Nach dem Brandanschlag auf der wichtigen Nord-Süd-Strecke der Bahn bei Düsseldorf geht die Deutsche Bahn von einer Reparatur bis Mitternacht aus. Danach seien Probefahrten nötig, hieß es. Zum Betriebsbeginn am frühen Samstagmorgen könnten die Züge zwischen Duisburg und Düsseldorf voraussichtlich wieder planmäßig verkehren, gab ein Bahnsprecher bekannt.
Zuvor war auf der Strecke ein weiterer Brandanschlag verübt worden. Das bestätigte ein Polizeisprecher der ZEIT. „Es ist der gleiche Modus operandi wie beim ersten Brand. Wir gehen von einem Zusammenhang aus.“ Die beiden Stellen sind demnach zwei Kilometer voneinander entfernt. Wann der zweite Brand gelegt wurde, sei noch unklar. Laut dem Bahnsprecher habe der zweite Brandsatz fünf faustdicke Kabel von je 20 Metern Länge
zerstört.
Eigentlich sollte der Verkehr bis 15 Uhr wieder ohne Probleme laufen. Nachdem die Kabel aber über Nacht repariert wurden, seien immer noch keine Signale geleitet worden. Deswegen war mit einer zweiten Sabotagestelle gerechnet worden. „Die Mitarbeitenden vor Ort beginnen jetzt mit der Reparatur der Kabel. Das dauert mehrere Stunden. Dann müssen die Stränge noch überprüft werden“, sagte ein Bahnsprecher der ZEIT. „Die zerstörten Kabel sind wichtig für die Verbindung zwischen Stellwerk
und den Signalen oder Weichen. Deswegen kann das Stellwerk jetzt nicht
mehr kommunizieren.“
Betroffen sind laut Bahn rund 10.000 Fahrgäste. Die ICE-Verbindungen zwischen Berlin und Düsseldorf, Köln, Aachen sowie der Fernverkehr zwischen Norddeutschland, dem Ruhrgebiet und Süddeutschland sind beeinträchtigt. Auch zahlreiche Regionalzüge fahren nur eingeschränkt. Die Strecke Duisburg–Düsseldorf ist mit mehr
als 620 Personenzügen täglich eine der
meistbefahrenen Bahnrouten in Deutschland.
Brandanschlag laut NRWs Innenminister von Linksextremisten begangen
Der
Staatsschutz ermittelt wegen des Brandanschlags. Auf der linken Plattform Indymedia
war ein
Bekennerschreiben unter dem Namen „Kommando Angry Birds“ veröffentlicht
worden. Die Echtheit werde weiterhin
geprüft, sagte ein Polizeisprecher der ZEIT. „Wir nehmen das ernst.“
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) geht davon aus, dass Linksextremisten für den Brandanschlag verantwortlich sind. „So wie
unsere Behörden diesen Sabotageakt gerade lesen und verstehen, waren das
Linksextremisten, die versuchen, uns in eine vorindustrielle Zeit
zurück zu bomben“, sagte er.
Die Gruppe Kommando Angry Birds, die
sich dazu bekannt habe, „kennen unsere Behörden als linksextremistische
Mitmach-Kampagne.“ Sie habe in den letzten Jahren im Raum Düsseldorf
schon mehrfach sabotiert, sagte Reul. Demnach sind Anschläge auf
Telekommunikationsmasten im Ort Langenfeld/Erkrath und ein
Tunnelbrand an der A46 der Gruppe zuzuordnen. Die Ermittlungen würden
mit hohem Aufwand geführt, seien aber nicht ganz einfach, weil es sich
nicht um eine fest gefügte Gruppe handele, hieß es weiter. Der Anschlag
zeige, „wie verletzlich unsere kritische Infrastruktur ist“, sagte Reul. Umso wichtiger sei es, die Täter zu finden.
Der erste Brandanschlag war am Donnerstag in einem Kabelkanal verübt worden und hatte zu großen Beeinträchtigungen geführt. Züge wurden umgeleitet und verspäteten sich. Einige Bahnhöfe wurden gar nicht angefahren. Ersatzbusse sollten die Zugausfälle auffangen. Außerdem wurden Bauarbeiten an einer parallel verlaufenden
Güterstrecke kurzfristig unterbrochen, um über diese
Strecke einen Teil des Verkehrs abwickeln zu können.
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