Berlin/Hamburg – Irre Wendung im Bürgermeister-Zoff!

Hamburg will ausreisepflichtige Afghanen gemäß der Dublin-Regeln nach Schweden abgeben. Doch dies geht nur in den ersten sechs Monaten. Fünf Hamburger Afghanen flüchten in das Kirchenasyl einer evangelischen Kirche in Berlin. Dort holt sie die Berliner Polizei – offenbar anders als in Hamburg – trotz gerichtlichem Durchsuchungsbeschluss nicht heraus. Nach Ablauf der Überstellungsfrist geht es dann zurück nach Hamburg und die Hansestadt muss blechen. Es folgt Duldung auf Duldung für die Afghanen.

In Hamburg wartet man auf eine Beantwortung von Peter Tschenschers drei­seitigem Wutbrief vom 15. Juli. Er hatte „Systematischer Missbrauch des Kirchenasyls“ kritisiert, Tschenscher ist sehr besorgt, dass im Fall Morteza H. (26) die schwedische Rücknahmepflicht am Sonntag verstreicht. Doch dann passiert in Berlin eine Überraschung!

Diese drei Afghanen aus Hamburg waren in Berlin im Kirchenasyl, darunter Morteza H. (rechts)

Der Christ Morteza H. aus Afghanistan war in Berlin im Kirchenasyl

Foto: Neda Navaee / DER SPIEGEL

▶ An diesem Montag verließ H. die Kirche, ging in kurzer Hose auf die andere Straßenseite und wurde von der Berliner Polizei geschnappt – ohne dass die Polizisten Kirchräume weisungswidrig hätten betreten müssen.

Danach ging es für H. in die Abschiebehaft nach Glückstadt (Schleswig-Holstein). Von dort ging es zum Flughafen München, Terminal 2. Am Donnerstagmorgen brachten Bundespolizisten den Afghanen mit einem Lufthansa-Linienflug nach Stockholm. Wiedereinreisesperre: Fünf Jahre!

Ein Sprecher der Hamburger Innenbehörde bestätigt auf BILD-Anfrage: „H. wurde nach kurzer Abschiebehaft am Donnerstag nach Schweden überstellt.“

In Berlin-Steglitz sorgt sich der Pastor um die Anliegen afghanischer Taufbewerber

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Foto: Google Maps

Nach Medienberichten wohnte H. mit zwei anderen Afghanen aus Hamburg in einem Sechsbettzimmer unter dem Kirchenschiff der Dreieinigkeitskirche. Den Tag verbringen sie dort angeblich mit Beten, Bibellesen und Deutsch lernen.

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H. tanzt schon seit Jahren Behörden in Schweden und Deutschland auf der Nase herum! Schweden hat seinen Asylantrag zweimal abgelehnt. Ende 2023 kommt er nach Deutschland. Hier klagt er gegen seinen ersten Dublinbescheid: Die Hamburger Ausländerbehörde schiebt ihn Ende Mai 2024 nach Schweden ab. Zusätzlich bekommt er zwei Jahre Einreisesperre für Deutschland aufgebrummt. Aber das ist ihm egal.

Am 21. Januar 2025 steht er bei Behörden in Hamburg wieder auf der Matte. Diese sagen ihm am 7. Februar 2025, dass er wieder nach Schweden muss. Er packt seine Sachen und flieht nach Berlin ins Kirchenasyl. Dort wollte er sich bis 3. August verstecken. Doch ihm fehlte die Geduld.

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Bei seinem Landsmann Golam A. (54) hatte der Trick geklappt. Der lebt nach Ablauf seiner Dublinfrist am 10. Juli wieder in Hamburg.

Der Hamburger Erste Bürgermeister Tschentscher schrieb: „Das Zusammenwirken von Kirchengemeinden und Berliner Polizei verhindert den Vollzug von Recht und Gesetz.“ Ausnahme: Ein Kirchenasylant spaziert durch Berlin und rennt der Polizei in die Arme.