Nach dem Brandanschlag gegen eine bundesweite Hauptlinie der Bahn in Nordrhein-Westfalen rechnet die Deutsche Bahn mit einer Reparatur bis Mitternacht. Danach seien Probefahrten nötig. Zum Betriebsbeginn am frühen Samstagmorgen könnten die Züge zwischen Duisburg und Düsseldorf voraussichtlich wieder planmäßig verkehren, sagte ein Bahnsprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Der Brandanschlag auf die Bahnstrecke Duisburg-Düsseldorf ist laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wahrscheinlich von Linksextremisten begangen worden. „So, wie unsere Behörden diesen Sabotageakt gerade lesen und verstehen, waren das Linksextremisten, die versuchen, uns in eine vorindustrielle Zeit zurück zu bomben“, sagte Reul.

Innenminister vermutet Linksextremisten hinter Brandsätzen

Die Gruppe „Kommando Angry Birds“, die sich dazu bekannt habe, „kennen unsere Behörden als linksextremistische Mitmach-Kampagne. Die hat in den letzten Jahren im Raum Düsseldorf schon mehrfach sabotiert.“

So gingen Anschläge auf Telekommunikationsmasten in dem Ort Langenfeld/Erkrath und ein Tunnelbrand an der A46 auf das Konto der Gruppe. Die Ermittlungen würden mit hohem Aufwand geführt, seien aber nicht ganz einfach, weil es sich nicht um eine fest gefügte Gruppe handele. Der Anschlag zeige, „wie verletzlich unsere kritische Infrastruktur ist“, sagte Reul. Umso wichtiger sei es, die Täter zu finden.

Ähnlich äußerte sich NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) „Das war kein Dumme-Jungen-Streich, sondern hier hat jemand mit krimineller Energie versucht, eine der wichtigsten europäischen Eisenbahn-Hauptstrecken zu beschädigen“, sagte er„Es handelt sich augenscheinlich um eine linksradikale Zelle, die wir schnell ausheben müssen. Die Ermittlungen sind sehr intensiv“, sagte Erich Rettinghaus, Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Der Fall zeigt, wie anfällig unsere Infrastruktur ist. Immer wieder gerät das Streckennetz zur Zielscheibe“, so Rettinghaus weite.

Auf der wichtigen Nord-Süd-Strecke der Deutschen Bahn war in Düsseldorf ein weiterer Brandanschlag entdeckt worden. Der Brandsatz habe die gleiche Machart, wie der am Donnerstag entdeckte, und es sei erneut Schaden entstanden, bestätigte die Polizei unserer Redaktion. Gleichzeitig ermittelt der Staatsschutz wegen eines linksextremistischen Bekennerschreibens. Das Schreiben werde von den Ermittlern auf Echtheit geprüft, sagte ein Polizeisprecher.

Der zweite Brandschaden sei bei einer Begehung der Strecke am Freitagmorgen 1,8 Kilometer entfernt in Angermund entdeckt worden. „Wir gehen davon aus, dass beide Anschläge gleichzeitig verübt wurden“, sagte eine Polizeisprecherin. Es lägen keine Erkenntnisse über weitere Taten in den letzten Wochen vor. In dem Bekennerschreiben heißt es, man habe mehrere Anschläge im Großraum Düsseldorf begangen.

Am Mittag beendete die Polizei die Spurensicherung an der zweiten Anschlagsstelle. Danach konnten die Reparaturarbeiten beginnen.

Am Donnerstag (31. Juli) hat ein Brand in einem Kabelkanal die Nord-Süd-Hauptstrecke der Deutschen Bahn zwischen Duisburg und Düsseldorf lahmgelegt. Dadurch kommt es auf den Regional- und Fernverkehrsstrecken zu massiven Beeinträchtigungen des Zugverkehrs. Die Reparaturarbeiten werden wohl noch den ganzen Freitag über andauern. Wie die Bahn am Mittag mitteilte, wird die Sperrung der Strecke voraussichtlich nicht vor 3 Uhr am frühen Samstagmorgen aufgehoben werden können.

Lange Schlangen an den Info-Schaltern

Eher kleinere Gruppen sammelten sich vor dem Reiseinformationszentrum des Duisburger Hauptbahnhofs. Die meisten saßen über ihre Smartphones gebeugt auf den Wartebänken und machten sich selbst schlau.

