Die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Moers hat einen Antrag gestellt, in dem die Stadtverwaltung beauftragt werden soll, alternative Standorte für das traditionelle Feuerwerk der Moerser Kirmes 2025 zu prüfen.

Hintergrund ist der Schutz des stadteigenen Taubenhauses am Bollwerk 107, in dem rund 350 Stadttauben leben – betreut von einem engagierten Team ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer des Vereins Moerser Stadttaubenprojekt.

„Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zum städtischen Tierschutz und hilft, die Stadttaubenpopulation tierschutzgerecht zu regulieren“, wird Gudrun Tersteegen, Sprecherin der Grünen Ratsfraktion, in einer entsprechenden Mitteilung zitiert. „So wird unter anderem das Nisten an problematischen Orten wie Balkonen, Dachböden oder Kirchenfenstern deutlich reduziert. Dieses fragile Gleichgewicht darf nicht durch Feuerwerkslärm und grelle Lichtblitze gestört werden“.

Es sei weder tierfreundlich noch nachhaltig, ein solches Projekt zu gefährden, nur weil es bislang so gemacht wurde“, sagt auch Philipp Küpperbusch, Sachkundiger Bürger im Fachausschuss. „Eine Stadt wie Moers kann und sollte Verantwortung übernehmen. Je früher, je lieber.“

Zur Erklärung: Das Moerser Stadttaubenprojekt finanziert sich hauptsächlich über Sponsoren und Eigenleistungen, hat aber einen – wenn man so möchte – öffentlichen Auftrag. Tauben, die sich, wie in vielen anderen Städten, unkontrolliert vermehren, für viel Dreck sorgen und hinter jedem Imbissstand nach Nahrung picken, sieht man in Moers kaum.

Im Taubenhaus am Bahnhof werden die Vögel betreut, mit Futter versorgt und gelegte Eier eingesammelt, damit sie nicht ausgebrütet werden. Das Gebäude gehört der Wohnungsbau Stadt Moers. Die Stadttochter stellt es unentgeltlich zur Verfügung und übernimmt die Betriebskosten.

Bereits mehrfach wurde das Stadttaubenhaus in der Vergangenheit Opfer von Vandalismus. Anfang Juni zerstörten Unbekannte sechs Volieren auf dem Dach. Die Täter verschafften sich Zutritt, traten die Vogel-Gehege nieder und rissen die Gitter heraus. Dabei verließen rund 60 Tiere in Panik das Haus. Viele davon kehrten nicht zurück. Ein Feuerwerk in unmittelbarer Nähe habe ähnliche oder sogar schwerwiegendere Folgen, warnen die Grünen.

Ziel des Antrags sei es, dass die Verwaltung zeitnah geeignete Ausweichstandorte für das Feuerwerk identifiziert und dem Rat entsprechende Vorschläge zur Entscheidung vorlegt. Dabei, heißt es, solle besonders auf den Schutz des Taubenhauses geachtet werden. Und: „Am besten sofort und nicht erst 2026“, sagen die Grünen.

Nach dem Feuerwerksunglück auf der Düsseldorfer Rheinkirmes mit 19 Verletzten Ende Juli war die Diskussion um den möglichen Ersatz der Pyrotechnik durch eine Drohnenshow auch in der Grafenstadt wieder hochgekocht.

Eine Abstimmung unter Moerser Kirmesbesuchern hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass sich die Mehrheit weiterhin ein Höhenfeuerwerk als Abschluss des Volksfests wünscht. Moers Marketing zählte 2616 Stimmabgaben online sowie per Postkarte, davon 86 Prozent für ein Feuerwerk und 14 Prozent für eine Drohnenshow.

Die Grünen kritisieren in diesem Zusammenhang auch, dass die erste und aus ihrer Sicht verunglückte Drohnenshow zur Moerser Kirmes seinerzeit mit der Abstimmung über den Verzicht auf ein Feuerwerk verknüpft wurde.

„Das, was im vergangenen Jahr gezeigt wurde, war keine Alternative“, sagte Fraktionschef Christopher Schmidtke im Gespräch mit der Redaktion. Auch deshalb würden es die Grünen begrüßen, wenn sich Moers Marketing für einen erneuten Versuch mit einer – diesmal professionelleren – Drohnenshow anstelle des Feuerwerks entscheide. Danach, so Schmidtke, könne man wenigstens sagen: ,Wir haben es einmal ernsthaft versucht‘.

Komplett vom Tisch ist das Thema indes auch bei Moers Marketing noch nicht. „Wir als Stadtmarketing möchten den Moersern und Moerserinnen ein schönes Volksfest ermöglichen und haben ihren Wunsch, auch zukünftig das Höhenfeuerwerk durchzuführen, in unserem Entscheidungsprozess dementsprechend stark berücksichtigt“, heißt es in der schriftlichen Antwort auf eine Anfrage der Redaktion. Und weiter: „Selbstverständlich behalten wir uns vor, das Thema wieder aufzugreifen und neu zu bewerten.“