Die Straße am Hamburger Stadtpark wird nun nach zwei Menschen benannt, die sich gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten eingesetzt haben. Der Umbenennung ging ein langer, kontroverser Prozess voraus.
Die Hindenburgstraße in Hamburg-Nord trägt ab sofort einen neuen Namen: Der nördliche Abschnitt heißt nun offiziell Traute-Lafrenz-Straße, der südliche wird in die bereits bestehende Otto-Wels-Straße integriert. Damit will die Hansestadt ein deutliches Zeichen für Demokratie und gegen das Vergessen setzen – und verabschiedet sich endgültig vom umstrittenen Namensgeber Paul von Hindenburg, der 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte.
Am Freitag wurden die neuen Straßenschilder feierlich enthüllt. Die Umbenennung ist das Ergebnis einer langen, teils kontrovers geführten Debatte über den Umgang mit historischen Straßennamen. Nun erinnern zwei neue Namen an Persönlichkeiten, die für ihren mutigen Einsatz gegen das NS-Regime stehen.
Die gebürtige Hamburgerin Traute Lafrenz (1919–2023) war Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Während des Nationalsozialismus setzte sie sich aktiv gegen das Regime ein, wurde verhaftet und überlebte nur knapp das Kriegsende. Nach ihrer Befreiung durch amerikanische Truppen emigrierte sie in die USA, wo sie eine Schule für Kinder mit geistigen Behinderungen leitete. Die neue Traute-Lafrenz-Straße verläuft von der U-Bahnstation Alsterdorf über die Alsterkrugchaussee bis zur Obenhauptstraße.
Bei einer Gedenkveranstaltung in der evangelischen Martin-Luther-Kirche in Alsterdorf würdigten Vertreterinnen der Stadt Lafrenz’ Lebensleistung. Bezirksamtsleiterin Bettina Schomburg (SPD) betonte: „Endlich bringen wir das mutige Engagement von Traute Lafrenz für Freiheit, Demokratie und ihren aktiven Widerstand gegen das Nazi-Regime sichtbar in die Gegenwart unserer Stadtgesellschaft.“
Auch Kulturstaatsrätin Jana Schiedek (SPD) hob die Bedeutung der Umbenennung hervor: „Dass mit Traute Lafrenz nun eine Widerstandskämpferin und mutige Hamburgerin geehrt wird, ist eine wichtige und richtige Entscheidung.“ Zusammen mit der Otto-Wels-Straße erinnere man nun an zwei Menschen, „deren Biografien kaum unterschiedlicher sein könnten und die doch beide entschlossen und mutig für Demokratie und Menschlichkeit eintraten“.
Otto Wels (1873–1939), langjähriger SPD-Vorsitzender, wurde durch seine letzte freie Rede im Reichstag am 23. März 1933 bekannt, in der er sich gegen das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten stellte. Bereits 2013 war ein Teil der Hindenburgstraße nach ihm benannt worden. Mit der aktuellen Erweiterung wird nun auch der südliche Abschnitt bis zum Jahnring in die Otto-Wels-Straße integriert.
jlau