Ihre Sonnenbrillen funkeln schriller als ein Flamingo im Stroboskoplicht: Der Stuttgarter Ladies Club ist der Gegenentwurf zur schwäbischen Hausfrau – und liebt den großen Auftritt!
Angela Merkel hat mal die schwäbische Hausfrau zum Ideal erhoben. Mit Geld könne sie umgehen und halte die Tugend der Sparsamkeit hoch, lobte die frühere Bundeskanzlerin. Doch diese Lorbeeren klangen nach einem kargen und freudlosen Leben. Dabei gibt es Stuttgarterinnen, die das Klischee mit Wonne sprengen. Diese Powerfrauen wollen Spaß – und brauchen dafür keine Männer.
Zumindest zwei Männer sind geladen – als Gäste im Mode-Talk. Es sind zwei Fashion-Experten und absolute Frauenversteher. „Petra Maria Huber ist unser Ibiza“, ruft Designer Tobias Siewert in den Spiegelsaal der Schloss-Solitude-Gastronomie. Er meint die Gründerin des Stuttgarter Ladies Club. Bei den Events in Stuttgart übertrifft sie sich regelmäßig selbst, indem sie „bunt, bunter, am buntesten“ immer noch weiter steigert. Ihre Kleider sind eine Explosion aus Farben, Mustern und Glitzer.
Petra Maria Huber (rechts), Gründerin des Ladies Club Stuttgart, mit Künstlerin Christin Farr und Designer Tobias Siewert. Foto: Klaus Schnaidt Dresscode: „Bunt, Boho, Sonnenbrillen on!“
Zur Ibiza-Party lädt Petra Maria Huber in die barocke Schlosskulisse ein, um die Lebenslust zu feiern und gleichzeitig Business-Kontakte und Freundschaften zu stärken. Erfolgreiche Unternehmerinnen sind darunter, die wissen, wie wichtig das Netzwerken ist und dass es am besten läuft, wenn es locker dabei zugeht. Sie haben Sonne im Herzen. Der Dresscode lautet: „Bunt, Boho, Sonnenbrillen on!“ Wer’s dezent bevorzugt, ist fehl am Platz. Auf den Nasen sitzen wahre Kunstwerke – oder kitschige Plastikteile mit dunklen Gläsern, die selbst Elton John beeindrucken würden.
Rund 80 Ladies im Alter von Twentysomething bis Wer-weiß-das-schon? feiern in dieser lauten Nacht auf Schloss Solitude. Es zählt der Spaß, nicht das Alter. Bei Paella und Ibiza-Beats verschmelzen Exzentrik, Eitelkeiten, selbstbewusste Attitüde, Gaga-Glam und ewige Girlies-Lust. Auch das ist Stuttgart – ein Stuttgart, das viele im Rest der Republik dieser Stadt kaum zutrauen würden.
Marco Mangold, der Chef von Koelble & Brunotte, ehrt das schönste Outfit des Abends. Foto: Klaus Schnaidt
Die Mittelmeerinsel Ibiza stand einst für Rebellion – für Hippies, die in den 60ern und 70ern das Establishment hinter sich ließen, barfuß am Strand lebten und ihre eigene Welt erschufen. Marco Mangold vom Modehaus Koelbe & Brunotte und Designer Tobias Siewert rühmen im Mode-Talk mit Petra Maria Huber die Freiheit, die sich mit Kleidung ausleben lasse. Leichtigkeit könne man tragen, sagen die Experten und plädieren in der Mode für Überraschung, Individualität und Abkehr vom Mainstream.
Beide prämieren die besten Outfits des Abends mit Einkaufsgutscheinen. Die Künstlerin Christin Farr zeichnet obendrein die schrägste Sonnenbrille aus – der Preis ist ein Werk von ihr.
„Viele Ladies sind froh, ihre Männer mal daheim zu lassen und unter sich zu sein“, sagt Petra Maria Huber. Eine Besucherin bringt es mit einem schelmischen Lächeln auf den Punkt:„Wenn Männer hier mitfeiern wollen, brauchen sie dicke Eier.“ Der Satz sorgt für Gelächter – und Zustimmung. Denn eines ist klar: Wer bei dieser Party mithalten will, braucht Selbstbewusstsein, Humor – und trifft auf Frauen, die sich nichts vorschreiben lassen.
Jetzt erst recht!
In Krisenzeiten, in denen es anscheinend keinen Grund zum Feiern gibt, hilft es nicht weiter, wenn man nur daheim Trübsal bläst. Rauszugehen und Spaß zu haben ist ein Zeichen dafür, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Dabei kann man Kraft schöpfen, um mit neuer Energie ein bisschen die Welt zu retten. Dass man lebt, ist sowieso ein ausreichender Grund für eine Party.