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Stand: 01.08.2025 13:11 Uhr

Eigentlich sollten die neuen US-Zölle für Importe aus dem Ausland ab heute gelten. Doch der Start wurde um einige Tage verschoben. Ab dem 7. August treten nun die meisten Zölle in Kraft – wie hart es welche Staaten trifft.

Von einem „großen Tag für Amerika“ hatte US-Präsident Donald Trump gesprochen: Eigentlich sollte das neue Zollregime an diesem Freitag, dem 1. August, in Kraft treten. Doch die US-Regierung gab bekannt, dass es nun erst ab dem 7. August gelten soll. Das Weiße Haus begründete die Verschiebung damit, dass den Grenz- und Zollbehörden mehr Zeit für die Umsetzung des neuen Systems gegeben werden solle.

Insgesamt umfasst die gestern Abend veröffentlichte Liste Zollsätze für fast 70 Länder – unter anderem die Europäische Union (EU), Japan und weitere wichtige Handelspartner der USA. Sie betragen zwischen zehn und 50 Prozent. Ein Überblick.

Europäische Union

Zölle von 15 Prozent auf die meisten EU-Produkte inklusive Autos: So lautet die Einigung, die Trump und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erzielt haben. Trump zufolge sollen die Europäer zudem US-Energie für 750 Milliarden Dollar kaufen und Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA tätigen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fürchtet „erheblichen Schaden“ für die deutsche Wirtschaft, zudem droht die Abwanderung von Arbeitsplätzen in die USA. Ein Regierungsbeamter bestätigte Nachrichtenagenturen, dass die Verschiebung des Starts auch für den Zollsatz von 15 Prozent auf Einfuhren aus der EU gelte.

Die deutschen Außenhändler kritisieren das Hin und Her bei der Einführung der geplanten neuen US-Zölle. „Schlimmer als die Zölle an sich ist für uns Händler inzwischen die Unsicherheit“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. „Einigungen haben eine Halbwertszeit von unter einer Woche: Wenn Sie abends schlafen gehen, wissen Sie nicht, mit welchen Zöllen Sie am Morgen aufwachen.“ Das sei Gift für die Exporte. 

Japan und Südkorea

Die beiden Länder haben ähnliche Abkommen wie die EU geschlossen, um noch deutlich höheren Zöllen zu entgehen: Bei Lieferungen in die USA werden auf die meisten Produkte 15 Prozent Zoll fällig. Laut Trump will Japan zudem seinen Markt zollfrei für US-Autos und Lastwagen sowie Reis öffnen und hat Investitionen von 550 Milliarden Dollar in den USA zugesagt. Südkorea sicherte demnach 350 Milliarden Dollar an Investitionen zu und will US-Flüssigerdgas für 100 Milliarden Dollar kaufen.

 

Schweiz

Zu den Ländern, die es am härtesten trifft, gehört die Schweiz mit jetzt 39 Prozent. Ursprünglich waren 31 Prozent vorgesehen. Die Schweiz hofft weiter auf eine Verhandlungslösung. Die Regierung habe Trumps Ankündigung „mit großem Bedauern“ aufgenommen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Die 39 Prozent wichen „deutlich“ vom Entwurf einer gemeinsamen Absichtserklärung ab.

Der Wirtschaftsverband Economiesuisse sprach von ungerechtfertigten Zöllen, die „eine sehr ernsthafte Belastung für die Schweizer Wirtschaft“ seien. Die Schweiz sei der sechstwichtigste ausländische Investor in den USA. Schweizer Firmen hätten dort rund 400.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die USA sind für Schweizer Firmen mit Abstand der größte Absatzmarkt. Die Exporte machten im vergangenen Jahr 65,3 Milliarden Franken aus, knapp 17 Prozent der Gesamtausfuhren.

Brasilien

Gegen Brasilien hat Trump den höchsten Zollaufschlag verkündet: 50 Prozent. In der aktuellen Zollliste sind zwar zehn Prozent festgehalten. Dazu sollen aber schon ab kommendem Mittwoch 40 Prozent auf brasilianische Produkte hinzukommen, wie Trump mitteilte. Er schloss davon jedoch Sektoren wie Flugzeuge und Energie aus.

Als Grund gilt die Strafverfolgung des früheren brasilianischen Präsidenten und Trump-Freundes Jair Bolsonaro. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva spricht von „Erpressung“. Denn Trump will damit eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Brasilien beeinflussen. Die Anklage wirft Bolsonaro einen Putschversuch nach seiner Abwahl 2022 vor.

Syrien, Laos, Myanmar und Irak

Weitere Spitzenzollsätze erhielten darüber hinaus Syrien mit 41 Prozent, Laos und Myanmar mit 40 Prozent und der Irak mit 35 Prozent.