Unfall kann ausgeschlossen werden

Der erste Schaden wurde am Donnerstagmorgen entdeckt: Um 10.18 Uhr wurde die Düsseldorfer Feuerwehr alarmiert. Ein Lokführer habe in Kalkum Qualm aus dem Kabeltunnel bemerkt und Alarm geschlagen, hieß es. Nachdem die Feuerwehr die Löscharbeiten beendet hatte, waren auch Brandermittler der Polizei vor Ort. Das Ergebnis: Ein Unfall könne ausgeschlossen werden, man gehe von Vorsatz aus, sagte ein Sprecher. „Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.“

Auf der linken Plattform Indymedia wurde am Donnerstag ein Bekennerschreiben veröffentlicht, in dem ein „Kommando Angry Birds“ die Tat für sich reklamiert. Ein Düsseldorfer Polizeisprecher bestätigte, dass den Behörden das Schreiben auch vorliege. Die Echtheit müsse jetzt überprüft werden. Häufig gebe es in solchen Fällen auch Trittbrettfahrer.

Unbekannte sollen eine Zündvorrichtung in dem Kabeltunnel platziert, haben. Die Kabel gehören zu einem Stellwerk in Duisburg, der Brand sei aber im Düsseldorfer Stadtgebiet ausgebrochen, sagte ein Bahnsprecher. Das Stellwerk sei in Prinzip einsatzbereit, nur könnten wegen der beschädigten Kabel keine Signale, etwa für die Weichenstellung, übermittelt werden. Sechs Kabel wurden allein bei dem zuerst entdeckten Anschlag zerstört. Diese mussten auf einer Länge von 60 Metern ausgetauscht werden.

Die beschädigten Kabel sorgten für massive Störungen im Nah- und Fernverkehr. Die Strecke gilt mit 700 bis 800 Verbindungen täglich als eine der wichtigsten bundesweit, sagte ein Bahnsprecher. Es dürften Zehntausende Reisende betroffen gewesen sein. Man habe Bauarbeiten an einer parallel verlaufenden Güterstrecke in Duisburg-Wedau kurzfristig unterbrochen, um über diese Strecke einen Teil des Verkehrs abwickeln zu können. An den Hauptbahnhöfen in Duisburg und Düsseldorf strandeten dennoch zahllose Reisende.

Betroffen waren die ICE-Linien nach Berlin und Frankfurt am Main ebenso wie die Verbindungen in Richtung Norddeutschland, Süddeutschland und in die Niederlande, teilte die Bahn mit. Es sei zu Umleitungen und Verspätungen gekommen, zudem wurden nicht alle Bahnhöfe angefahren.

Konkret betroffen waren folgende Verbindungen im Fernverkehr: ICE-Züge zwischen Berlin und Düsseldorf/Köln/Aachen, ICE-, IC- und RJ-Züge zwischen Norddeutschland und Ruhrgebiet und Süddeutschland/Schweiz, ICE-Züge zwischen Amsterdam und Frankfurt (Main), ICE-Züge zwischen Dortmund und Frankfurt (Main) und Wien sowie IC-Züge zwischen Ostfriesland und Köln.

Im Nahverkehr sind die S-Bahn-Linie S1 sowie mehrere Regionallinien betroffen, wie das Portal zuginfo.nrw meldet. Der gesamte Bereich um Duisburg-Großenbaum im Süden der Ruhrgebietsstadt sei nicht befahrbar.

Die Regionalzüge RE1, RE5, RE6 und RE19 werden deshalb umgeleitet. Die S1 sowie der RE2, RE3 und RE11 beginnen und enden vorzeitig, die Halte zwischen Düsseldorf und Duisburg entfallen. Das betrifft auch die Anreise zum Düsseldorfer Flughafen, der zwischen den beiden Hauptbahnhöfen liegt.

Die Störungen im Detail:

Ein Ersatzverkehr ist durch die Firma Haniqi-Reisen mit sechs Bussen zwischen Düsseldorf-Unterrath und Duisburg Hbf eingerichtet. Auch zwischen den Hauptbahnhöfen der beiden Städte sei ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet worden, sagte ein Bahnsprecher.

Zusätzlich verkehren ab Freitagmorgen 5 Uhr sechs Busse der Firmen Univers, Hanrath, Hambloch zwischen Duisburg Hbf und Düsseldorf-Unterrath über Düsseldorf Flughafen. Ab Düsseldorf-Unterrath haben Sie Anschluss an die S-Bahn Linien 6 und 11.

Zwischen Duisburg Hbf und Düsseldorf Hbf kann auch die U79 und zwischen Düsseldorf Flughafen und Düsseldorf Hbf die Buslinie 721 genutzt werden.

Ab Düsseldorf-Unterrath besteht Anschluss an die S-Bahn Linien 6 und 11. Diese Linien verkehren ab Düsseldorf Hbf auch bis Düsseldorf Flughafen Terminal.

In einer vorherigen Version des Artikels hatte es geheißen, der zweite Brandanschlag sei am Freitag verübt worden. Nach derzeitigem Ermittlungsstand handelt es sich aber wahrscheinlicher um einen zweiten Tatort des Brandanschlags vom Donnerstag, der erst am Freitag entdeckt wurde.