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Der Zolldeal zwischen den USA und der EU sorgt für Kritik. Ohnehin angeschlagene Industrien in Deutschland könnten das Nachsehen haben – mitunter die Arbeitnehmer.

Washington D.C. – Der Zolldeal mit den USA könnte deutsche Arbeitsplätze gefährden. Der Vorwurf gegenüber der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nimmt zu, sie habe gegenüber dem US-Präsidenten Donald Trump nachgegeben. Beide Seiten haben sich auf einen Zollsatz auf Waren aus der EU von 15 Prozent geeinigt. Eine weitere Eskalation des Handelskriegs scheint vorerst abgewandt. Doch es zeichnen sich bereits weitere Risiken ab.

Zoll-Deal mit Trump raubt Jobs – „Gefahr für deutsche Arbeitsplätze gewachsen“

Besonders die ohnehin kriselnde Autoindustrie ist enttäuscht vom Deal mit Trump. Der Zollsatz von 15 Prozent gilt auch für Einfuhren von EU-Autos. Der künftige Zollsatz könnte die deutschen Autoexporte dämpfen. Deutschland gilt in der EU als führendes Auto-Export-Land. Laut Zahlen von European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA) wurden im vergangenen Jahr 749.170 in der EU hergestellte Neuwagen in die USA exportiert. Diese Exporte hatten einen Gesamtwert von 38,5 Milliarden Euro. E-Autos waren davon knapp 111.600 Fahrzeuge, die einen Wert von 5,9 Milliarden Euro hatten.

Der EU-Handelsdeal mit Trump bedeutet einen Milliarden-Schaden für die deutsche Wirtschaft, so Experten. Sie rechnen vor, wie teuer es genau werden könnte.Der EU-Handelsdeal mit Trump bedeutet einen Milliarden-Schaden für die deutsche Wirtschaft, so Experten. Sie rechnen vor, wie teuer es genau werden könnte. © Jacquelyn Martin/dpa

Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) warnte, der künftig geltende US-Zollsatz von 15 Prozent auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile aus der EU werden den Export belasten. Zudem könnte es auch negative Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher geben. Dies seien beispielsweise steigende Preise, eine eingeschränkte Modellvielfalt und höhere Servicekosten. Der VDA bezifferte die jährlichen Kosten für die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie auf eine Milliardensumme.

Einigung mit Trump: Gefährdet die EU deutsche Arbeitsplätze?

Arbeitsplätze wären ebenfalls in der Branche gefährdet. „Ehe man an der US‑Grenze 15 Prozent Zoll für ein in Deutschland hergestelltes Auto zahlt, könnte es am Ende billiger sein, noch mehr in Mexiko zu produzieren und von dort aus in die USA zu exportieren“, sagte EU-Handelspolitiker Bernd Lange (SPD) im Gespräch mit der Wirtschaftswoche. Die Gefahr für deutsche Arbeitsplätze sei mit dem Deal gewachsen.

Auch Branchen-Experten Ferdinand Dudenhöffer warnte: „Sollten keine Verrechnungen stattfinden, gehen wir von einem mittelfristigen Arbeitsplatz-Export der Autoindustrie von bis zu 10 Prozent aus Deutschland in die USA aus“, schrieb der Direktor des Center Automotive Research in Bochum. In Zahlen seien dies bis zu 70.000 Jobs und das treffe Autobauer und Zulieferer.

Trumps Zolldeal könnte deutsche Autoindustrie in noch größere Krise stürzen – Einbrüche bei BMW und Mercedes

Die deutsche Autoindustrie steckt seit längere Zeit in der Krise. Zölle drückten die Gewinner großer Autobauer, wie Halbjahreszahlen bereits zeigten. Der Gewinn von Mercedes-Benz ist im ersten Halbjahr unter anderem aufgrund der Zölle um mehr als die Hälfte eingebrochen.

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Das Konzernergebnis sackte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 55,8 Prozent von rund 6,1 Milliarden Euro auf rund 2,7 Milliarden Euro ab, wie der Stuttgarter Autobauer mitteilte. BMW hat im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch um mehr als ein Viertel beschert. Nach Steuern verdiente der Münchner Konzern vier Milliarden Euro – 29 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie er mitteilte.

EU einigt sich auf Zolldeal mit den USA – vorerst Entspannung im Handelskrieg?

Wäre es zu keiner Einigung gekommen, hätten US-Zölle in Höhe von 30 Prozent gedroht. Die EU wollte eine Eskalation verhindern, da diese den Handel und Arbeitsplätze kurzfristig noch mehr bedroht hätte. Eigentlich sollten die Zölle ab 1. August 2025 greifen, Trump hat die Frist allerdings erneut verschoben.

Hinzu kam die Sorge, Trump könne im Fall eines verschärften Konflikts neue Drohkulissen aufbauen – beispielsweise indem er erneut die militärische Beistandspflicht innerhalb der Nato infrage stellt oder die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt – beides sind äußerst sensible Themen angesichts der Bedrohungen durch Russland. (mit dpa)