DruckenTeilen
Wenn Susanne Freiwald nicht schreibt, schreinert sie. „Beim Schreinern und Schreiben sieht man, was man geschaffen hat“, sagt sie. © privat
Mit neun Jahren schrieb sie ihre erste Geschichte, mit 27 ihr erstes Buch: Susanne Freiwald hat mit „Die Raubkönigin“ einen Fantasyroman veröffentlicht, der weit mehr erzählt als nur eine fantastische Geschichte. Zwischen Schreinerwerkstatt und Schreibblock hat sie ihren eigenen Weg zur Autorin gefunden.
Germering –
„Lass dir deine Träume nicht nehmen, denn sie sind ein Teil von dir.“ Mit diesen Worten widmet Susanne Freiwald ihr erstes Buch all jenen, die noch zweifeln. Es ist ein Appell, der Mut macht – und zugleich ein Spiegel ihrer eigenen Geschichte. Mit 27 Jahren hat die junge Germeringerin ihren Debütroman „Die Raubkönigin“ veröffentlicht – ein Fantasywerk, das nicht nur von fernen Welten erzählt, sondern auch von ganz realen Themen wie Verantwortung, Freundschaft und der Suche nach dem eigenen Weg.
Eine Wächterin im Zwiespalt
„Die Raubkönigin“ entführt Leser in eine Welt hoch oben über der Erde: in den Palast der Wächter, die für das Gleichgewicht zwischen den Welten sorgen. Als ein Anschlag diese Ordnung erschüttert, muss Protagonistin Nevia ihre Rolle neu finden – zwischen Pflicht und innerer Zerrissenheit, zwischen Vertrauen und Verrat. Der Wind, die Erinnerungen und die Natur spielen eine zentrale Rolle – nicht nur als erzählerische Elemente, sondern auch als seelischer Anker.
Susanne Freiwald ist vieles zugleich: ausgebildete Schreinergesellin, Fußballtrainerin, kirchlich engagiert – und eben jetzt auch Schriftstellerin. Schon mit neun Jahren tippte sie ihre ersten Geschichten auf dem Computer ihres Vaters, Pfarrer Jan Freiwald. Ihre Motivation: „Die Geschichten, Welten und Farben in meinem Kopf wollen erzählt werden.“ Doch der Weg zur Veröffentlichung war kein geradliniger – sondern einer, der zwischen Hobelbank und Schulbank begann. Während der Ausbildung schrieb sie heimlich in der Berufsschule oder in der Pause – ein handfester Alltag, der erstaunlich gut mit der Fantasie harmonierte. „Beim Schreinern und Schreiben sieht man, was man geschaffen hat“, sagt sie.
Auch wenn Freiwald nicht verrät, wie viel von ihr in Nevia steckt – Bekannte erkennen sie in der Geschichte wieder. Das liegt an den Themen, die sie verarbeitet: das Erwachsenwerden, das Übernehmen von Verantwortung, die Natur als Kraftquelle. In ihren Erzählungen verschwimmen Realität und Fantasie – und gerade das macht sie so greifbar. „Ich bringe in meine Bücher ein, wie ich die Welt sehe“, sagt sie. Es ist ein stilles Angebot an ihre Leserschaft, sich darin selbst wiederzufinden.
Zwischen Werkstatt und Schreibtisch
Fünf Jahre hat sie an ihrem Buch gearbeitet – oft mit langen Pausen, geprägt von der Handwerksausbildung. Doch ab dem dritten Lehrjahr wurde der Traum konkreter. In jeder freien Minute wurde geschrieben, überarbeitet, weitergedacht. Im Dezember 2024 war das Manuskript endlich fertig. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl“, erinnert sich Freiwald. Nicht selten sei sie kurz davor gewesen, aufzugeben – doch irgendwie „platzte der Knoten immer wieder“.
Den Schritt zur Veröffentlichung wagte sie über tredition – ein Selfpublishing-Verlag. Die erste Auflage bestellte sie in Hardcover und Softcover. Zwölf Bücher verschenkte sie mit Widmung.
Das Schreiben geht weiter. Aktuell arbeitet sie an einem Jugenddrama mit Pferden – ein neues Genre, doch mit derselben emotionalen Tiefe. Literarisch geprägt haben sie Fantasy-Autoren wie Kerstin Gier und Rick Riordan, heute liest sie gern Biografien.
Und wenn sie ihrer alten Deutschlehrerin heute begegnen würde? Dann würde sie sich bedanken. Für den Glauben an sie, für den Satz, der geblieben ist: „Irgendwann werden wir deine Bücher lesen.“
Die Raubkönigin
ab 16 Jahren, 320 Seiten, Tredition-Verlag, Hardcover, 20 Euro