Stand: 02.08.2025 19:49 Uhr

Nikola Katic von Schalke 04 hat sich eine Gehirnerschütterung zugezogen – und spielte gegen Hertha trotzdem weiter. Der Klub sieht die Verantwortung dafür beim vierten Offiziellen. Der DFB spricht in einer Stellungnahme von „Missverständnissen“.

Wie die Königsblauen am Samstag mitteilten, verbrachte der Abwehrspieler die Nacht unter ärztlicher Beobachtung, konnte aber bereits am Morgen nach Hause entlassen werden. Bis auf Weiteres werde er nicht am Training teilnehmen und vom medizinischen Team betreut. Katic war am Freitagabend kurz vor Spielschluss von Abwehr-Kollege Mertcan Ayhan mit dem Fuß am Kopf getroffen worden.

Arzt sprach sich gegen Weiterspielen aus

Katic blutete am Ohr und musste minutenlang behandelt werden. „Er sah ein bisschen benommen aus“, sagte Torhüter Loris Karius im Anschluss – doch Katic kehrte auf das Spielfeld zurück und sah kurze Zeit später die Gelb-Rote Karte aufgrund eines Handspiels (90.+8). „Der Doktor hat ganz klar gesagt: Du kommst nicht rein. Es ist sicherlich eine Gehirnerschütterung“, erklärte Trainer Miron Muslic bei „Sky“ und führte aus: „Aber Nikola ist ein alter Krieger. Ich glaube, da hat er seinen Kopf verloren.“

Laut DFL-Statuten muss der Verdacht einer Gehirnerschütterung durch Tests ausgeräumt sein, bevor ein Spieler weiterspielen darf – und dies explizit vom Teamarzt an den Schiedsrichter kommuniziert sein. „Nach der Behandlung auf dem Platz hatte der Mannschaftsarzt gegenüber dem Vierten Offiziellen signalisiert, dass Nikola Katic nach seiner ärztlichen Einschätzung nicht weiter spielen könne“, hieß es in einer Mitteilung des FC Schalke 04.

Kommunikation mit Schiedsrichter-Team „problematisch“

Nach Vereinsangaben sei die Kommunikation mit dem Vierten Offiziellen in der hektischen Schlussphase „problematisch“ gewesen, bereits am Abend habe es einen Austausch mit dem Schiedsrichter-Team gegeben, der am Samstag mit der DFB Schiri GmbH fortgesetzt wurde. Diesen Austausch bestätigte der DFB auf WDR-Anfrage: „Es waren sachliche und zielführende Gespräche, die dem gegenseitigen Verständnis dienten und lösungsorientiert waren.“

Der DFB sprach in ihrem Statement auf WDR-Anfrage von „kommunikativen Missverständnisse“. Die Schiedsrichter-Abteilung des Verbands argumentiert mit einer „hektischen Schlussphase, in der der vierte Offizielle noch mit der Beruhigung der Hertha-Bank zu tun hatte“ und erklärt weiter: „Ein mögliches Veto des Mannschaftsarztes des FC Schalke 04 hat er nicht wahrgenommen und ist für ihn auch nicht deutlich geworden, als der Spieler im Beisein des Arztes auf das Zeichen des Schiedsrichters zum Wiedereintritt wartete.“

Auf Videomaterial ist deutlich zu sehen, wie der Schalker Mannschaftsarzt mit dem vierten Offiziellen spricht, mit dem Zeigefinger hin- und herwinkt und „Nein“ anzeigt und dem Spieler „No!“ zuruft.

Warum lässt der Klub den Spieler spielen?

Der Fall wirft auch die Frage auf, wieso die Vereinsverantwortlichen den Einschätzungen des Mannschaftsarztes nicht gefolgt sind und Katic aus dem Spiel genommen haben. Schalke 04 sprach in seiner Mitteilung davon, dass niemand „Katic habe aufhalten können.“ Eine WDR-Nachfrage hierzu ist noch nicht beantwortet worden.

Der DFB möchte zukünftig solche Fälle auf jeden Fall verhindern und kündigte an: „Verein und Schiri GmbH nehmen diesen Fall als Anlass, bestehende Prozesse im Spielbetrieb zu schärfen – immer mit dem Schutz der Spielergesundheit im Mittelpunkt aller Anstrengungen.“ Katic hatte in seinem Pflichtspiel-Debüt zuvor das zwischenzeitliche 2:0 erzielt. Die nächste Begegnung beim 1. FC Kaiserslautern am kommenden Samstag wird er aufgrund seiner Sperre in jedem Fall verpassen.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen sid und dpa
  • WDR-Anfrage an die DFB Schiri GmbH

Westdeutscher Rundfunk