Spanien plant ein Bauwerk der Superlative: Eine monumentale Stierstatue aus Metall soll 300 Meter in den Himmel ragen – exakt so hoch wie der Eiffelturm in Paris. Die Initiative trägt den Titel „El Toro de España“ und stammt von der Spanischen Akademie für Stierkampf. Sie versteht das Projekt als neues nationales Symbol, technisches Meisterwerk und touristisches Aushängeschild.
„Spanien hat kein überragendes materielles Symbol, das es repräsentiert“, sagte der Akademiepräsident Jorge Álvarez im Sender Canal 33. „Was könnte besser sein als der Stier?“ Jeder Tourist nehme eine Stierfigur mit nach Hause – also solle man ihnen einen geben, „den sie nie vergessen werden“.
Tourismusmagnet mit Aussichtshörnern
Die Skulptur soll in der Haltung eines kampfbereiten Stiers gestaltet werden. In den Hörnern sind Aussichtsplattformen geplant, am Sockel ein touristisches Zentrum mit Ausstellungen, Gastronomie und Souvenirshops. Vergleichbar sei das Vorhaben mit der Bedeutung anderer Weltwahrzeichen wie der Freiheitsstatue in New York oder dem Kolosseum in Rom, meinen die Initiatoren.
Die Finanzierung soll ausschließlich über private Investoren erfolgen. Interessierte Städte könnten sich als Standort bewerben und künftig über Beteiligungsmodelle von Einnahmen profitieren. Zwar sei das Projekt bislang nur Madrid offiziell angeboten worden – eine Zusage gibt es von dort aber nicht. Angeblich haben auch Städte wie Burgos und Ciudad Rodrigo Interesse bekundet.
Zwischen Faszination und Kritik
Das Vorhaben weckt großes mediales Interesse und stößt in Spanien auf eine Mischung aus Bewunderung und Skepsis. Kritiker stellen infrage, ob ein Bauwerk dieser Größe und Symbolkraft noch zeitgemäß ist. Besonders der enge Bezug zum Stierkampf gilt als heikel – ein Kulturgut mit langer Geschichte, das heute zunehmend polarisiert.
Seit 2013 ist der Stierkampf offiziell als „nationales Kulturgut“ anerkannt und darf mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Doch vor allem bei jungen Menschen verliert die Tradition an Rückhalt. Für viele steht der kämpferische Stier nicht mehr für die moderne, vielfältige Identität des Landes.
Standort noch offen, Symbolwirkung unklar
Ob und wo „El Toro de España“ jemals gebaut wird, ist derzeit noch unklar. Die Macher zeigen sich zuversichtlich, dass sich ein geeigneter Standort finden lässt. Doch ob der geplante Riesenstier tatsächlich zur neuen Ikone Spaniens wird – oder als umstrittenes Denkmal einer vergangenen Ära endet –, bleibt offen.