Bevor Borussia Mönchengladbach gegen den FC Valencia spielte, zeigte das Geburtstagskind, was es hat. Alle zehn Trophäen und viele, viele tolle Fußballer, die in seiner 125 Jahre langen Geschichte eine Rolle spielten. Ein Borussia-Who-is-Who fand sich vor dem Anpfiff auf dem Spielfeld ein – und oben auf der Tribüne gab es noch einige mehr aus sieben Generationen Gladbach.
Die, die dann gegen den FC Valencia spielten, waren also unter genauer Beobachtung, schließlich sind Ex-Spieler immer gern auch Kritiker der Gegenwart. Erst mal aber ging es um die Vergangenheit, darum, in einer Feierstunde zu würdigen, was Borussia ausmacht. „Borussia Mönchengladbach ist einer der größten deutschen Vereine“, sagte Hans-Joachim Watzke, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußball-Liga. Und setzte einen Maßstab für die Zukunft. „Borussia Mönchengladbach hätte es verdient, wieder international zu spielen.“
International war es zumindest mal zum Jubiläum mit dem FC Valencia, für den Präsident Rainer Bonhof von 1978 bis 1980 spielte. „Wir putzen sie 1:0“, sagte Bonhof vor dem Anpfiff am Ende der Feierlichkeiten im VIP-Bereich des Stadions. Drinnen gab es nach der Jubiläums-Zeremonie eine sehenswerte Choreografie der Fans zum Geburtstag ihres Herzensvereins. „Die Seele brennt“, sang das ganze Stadion inbrünstig. Dann gab es die Nagelprobe gegen Valencia – in den weißen Jubiläumstrikots mit goldenem Schriftzug.
Nicht dabei war der Japaner Ko Itakura, der offiziell wegen eines Infekts fehlte. Der Abwehrchef wird umworben von mehreren Klubs aus den Niederlanden, die PSV Eindhoven ist ebenso interessiert wie Ajax Amsterdam und, so ist zu hören, Feyenoord Rotterdam. Aktuell, so die Information unserer Redaktion, gibt es noch kein Angebot, das Borussia überzeugt. Dass Itakura vielleicht schon in den nächsten Tagen wechselt, ist jedoch möglich. Ein zweistelliger Millionenbetrag muss es aber schon sein für die Borussen.
Ohne Itakura bildeten Nico Elvedi und Fabio Chiarodia in der Startformation die Innenverteidigung. Vorn kam Haris Tabakovic zum Borussia-Park-Debüt. Philipp Sander und Rocco Reitz, der Kapitän war, bildeten die Doppelsechs hinter dem Zehner Kevin Stöger. Da dürften einige Hinweise auf die aktuell erste Elf dabei sein.
Dass die Gladbacher noch auf der Suche nach vielen Abläufen sind, war spürbar, das Bemühen war da, doch die Konsequenz im Spiel nach vorn fehlte. Zunächst kam kaum etwas im Strafraum an, Tabakovic wurde nicht brauchbar in Szene gesetzt – bis er den Ball nach einem weiten Schlag Elvedis sicherte, Robin Hack ins Spiel brachte, der mit einem strammen Schuss in der 17. Minute zum 1:0 traf. Hack spielte erstmals in der Vorbereitung. Auch die nächste gute Abschluss-Gelegenheit der Borussen legte Tabakovic auf – der Schuss von Chiarodia flog jedoch genau in die Arme von Valencias Torwart Julen Agirrezabala (44.).
In der Pause wechselte Trainer Gerardo Seoane komplett durch – und Wael Mohya, das hochgelobte Talent, wurde im Strafraum gefoult. Kevin Diks, der nun mit Marvin Friedrich die Innenverteidigung bildete und zuvor in Kopenhagen vielfacher und sicherer Elfmeterschütze war, vollstreckte sicher – vor der Nordkurve. Das war ein passender Stimmungstreiber für die Fans: ein „Fohlen“ macht den Assist, ein Neuling trifft.
Gladbach: Mohya wird am Sonntag untersucht
Bitter: In der 74. Minute verdrehte sich Mohya in einem Zweikampf das Knie, als ein Spanier auf ihn fiel und musste raus. Gladbach spielte in Unterzahl weiter, eine Wechseloption war nicht mehr da. Mohya humpelte mit bandagiertem Gelenk raus in die Katakomben.
„Ich gehe immer vom Positiven aus, hoffe, dass es nichts Schlimmes ist“, sagte Bonhof. Wie schwer es den 16-Jährigen erwischt hat, wird sich am Sonntag erweisen. „Es ist unglücklich, wie ihm der Spieler aufs Knie fällt. Er wird untersucht werden, es kann von einer Überdehnung bis zu einer anderen Verletzung viel sein, aber das wäre jetzt Spekulation“, sagte Seoane. Eine MRT-Untersuchung wird Aufschluss geben, wie es um Mohyas Knie bestellt ist. „Es sieht jetzt so aus, als wäre es eine Verletzung am Innenband. Entweder eine Dehnung oder mehr, das müssen wir dann gucken“, sagte Sportchef Roland Virkus, der anfügte: „Am Anfang war der Schreck da, in der Kabine sah er schon besser aus.“
Zum 2:0-Sieg sagte Bonhof: „Uns tut das Ergebnis gut, auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war gut.“ Seoane ging ins Detail: „Die Kompaktheit und die Bissigkeit waren da. Das war auch ein Thema in dieser Woche. Wir waren offensiv nicht so sorgfältig mit dem Ball, deshalb gab es mehr Spielkontrolle ohne als mit Ball. Die Aggressivität war absolut da. Für die neuen Spieler und die jungen Spieler war es positiv, schon so ein Heimspiel zu haben.“
Seoane: „Wir lassen uns nicht blenden vom Resultat“
Jenseits der Verletzung des Hoffnungsträgers Mohya zog Seoane ein positives Fazit des Abends, ja des gesamten Wochenendes. Für ihn war das Ergebnis in diesem besonderen Spiel wichtiger als sonst in Testspielen.
Gleichwohl sieht er noch Handlungsbedarf in der vorletzten Woche der Vorbereitung, an deren Ende das doppelte Spiel in Brentford wartet. „Es war ein sehr gelungenes Wochenende. Fußballinhaltlich haben wir noch viele Themen aufzuarbeiten, da lassen wir uns nicht blenden vom Resultat“, sagte Seoane.
Der Abend endete mit einem Feuerwerk. Das brannten vorher die Borussen nicht ab, doch der Vortrag war in Ordnung. „Das Resultat gibt den Feierlichkeiten einen schönen Abschluss. Es ist wahrscheinlich einmalig, dass man drei Wochen vor dem ersten Spieltag eine volle Hütte hat“, sagte der Trainer.