Brunnenvergifter gibt’s in übertragenem Sinne viele. Brunnenstifter dagegen nur wenige. Zu ihnen zählen Peter H. Haller und Herbert O. Rau mit ihrer Stiftung Stuttgarter Brünnele. Zwei Spender reinsten Wassers. Ohne sie würde es an etlichen Stellen in dieser Stadt stauben statt plätschern. Ihre Stiftung hat dazu beigetragen, wichtige historische und stadtbildprägende Brunnen wie den Galatea-Brunnen am Eugensplatz sprudeln zu lassen. Oder den Ceres-Brunnen in der Markthalle. Und den Springbrunnen im Rosengarten der Villa Berg. Und wenn demnächst der markante Kanzleibogenbrunnen an der Alten Kanzlei Trinkwasser führen wird, dann ist auch das vor allem das Verdienst der Herren Haller und Rau.
Jüngst haben sie zusammen mit dem Tiefbauamt einen neuen Springbrunnen am Paul-Gerhardt-Platz im Westen eingeweiht; ihre Stiftung hatte eine Künstlerin mit der kindgerechten Gestaltung der Anlage beauftragt. Seit Anfang Juli gibt’s auch einen neuen Trinkbrunnen am Vaihinger Bahnhof. Ebenfalls dank der Brünnele-Stifter!
Warum wird Stuttgart nicht als „Brunnen-Metropole“ wahrgenommen?
Es hat also viel mit bürgerschaftlichem Engagement zu tun, dass in Stuttgart heute auffällig viele Brünnlein fließen. Knapp 300 Brunnen und Wasserspiele sind es insgesamt. Tendenz steigend. Aus 116 von ihnen fließt Trinkwasser, wobei den Brunnen bei den Mineralbädern Berg, Leuze und Bad Cannstatt eine besondere Empfehlung gilt.
Trotz dieses Brunnenreichtums wird Stuttgart seltsamerweise nicht als „Brunnen-Metropole“ wahrgenommen – auch wenn die Stadt behauptet, eine solche zu sein. Dabei hat Stuttgart eigentlich alles, was es dafür braucht: eine lange Brunnengeschichte, für die exemplarisch der knapp 700 Jahre alte Schlenklinsbrunnen in Heslach steht. Ebenso der aufwändig renovierte knapp 300 Jahre alte Marktplatzbrunnen. Dass dieser aufgrund einer defekten Pumpe derzeit ausgetrocknet wirkt, trübt das Bild ein wenig. Ansonsten gilt: Auch wenn das Geld in Stuttgart nicht mehr sprudelt, die meisten Brunnen tun’s!
Wiederbelebt: der Fitz-Faller-Brunnen von 1961
Hervorzuheben sind auch die Brunnen, für die das Land zuständig ist: die beiden imposanten, 162 Jahre alten Springbrunnen auf dem Schlossplatz oder der Schicksalsbrunnen bei der Oper. Auch die Wassertreppen zwischen Haus der Geschichte und Staatsgalerie und – ebenfalls am künftigen „Boulevard“ B 14 gelegen – der jüngst wieder in Betrieb genommene Fitz-Faller-Brunnen, der seit der Bundesgartenschau 1961 fest zu Stuttgart gehört und nun von seinem neuen Standort zwischen Landesbibliothek und Hauptstaatsarchiv aus die City benetzt. Er wartet darauf, entdeckt zu werden.
Alle diese Brunnen – samt der rührigen Brünnele-Stiftung, die hoffentlich noch lange flüssig sein wird – tragen zur Lebensqualität in der sich zunehmend aufheizenden Stadt bei. Sie sollten folglich auch im Stadtmarketing mehr Beachtung finden. Solange die „Stadt am Fluss“ Wunschtraum ist – und das könnte dauern –, bietet sich die „Stadt der Brunnen“ als vielversprechende Alternative an. Sie ist schon heute Wirklichkeit.