss weiträumig ausweichen

Laut Deutscher Bahn werden Güterzüge während der Sanierung unter anderem über Uelzen und Stendal geführt. Zusätzlich sind Umleitungen über Rotenburg (Wümme) und Verden (Aller) vorgesehen, die dann weiter über Hannover und Magdeburg nach Berlin verlaufen.

Aufgrund der Auslastung und begrenzten Kapazitäten dieser Strecken rechnet die Bahn mit „Verzögerungen von mehreren Stunden“, wie die dpa berichtet.

Vor allem eingleisige Abschnitte und bereits stark frequentierte Knotenpunkte erschweren den Ausweichverkehr. Die Trasse Hamburg–Berlin wird täglich von rund 470 Zügen genutzt, darunter auch zahlreiche Güterzüge. Die Umleitung dieses Verkehrsvolumens stellt das Netz bundesweit vor logistische Herausforderungen.

Engpässe im Großraum Hamburg

Ein besonders kritischer Bereich ist die Hamburger Elbquerung. Die beiden Hauptverbindungen über die Norder- und Süderelbe wurden zuletzt instand gesetzt, um die zusätzliche Belastung während der Generalsanierung zu bewältigen. Die Bahn erklärte laut dpa: „Damit stehen beide Brückenwerke während der Generalsanierung uneingeschränkt für einen sicheren Bahnbetrieb zur Verfügung.“ Dennoch bleibt der Abschnitt anfällig – bereits im Regelbetrieb verkehren dort bis zu 660 Züge täglich.

Umfassende Maßnahmen auf der Strecke

Das Sanierungsprogramm ist eines der umfangreichsten der letzten Jahre. Wie Projektleiter Julian Fassing gegenüber der dpa erklärte, sei die Maßnahme alternativlos:

„Wir haben Stellwerke, die arbeiten noch mit Disketten.“

Die Strecke sei dem Verkehrsaufkommen zuletzt kaum noch gewachsen.

Im Rahmen der Bauarbeiten werden 165 Kilometer Gleise vollständig erneuert, 61 Kilometer instandgesetzt und 249 Weichen ausgetauscht. 28 Bahnhöfe entlang der Strecke erhalten ein neues Erscheinungsbild. Zudem entstehen sechs neue Stellwerke, 19 weitere werden modernisiert. Die Leit- und Sicherungstechnik wird für die künftige Einführung des europäischen Zugsteuerungssystems ETCS vorbereitet. Eine vollständige Umstellung auf das digitale System plant die Bahn in den 2030er Jahren.

Folgeprojekte im Anschluss

Kaum ist die Strecke Hamburg–Berlin wieder befahrbar, steht die nächste Großmaßnahme bevor. Vom 1. Mai bis zum 10. Juli 2026 saniert die Bahn die Verbindung Hamburg–Hannover. Laut Informationen der DB-Infrastrukturtochter Infrago werden entlang der Achse Lüneburg–Uelzen Stellwerke modernisiert. Auch auf dieser Strecke sind weitreichende Sperrungen und ein Ersatzverkehr vorgesehen. Betroffen ist dabei auch der Standort Maschen, Europas größter Rangierbahnhof.

Konzernsprecher Achim Stauß sagte dazu im rbb24 Inforadio:

„Das ist ein radikaler Schritt, das ist uns klar, und das haben wir uns auch nicht leicht gemacht. Aber die Unzuverlässigkeit der Bahn ist doch so groß, die Pünktlichkeit so schlecht in ganz Deutschland, dass wir uns entschlossen haben, die am stärksten belasteten Korridore generalzusanieren.“

Belastung für den Transportsektor

Die Generalsanierung bringt für den Schienengüterverkehr spürbare Belastungen. Umleitungen verlängern Laufzeiten, Engpässe führen zu Kapazitätsengpässen und steigern das Risiko betrieblicher Störungen. Die betroffenen Unternehmen müssen in den kommenden Monaten ihre Transportplanung anpassen, alternative Routen prüfen und zusätzliche Pufferzeiten einplanen.

Ob die Sanierung langfristig zu einer Entlastung beiträgt, hängt nicht zuletzt von der verlässlichen Umsetzung der angekündigten Infrastrukturverbesserungen ab. Die Bahn verspricht nach Abschluss der Maßnahmen eine deutlich robustere Strecke mit weniger Störungen und einer prognostizierten Zustandsnote von 2,3 statt bisher 3,7. Eine Bewertung, die sich erst im Betriebsalltag bestätigen muss.