Beim 3:2-Erfolg gegen Münster war der junge KSC-Stürmer Louey Ben Farhat an fast allen wichtigen Aktionen beteiligt. Nach dem Spiel zeigte sich der 19-Jährige zurückhaltend.
Das Spiel war längst zu Ende, als im Karlsruher Wildpark der Interview-Marathon für Trainer und Spieler begann. Während der medienerfahrene Trainer Christian Eichner entspannt die Fragen beantwortete, tauchten plötzlich zwei KSC-Spieler gemeinsam in der sogenannten Mixed-Zone auf: die Torschützen Lilian Egloff und Louey Ben Farhat. „Louey ist noch relativ neu in dem Business,“ erklärte Egloff, während sein Teamkollege etwas schüchtern mit den Fingern an der Nase nestelte. „Er hat noch etwas Angst, deshalb bin ich wie ein großer Bruder für ihn.“ Dabei massierte Egloff fürsorglich mit seiner Hand Farhats Nacken und sagte: „Ich helfe ihm ein bisschen.“
KSC-Teamkollege Egloff über Ben Farhat: „Er wird mal ein ganz Großer“
Der 19-jährige Farhat bestätigte, dass „Lilian es mir einfacher macht“, ein Interview zu geben. „Ich bin einfach stolz und glücklich“, sagte er strahlend nach diesem 3:2-Erfolg, dem er mit wichtigen Aktionen seinen Stempel aufgedrückt hatte. Farhat dankte seinem Teamkollegen, der kurz vor Spielende den entscheidenden Treffer erzielt hatte. „Lilian hilft mir immer auf dem Trainingsplatz und dafür bin ich ihm sehr dankbar.“ Egloff gab den Dank zurück und fügte einen Ratschlag hinzu: „Louey soll weiter jeden Tag hart arbeiten, immer Spaß haben – und dann wird das mal ein ganz Großer.“
Besser hätte die Saison für Louey Ben Farhat nicht beginnen können. Es lief die 7. Minute. David Herold brachte eine Karlsruher Ecke vor das Tor der Münsteraner. Der 19-jährige Offensivspieler des KSC lauerte am hinteren Pfosten und hielt nach einer Verlängerung von Wanitzek im richtigen Moment seinen Fuß rein. Die frühe 1:0-Führung für den Karlsruher SC. Der Wildpark tobte. 30.000 Fans jubelten dem Shooting-Star im Team von Cheftrainer Christian Eichner zu. Sofort wurden Erinnerungen an den 13. April 2025 wach. Nach 12 Sekunden erzielte „Lu“ (so sein Spitzname) sein erstes Zweitligator. Der Gegner damals: Preußen Münster.
Am Samstag legte der im schwäbischen Waiblingen aufgewachsene Farhat 15 Minuten später nach. Der technisch versierte Angreifer kontrollierte einen weiten Schlag aus der eigenen Abwehr aus der Luft und bediente seinen Kapitän Marvin Wanitzek neben sich. Wanitzek ließ Münsters Torhüter Schenk mit einem Wackler aussteigen und schob lässig zum 2:0 ein. Was für ein furioser Saisonauftakt für den KSC. Zwei Tore, zwei Torbeteiligungen durch Louey Ben Farhat.
Nach dem 1:2-Anschlusstreffer durch Amenyido (32.) wurde das Spiel ausgeglichener, der KSC verlor etwas die Spielkontrolle und konnte froh sein, mit einer Führung in die Kabine zu gehen. Nach dem Wechsel war der KSC-Youngster Farhat wieder an einer spielentscheidenden Situation beteiligt. Münster hatte nach 62 Minuten einen langen Ball unfreiwillig in Richtung eigenes Tor gebracht. Ben Farhat nahm den Ball auf, narrte Gegenspieler Koulis und wurde vom Innenverteidiger mit einem Foul gebremst. Da Koulis letzter Mann war, zückte Schiedsrichter Kampka die Rote Karte. Der KSC war nun in Überzahl, konnte dies aber nicht entscheidend nutzen.
Nach dem 2:2-Ausgleich durch Münsters Lars Lokotsch (80.) roch alles nach einem Remis im Wildpark. Aber in der 88. Minute packte Lilian Egloff seine rechte Klebe aus und zimmerte den Ball aus 14 Metern ins obere linke Eck des Gäste-Tors. Kurz darauf musste er, von Krämpfen geplagt und gefeiert von den Fans, den Platz verlassen. Auch Shooting Star Ben Farhat war nach Spielende platt. 11,2 Kilometer war er in diesem Spiel gerannt, Höchstgeschwindigkeit 30,95 km/h. Gemeinsam mit dem Team ließ er sich nach diesem Auftaktsieg feiern. Der Deutsch-Tunesier war körperlich durch, aber innerlich glücklich.
Sendung am So., 3.8.2025 21:45 Uhr, SWR Sport, SWR