  

Indien

Für US-Importe aus Indien werden 25 Prozent Zoll fällig, nachdem Verhandlungen über den Zugang zum indischen Agrarmarkt ins Stocken geraten waren. Trump droht Indien zudem mit einer „Strafe“, weil das Land weiter billiges russisches Öl und Gas sowie Waffen kauft, ungeachtet des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Im Raum steht die Drohung von rund 100 Prozent Zöllen, die ab Ende der kommenden Woche greifen könnten. Auch andere russische Handelspartner wie China und Brasilien könnten diese sogenannten Sekundärsanktionen treffen.

Indonesien und Vietnam

Indonesien hat einen Zollsatz von 19 Prozent akzeptiert, Vietnam von 20 Prozent. Indonesien hat sich laut Trump zudem zum Kauf von 50 Flugzeugen des US-Herstellers Boeing verpflichtet. Zudem soll es 15 Milliarden Dollar für US-Energielieferungen zahlen und weitere 4,5 Milliarden Dollar für landwirtschaftliche Produkte.

Kanada und Mexiko

Besonders hart trifft die Maßnahme den direkten Nachbarn der USA: Kanadische Produkte sollen statt wie bisher mit 25 Prozent Aufschlag mit 35 Prozent Zoll versehen werden. Trump begründete das mit einem angeblichen Mangel an Kooperation beim Kampf gegen illegalen Drogenschmuggel. Außerdem erklärte er, die geplante Anerkennung eines Palästinenserstaats durch den G7-Staat mache ein Handelsabkommen „sehr schwierig“.

Gegenüber Mexiko stimmte der US-Präsident dagegen einer Fristverlängerung um 90 Tage zu. Einer Anhebung der Zölle auf 30 Prozent entgeht das Land damit vorerst. Die für den 1. August angekündigte Zollerhöhung für Mexiko sei vermieden worden, schrieb die Präsidentin Claudia Sheinbaum in einem Beitrag in den sozialen Medien und fügte hinzu, dass das Gespräch mit Trump „sehr gut“ gewesen sei.

Trump macht vor allem Mexiko mit für die Verbreitung des Opioids Fentanyl in den USA verantwortlich. Der Präsident hatte in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) ein neues Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko geschlossen, das er nach seinem erneuten Amtsantritt im Januar teils aufkündigte.

 

China und Taiwan

China hat noch keine Einigung mit der Trump-Regierung erzielt, beide Seiten signalisierten aber diese Woche den Willen zu fortgesetzten Verhandlungen. US-Finanzminister Scott Bessent sagte dem Sender CNBC, man habe die Grundlagen für eine Einigung, diese sei aber noch nicht zu 100 Prozent fertig. Für eine Verständigung mit Peking gilt eine Frist bis zum 12. August.

Die taiwanesische Regierung hat den für Taiwan verhängten Zollsatz von 20 Prozent als „vorübergehend“ bezeichnet und will über einen niedrigeren Satz verhandeln. „Sobald eine endgültige Einigung erzielt ist, wird der Zollsatz voraussichtlich weiter gesenkt werden“, heißt es in einer Erklärung des Kabinetts.

Australien

Für australische Waren gilt zum Beispiel weiterhin der Basiszollsatz. „Wir befinden uns unter dem neuen Zollregime der USA zwar in der bestmöglichen Position, werden uns aber weiterhin für die Abschaffung aller Zölle im Einklang mit unserem Freihandelsabkommen einsetzen“, teilte ein Sprecher des australischen Handelsministers Don Farrell mit. Die USA weisen mit Australien traditionell einen Handelsüberschuss auf.

Andere

Andere Staaten müssen dagegen mit deutlich höheren Zöllen rechnen. Dazu gehört unter anderem Südafrika (30 Prozent). Für Norwegen, Island und Israel gilt laut Liste der US-Regierung ein Zollsatz von 15 Prozent. Für Länder, die nicht namentlich aufgeführt sind, gibt es einen pauschalen Aufschlag von zehn Prozent.

Sonderregelungen für Metalle

Für US-Importe von Kupfer greifen Aufschläge von 50 Prozent – allerdings laut einem neuen Trump-Dekret nur auf verarbeitetes Kupfer. Der Präsident begründet dies mit der strategischen Bedeutung des Metalls, unter anderem bei der Herstellung von Halbleitern, Flugzeugen und Munition. Auch die Sonderzölle auf Stahl- und Aluminium in Höhe von 50 Prozent bleiben trotz der Zolleinigungen bestehen.

Mit Informationen von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion.