Die Bevölkerung der hessischen Landeshauptstadt wächst stetig, doch weniger dynamisch als in anderen Großstädten der Region. Das belegt der jüngste Bericht „Wohnen in Wiesbaden: Region und Umland“ des Amtes für Statistik und Stadtforschung. Er basiert auf Regionaldaten der statistischen Landesämter und nimmt vor allem den Zeitraum von 2013 bis 2023 in den Blick.

In diesen zehn Jahren legte Wiesbaden bei der Bevölkerungszahl nur um 4,3 Prozent (11.651 Personen) zu. Damit liegt Wiesbaden im regionalen Vergleich der kreisfreien Städte der Region auf dem letzten Platz und deutlich entfernt vom Wachstum der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Die Nachbarkommune auf der anderen Seite des Rheins gewann in diesem Zeitraum 9,1 Prozent (18.621 Personen). Die Me­tropole Frankfurt ist als größte kreisfreie Stadt der Region im selben Zeitraum um 74.440 Personen (plus 10,6 Prozent) gewachsen.

Wiesbaden verliert laut Statistik viele Bewohner an die umliegenden Landkreise und Kommunen. Im Durchschnitt sind seit 2013 jedes Jahr 553 Personen mehr in die Region fort- als zugezogen. Für das direkte Umland sind das sogar 726 Personen mehr. Seit 2020 kehrt sich dieser negative Trend allerdings um. Erstmals sei das Wanderungssaldo gegenüber der Region positiv, heißt es in dem Bericht: Mehr Menschen ziehen zu als weg. Mit den steigenden Bevölkerungszahlen in der Landeshauptstadt und ihrer Umgebung nahm in den vergangenen Jahren auch die Zahl der Wohngebäude und Wohnungen zu. Allerdings fällt diese Zunahme in Wiesbaden mit einem Plus von 1385 Gebäuden (plus 3,6 Prozent) und 8277 Wohnungen (plus 5,9 Prozent) nach Ansicht der kommunalen Statistiker „eher verhalten“ aus. In Mainz sei ein Zuwachs von 1205 Gebäuden (plus 3,9 Prozent) und 9912 Wohnungen (plus 8,8 Prozent) zu verzeichnen gewesen. Wie berichtet, liegt einer Studie zufolge der Bedarf – abzüglich vorhandener Reserven – bis 2040 bei mehr als 13.200 Wohnungen. Um sie zu bauen, bedürfte es allerdings rund 220 Hektar bisher nicht ausgewiesenen Baulandes. Insgesamt gibt es in Wiesbaden rund 40.000 Wohngebäude mit 150.000 Wohnungen.

Eine Antwort, wo künftig noch gebaut werden kann und darf, soll der neue Flächennutzungsplan geben. Denn Wiesbaden gelingt es bisher nicht, ausreichend Wohnraum für jede Lebensphase seiner Bürger anzubieten, beispielsweise nach der Familiengründung. In der Altersgruppe der 30 bis 39 Jahre alten Bürger weist Wiesbaden überdurchschnittlich hohe Wanderungsverluste auf, wie frühere Befunde der Statistiker belegt haben.

Sie sehen in den jüngsten Zahlen das „gängige Muster der Bevölkerungsentwicklung- und -wanderung sowie die damit verknüpften Anpassungen des Wohnungsmarkts“ bestätigt. Grundsätzlich zögen die Menschen wieder verstärkt in die Landeshauptstadt Wiesbaden. Außer Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt dürften Kaufkraft, Alter und Lebensabschnitt der jeweiligen Person großen Einfluss auf die Suche nach dem gewünschten Wohnstandort haben.

Zur Jahresmitte ist die Einwohnerzahl auf 299.766 gestiegen. Den Ausländeranteil weist die Statistik zum Stichtag 30. Juni mit 25,1 Prozent aus. Unter den 26 Ortsbezirken sticht Biebrich mit knapp 40.000 Einwohnern hervor. Das sind rund 10.000 Einwohner mehr als in Taunusstein, der einwohnerstärksten Stadt im umliegenden Rheingau-Taunus-Kreis. Auf Biebrich folgt Dotzheim mit knapp 29.000 Einwohnern. Mehr als 20.000 Einwohner weisen nur vier weitere Ortsbezirke auf: Mitte, Nordost, Südost und das Rheingauviertel/Hollerborn. Am Ende steht mit deutlichem Abstand Heßloch mit nicht einmal 700 Einwohnern.

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