An dieser Stelle findest du den Text-to-Speech Player
Um den TTS Player darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.
externen Inhalt aktivieren Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist Ihre jederzeit widerrufliche Einwilligung (über den Schalter oder über “ Widerruf Tracking und Cookies “ am Seitenende) zur Verarbeitung personenbezogener Daten nötig. Dabei können Daten in Drittländer wie die USA übermittelt werden (Art. 49 Abs. 1 lit. a DSGVO). Mit dem Aktivieren des Inhalts stimmen Sie zu. Weitere Infos finden Sie hier.
Riesige rote Flächen auf einer Weltkarte zeigen Städte und Gebiete, die angeblich bald im Meer versinken – so präsentierte die amerikanische Organisation Climate Central 2021 ihre neuesten Daten zum Meeresspiegelanstieg. Mehr als 1000 Medien weltweit griffen das Material auf, die „New York Times“ titelte: „Südvietnam könnte ganz verschwinden.“ Aber ist das wahr?
Axel Bojanowski, Bestseller-Autor und Wissenschaftsjournalist bei WELT (gehört wie BILD zu Axel Springer), kritisiert solche Veröffentlichungen als Panikmache. Denn: „Die Karten zeigen lediglich Regionen, die irgendwann unter dem Meeresspiegel liegen könnten – nicht, dass sie tatsächlich überflutet werden“, sagt Bojanowski zu BILD. „Schon heute befinden sich viele Landstriche unterhalb der Wasserlinie, ohne unterzugehen. Die Menschen haben sich angepasst. Doch solche Lichtblicke fehlen in den Prognosen oft.“
Solche eingefärbten Karten der amerikanischen Organisation Climate Central zeigen, welche Städte unterhalb des Meeresspiegels liegen könnten
Foto: Climate Central
So etwa in den Niederlanden: Dort schütze ein ausgeklügeltes Deichsystem seit Jahrhunderten ganze Landesteile. Ein Sechstel des Landes wurde dem Meer sogar abgerungen. Der Leiter der niederländischen Küstenschutzbehörde sagte im Interview: „Technisch könnten wir selbst einen Anstieg um fünf Meter bewältigen.“
Solche Karten, die Küstenschutzmaßnahmen dokumentieren, seien realistischer, sagt Bojanowski
Foto: Infografik WELT
Bojanowski räumt ein, dass der Anstieg des Meeresspiegels Küstenländer vor große Herausforderungen stellt. Aber: Bangladesch etwa sei besser gewappnet, als viele denken. Der inzwischen verstorbene Klimaforscher Saleemul Huq erklärte über sein Heimatland: „Wir haben akzeptiert, dass wir uns anpassen müssen.“ Salztolerante Pflanzen, neue Bewässerung, Deichbau – alles längst im Einsatz.
Übrigens erhält der Vorsitzende von Climate Central laut Insidern ein angebliches Jahresgehalt in Höhe von 250.000 Dollar. Clima Central wird von Stiftungen wie der MacArthur Foundation gefördert. Deren Direktor Jorgen Thomsen sagt: „Wir befürworten einen vollumfänglichen Ansatz bei unserer Unterstützung von Klimalösungen. Dazu gehören der rasche Ausbau erneuerbarer Energien und die Begrenzung von Treibhausgasemissionen.“
Dramatisch anmutende Meeresspiegel-Prognosen kämen da gerade recht, sagt Bojanowsi. Der beliebteste Weltuntergang verkaufe sich eben besonders gut.
Das aktuelle Buch von Axel Bojanowski erzählt ermutigende Geschichten über den Zustand der Welt
Foto: Westend
Zur Person
Axel Bojanowski ist Chefreporter bei WELT und berichtet seit mehr als zwei Jahrzehnten über Klimaforschung, Geowissenschaften, Umweltpolitik. Er schrieb u.a. den Bestseller „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“. Bojanowskis Texte erscheinen auch regelmäßig in BILD.