In jedem Pastoralen Raum im Bistum Münster sollen zwei Ehrenamtliche dem Leitungsteam angehören. Was reizt daran? Ein Besuch in Ibbenbüren.
Freunde fragen manchmal, warum sie das alles macht. Freiwillig, unentgeltlich, in der Freizeit. „Alle wollen, dass sich in der katholischen Kirche etwas verändert. Dann muss auch wer was tun und Verantwortung übernehmen“, sagt Julia Fischer gegenüber der Bischöflichen Pressestelle. Das will die Ibbenbürenerin ab Januar 2026 als eine von zwei Ehrenamtlichen zusammen mit einem Priester und einem Pastoralreferenten im Leitungsteam für den Pastoralen Raum Hörstel-Ibbenbüren-Lengerich.
Dass sie über Gott und Glaube gern redet, beweist die 37-Jährige seit langem – sie spricht mehrmals im Jahr eine Woche lang Beiträge für das WDR-Radioformat „Kirche in 1Live“: „Verkündigung in einer lebensnahen und verständlichen Sprache, das ist mein Ding“, sagt die studierte Germanistin und Theologin, die sich beruflich unter anderem um die Öffentlichkeitsarbeit der Familienbildungsstätten im Kreis Steinfurt kümmert.
„Man muss experimentierfreudig sein“
In der Ludwigs-Gemeinde in Ibbenbüren hat sie eine kirchliche Heimat gefunden. Als Mitglied des Pfarreirats versucht sie seither, neue Formen des Kirche-Seins auszuprobieren. Resonanz und Akzeptanz vor Ort und aus der Umgebung sind enorm: „Man spürt, wie dankbar und motiviert die Menschen sind, sich auf Neues einzulassen.“
Wichtig ist Julia Fischer: „Die Kirche ist keineswegs ein Multifunktionsraum, in dem alles geht. Wir wollen auch nicht zeigen, dass wir es besser können als die Priester. Wir haben nur eigene Ideen.“ Dass sie diese umsetzen dürfen, dafür ist sie dem Seelsorgeteam der Pfarrei St. Mauritius dankbar.
Die Arbeit im Leitungsteam sieht die Ibbenbürenerin als Chance, die neuen Strukturen im Pastoralen Raum mitzugestalten. Zu schauen, was überhaupt geht: „Man muss sicher das eine oder andere Mal experimentierfreudig sein.“
Keine „Lückenbüßerin“
Den Pastoralen Raum versteht sie als Kooperationsraum der weiter eigenständigen Pfarreien: „Wir können einiges voneinander lernen.“ Von Netzwerken und Kontakten spricht Fischer. Ziel müsse sein, die Menschen zueinander zu bringen, sie für Gott und die Kirche zu begeistern.
Lückenbüßerin für die schwindende Zahl der Seelsorgenden möchte die verheiratete Mutter von zwei Kita-Kindern nicht sein: „Das Motto muss lauten: Ehrenamt braucht Hauptamt – nicht umgekehrt.“
Die Pastoralen Räume im NRW-Teil des Bistums Münster werden ab Januar 2026 im Team von Ehren- und Hauptamtlichen geleitet. Zu jedem Leitungsteam gehören ein Leitender Pfarrer, eine Pastoralreferentin oder ein Pastoralreferent und zwei Ehrenamtliche, die alle für vier Jahre ernannt werden. Bis 2030 kommt jeweils noch eine Verwaltungsleitung zum Team hinzu. Zu diesen fünf Mitgliedern kann das Team weitere Personen beratend hinzuziehen. Seine Aufgabe ist, die verbindliche Zusammenarbeit im Pastoralen Raum zu strukturieren und zu koordinieren, Klärungsprozesse zu steuern und Entscheidungen zu kommunizieren. | pbm